Euskirchen

#1 von gerd , 04.01.2014 09:36

...da hat es ja gestern bei Euskirchen wieder mächtig gekracht!
Das wird nicht das letzte "Teufelsei" sein, wo im Boden steckt!....
Dabei erinnere ich an ähnlichen Fall, als bei der Verlegung/Neubau der A 3 bei Aschaffenburg auch eine Bombe hoch ging und der Baggerfahrer ums leben kam. Und jahrelang ist dort der Verkehr darüber gedonnert....

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RE: Euskirchen

#2 von Stammbus , 04.01.2014 10:00

Bombenfunde aus dem 2. Weltkrieg, teilweise sogar Munitionsfunde aus dem 1. Weltkrieg, gibt es Hunderte im Jahr in Deutschland. Während meiner Hamburger Zeit stieß nicht einmal 1 km von meinem Wohnort entfernt ein Siedler bei Gartenarbeiten mit dem Spaten auf eine Bombe, die dicht am Fundament seines Hauses lag.

In Göttingen sind im Jahr 2010 sogar drei Bombenentschärfer ums Leben gekommen, und zwei weitere wurden schwer verletzt, als der Langzeitzünder ausgelöst wurde.

Im vielen deutschen Städten wird vor jeder Neubebauung eines Grundstücks erst einmal auf mögliche Bombenfunde untersucht.

Da kann Coburg von Glück reden, dass es nur wenige Bombenangriffe erlebt hat, vermutlich ist die Gefahr entsprechend gering.


 
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RE: Euskirchen

#3 von gerd , 04.01.2014 10:59

Bei unseren Recherchen, welche Rolf und ich über die Radarstation hier betrieben haben, konnten wir auf Luftaufnahmen zurück greifen, welche damals US Aufklärer über dem Gebiet dort gemacht hatten.
In diesen Zusammenhang ist eine "Luftdatenbank" sehr hilfreich, die in Zusammenarbeit mit entsprechenden Stellen in den USA und England eine Vielzahl von Aufnahmen vorhält, auf die der Kampfmittel Räumdienst und Gemeinden zurück greifen können, wenn z.B. ein Neubaugebiet erschlossen werden soll.
Hierbei gibt es bei der Auswertung der Fotos Spezialisten die aus den Luftbildern erkennen können, welche Bomben detoniert oder noch als Blindgänger im Boden sind!

Und trotzdem kommt es immer wieder zu solch schrecklichen Unfällen, wie gestern in Euskirchen!

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RE: Euskirchen

#4 von alter Coburger , 04.01.2014 14:54

Ich habe einmal einen Artikel gelesen, das die Länderregierungen über genaue Informationen verfügen, wo Bomben (laut Luftaufnahmen der Amerikaner)liegen, die nicht explodiert sind. Um keine Panik zu erzeugen sind diese Informationen aber geheim, da einige (oder auch viele) unter bereits kurz nach dem Krieg gebauten Gebäuden oder auch Straßen liegen. Wenn man sie nicht berührt sollen sie ungefährlich sein. Seit vielen Jahren werden diese Unterlagen bei Ausweisung von neuen Wohn- oder Gewerbegebieten von der zuständigen Behörde aber eingesehen.

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RE: Euskirchen

#5 von gerd , 04.01.2014 16:27

Über diese besagte "Luftbild Datenbank" (ein privates Unternehmen in Würzburg) hinaus, gibt es auch in München so eine Stelle, wo man Luftbilder erwerben kann. Die lassen sich die Leute aber gut bezahlen.

Wenn man sich ein wenig mit der Technik dieser "Teufelseier" befasst und den Aufbau der Zünder ansieht, fragt man sich das da nicht schon mehr passiert ist?

Weil man sich nicht sicher war, das Bomben mit der Spitze aufschlagen, entwickelten die Alliierten sogenannte "Kopf und Bodenzünder". Gefährlich ( nicht nur) für das Personal sind Langzeitzünder oder sogenannte Säurezünder. Hier sollte beim Aufschlag der Bombe eine Glasampulle in der sich eine Säure befand, zerdrückt werden. Die Säure lief in einen Wattebausch, durchtränkte den. Dieser Wattebausch lag auf einer Pertinaxscheibe auf und die wieder auf einer Stahlkugel, die eine gespannte Feder fest hielt....
Wenn nun der Säure getränkte Wattebausch die Pertinaxscheibe aufgelöst hatte, wurde dadurch die Stahlkugel frei, gab die gespannte Feder frei , dadurch wurde ein Schlagbolzen aktiviert, der wiederum auf ein Zündhütchen traf und somit die Bombe zur Detonation brachte
Die Zeitspanne vom zerbrechen der Ampulle bis zum auftreffen des Schlagbolzen konnte man berechnen. So ist es vorgekommen das ein Luftangriff schon lange vorbei war, die Rettungskräfte und Helfer vor Ort waren und plötzlich eine Bombe mit Langzeitzünder hoch ging....(oder bald 68 Jahre später wie gestern in Euskirchen)
Beim aufladen der Bomben in die Flugzeuge waren die zahlreichen Bomben an Bord der Maschinen noch nicht "scharf". Erst als sich die Bombenschächte an den Flugzeugen öffneten und die Bomben ausgeklinkt wurden , setzte sich ein kleiner Windflügel am hinteren Ende der Bombe(oder auch vorne) in Bewegung und begann sich zu drehen...dabei drehte er einen Bolzen in die Bombe hinein, welche den Aufschlagzünder aktivierte der dann beim Aufschlag auf den Boden oder Haus ..die Bombe zur Detonation brachte ..oder auch nicht!..
Viele Bomben schlugen seitlich auf und blieben so liegen....manche sind in weichen Boden aufgeschlagen und der Zünder wurde ,obwohl scharf, nicht aktiviert...Blindgänger!
Durch die Zusammenarbeit untereinander USA-England- Deutschland ist es heute möglich für den Kampfmittelräumdienst zu erfahren, um welche Bombenzünder es sich handelt. Trotzdem bleibt es für die Feuerwerker, wie man die Leute gerne bezeichnete bis heute eine Arbeit auf Leben und Tod...
Viele Bomben welche noch im Boden stecken könnten nun nach so langer Zeit durch Rost beschädigt werden und explodieren.
Bedenkt man ,was alles an Kriegsmunition in der Ostsee versenkt wurde und durch das Wasser geschädigt wird??...


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RE: Euskirchen

#6 von Stammbus , 04.01.2014 21:43

Zitat von gerd im Beitrag #5

Bedenkt man ,was alles an Kriegsmunition in der Ostsee versenkt wurde und durch das Wasser geschädigt wird??...



https://www.google.de/search?q=versenkte...8OcmotAa-24HADQ

 
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RE: Euskirchen

#7 von Stammbus , 05.01.2014 11:23

Hier noch ein interessanter Artikel zum Thema:

http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensc...n-a-941723.html

(auch wenn es glücklicherweise Coburg nicht zu betreffen scheint)

 
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RE: Euskirchen

#8 von gerd , 05.01.2014 14:01

...bei den von Stammbus gezeigten Bericht, ist das Unglück an der A 3 bei Aschaffenburg 2006 zu sehen, wo ähnlich wie in Euskirchen auch der Baggerfahrer getötet wurde.


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RE: Euskirchen

#9 von gerd , 05.01.2014 14:07

...wir dürfen froh sein, das die Coburger Ecke von Groß-Bombardierungen verschont blieb.....

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RE: Euskirchen

#10 von gerd , 05.01.2014 15:33

Liest man über Blindgänger- Beseitigung welche während des 2.W.K oft unmittelbar nach Luftangriffen begannen, ist man geneigt zu fragen, was den Menschen alles einfällt, im Fall einer kriegerischen Auseinandersetzung, den "Gegner auszuschalten ".
Als die Bombardierungen verstärkt über dem Reichsgebiet begannen und dabei auch zahllose Bombenblindgänger liegen blieben, standen die Männer von den Räumdiensten vor dem Problem, um was für Zünder es sich bei den Englischen und Amerikanischen Bomben handelte. Beim herausschrauben von Zündern, soweit das möglich war kam es dabei oft zu Unfällen, die für das Personal tödlich endete. Teilweise wurden für die Freilegung von Blindgängern Gefangene aus Zuchthäusern eingesetzt!....
Konnten von den Räumdiensten Zünder ausgebaut werden ,mussten die Feuerwerker einen Bericht darüber verfassen und an eine zentrale Dienststelle melden. Die Zünder wurden genau untersucht, es wurden Zeichnungen angefertigt und davon Kopien an die Räumdienste im Land verteilt. Großteils waren in den Englischen und Amerikanischen Bomben immer wieder die gleichen Zünder eingebaut worden und da diese Bomben, worinnen die Zünder eingeschraubt waren, alle neu waren, sie sich leicht heraus schrauben ließen! (sofern sie nicht beschädigt waren!)
Dann begannen die Alliierten damit spezielle Bombenzünder zu entwickeln und die auch einzubauen . So gab es z.B. Zünder ,welche mit einer "Ausbausperre" versehen waren...Versuchte man den Zünder heraus zu schrauben ...detonierte dabei die Bombe! Anhand von Bomben, welche zerplatzt waren, also nicht detoniert, was auch vor kam,konnten die Räumdienste diese Sonderzünder unter die Lupe nehmen und hier an solchen Bomben das Verfahren einer "Kruppfräse " anwenden. Hier wurde auf dem Bombenkörper ein Kreisschneider aufgesetzt der im Stahlmantel ein Loch hinein schnitt, danach wurde der Sprengstoff mittels Wasser heraus gespült.
Bei weiteren Bomben wurden Langzeitzünder eingebaut, welche mit einer normalen 6 V Batterie bestückt waren. Auch hier mussten erst einmal die Räumdienste den Zünder untersuchen ehe man etwas dagegen unternehmen konnte...Waren diese Zünder bekannt, setzten die Feuerwerker auf den Bombenspitzen spezielle Blechtrichter auf, in die sie Trockeneis füllten, damit nach einer gewissen Zeit die Batterie ausschalteten und den Zünder somit ausbauen konnten!....
Dann entwickelten die Feuerwerker sogenannte "Raketengeräte". Es war ein Metallring, an dem 4 "Flügel" mit kleinen Düsen angeschweisst waren. Das Gerät wurde über den Zünder vorne an der Bombe fest geschraubt und sollte nach Zündung der vier Düsen durch Drehung bewirken, das der Zünder schneller herausgedreht wurde, als der Schlagbolzen Zeit hatte, auf das Zündhütchen zu treffen um die Bombe auszulösen!! .....
Diese Maßnahmen waren aber alles nur Notbehelfe.....
Heute scheint bei schwierigen Bombenfunden das sogenannte "Wasserstrahlschneideverfahren" zum Einsatz zu kommen.
Wie das geht....Wikipedia.....

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