Eröffnet wurde das Residenzcafe im Jahre 1912 zusammen mit einem der ersten Lichtspieltheater in Coburg, dem Apollotheater im Hause Judengasse Nr. 2. Vorher befand sich in dem Gebäude eine Papiergroßhandlung samt Druckerei. Das Cafe befand sich seinerzeit im 1. Obergeschoss des Hauses, das Erdgeschoss war für das Kino reserviert. Als 1922 das Apollotheater geschlossen wurde, zog das Resi ins Parterre. Zu dem Zeitpunkt war das Resi ein normales Kaffeehaus, dass von den Coburgern angenommen wurde. Eine Besonderheit, die den heutigen Cafés völlig abhanden gekommen ist, waren die Kaffeehauskonzerte im Resi. Sie sollten den Kern für das spätere Tanzcafé bilden.
1922 zog der erste Inhaber des Residenzcafes, der Kaufmann Albert Probst, mit seiner Lokalität vom 1. Stock in die freigewordenen Räume des Apollotheaters um. Dies war die Geburtsstunde des Residenzcafes als Tanzlokal. Von nun an traten Musikgruppen auf, die moderne Musik spielten. Vor allem die aufkommende Jazz-Musik aus den USA und der sich daraus entwickelte Charleston-Tanz sprachen die jungen Leute an. Ein Hauch der "Goldenen Zwanziger Jahre" durchwehte Coburg und die Judengasse. Das Geschäft war sogar dermaßen einträglich, dass Albert Probst 1930 das Haus Judengasse Nr. 2 kaufen konnte. Vorher gehörte das Anwesen der Familie Scheler, die auch das Apollotheater betrieben hatten.
Doch zogen bald dunkle Wolken über das Tanzlokal auf, als 1933 die Nationalsozialisten in Deutschland an die Macht kamen. Sie betrachteten Jazzmusik als "entartete Kunst", die als solche schließlich verboten wurde. Aus diesen Gründen hatten die Nazis bereits seit ihrer Machtübernahme in Coburg argwöhnisch auf das erfolgreiche Tanzlokal geblickt. Nachdem sie nun über die Macht verfügten, konnten sie dem Treiben ein Ende setzen. Von nun an durfte nur noch die Musik gespielt werden, welche von der Reichskulturkammer in Berlin freigegeben wurde. Gleichzeitig mussten die auftretenden Künstler der Reichsmusikkammer angehören und waren verpflichtet, nur die von der Staatsmacht erlaubten Musikstile zu spielen. In dieser Situation gab Albert Probst das Lokal an den Gastronomen Willy Fischer ab, der das Resi während der Nazizeit trotz der Verbote erfolgreich weiter führen konnte.
Als die amerikanischen Streitkräfte 1945 Coburg besetzten, wurden in der Folgezeit die zahlreichen Musik-Verbote der Nazizeit wieder aufgehoben. Endlich erklangen wieder Swing- und Jazztöne im Resi, welches dadurch bei den hier stationierten amerikanischen Soldaten äußerst beliebt wurde. Aber nicht nur wegen der Musik gingen die Soldaten dort hin. Vor allem die deutschen Mädchen, die sogenannten "Frauleins" hatten es ihnen angetan. Und so kamen soziale Kontakte zustande, die von den amerikanischen Vorgesetzten zunächst verboten und später dann misstrauisch beäugt wurden. Auch bei den jungen Frauen war das "Resi" beliebt, denn hier bekam man Kontakt zu den Amerikanern. Von solchen Beziehungen versprach man sich persönliche Vorteile bezüglich Essen, Kleidung und anderen lebensnotwendigen Dingen. Alles dies war nach dem verlorenen Zweiten Weltkrieg Mangelware geworden. Diese Umstände hatten zur Folge, dass das Residenzcafe einen etwas zweifelhaften Ruf bekam, besonders bei den älteren Coburgern. Andererseits trieb der Bekannheitsgrad des "Resi" schon seltsame Blüten, auch über Jahrzehnte hinaus. Ein Beispiel hierfür ist ein Urlaubserlebnis eines Coburger Ehepaares, das Anfang der Achtziger Jahre die USA besuchte und bei einer Fahrt durch die Berge Kaliforniens von einem etwas älteren Polizisten während einer Kontrolle gefragt wurde: "Gibt es das Resi denn noch?".
Das ist alles sehr informativ, danke schon mal. Zwei Fragen dazu - Das Thema Nazis wurde ja schon angesprochen. Wurde nie in Erwägung gezogen, den Namen der Straße - Judengasse - zu ändern? Und - seit wann heißt die Straße denn so, ist das bekannt?
Scotty, die Judengasse war doch in "Marktgasse" umbenannt worden. Bekannt ist aber auch, das während des 2.W.K.eine dort ansässige Schlosserei ihre Rechnungen unter der Anschrift "Judengasse" verschickte! Wahrscheinlich hat man das alles nicht so ernst genommen? Und der "Spuk" war ja im Sommer 45 wieder vorbei , obwohl ja geplant war, das es 1000 Jahre gelten sollte!