Alle weiteren Gebäude sind deutlich nach 1955 entstanden.
Einen Exkurs soll es aber noch geben und zwar zu den Häusern Neustadter Straße 34 und 36, welche das "Ulmannsgut" umfassen.
Das jahrhundertelang ausmärkische Anwesen und städtische Lehen hieß im 14./15. Jahrhundert Nuwendorf, was auf eine spätmittelalterliche Neugründung hindeutet, und beherbergte die Vogtei zu Neudörfles. Der Altort "Altdörfles" (heute Dörfles-Esbach) liegt in geringer Entfernung. 1419 kam Nuwendorf unter der Bezeichnung "Sebastiansgut" von Conrad zu Coburg an die Saalfelder Propstei in Coburg und wechselte bis 1858/65 mehrmals die Pächter bzw. Besitzer.
Im Zuge der Gemeindegebietsreform wurde der Ortsteil der Gemeinde Dörfles-Esbach am 1. Juli 1976 nach Coburg eingemeindet. 1989 erwarb die Stadt Coburg die meisten Äcker von Neudörfles als Gewerbeflächen zur Betriebsansiedlung. Dadurch hat das Gut mit seinem Landschaftsgarten eine Ausdehnung von nur noch sechs Hektar, stellt aber immer noch den zweitgrößten Privatpark Coburgs dar und ist zum Landschaftsschutzgebiet mit Biotop erklärt worden.
Der Gutshof war der Mittelpunkt von Neudörfles, der seine herrschaftliche Gestaltung 1866 mit dem Neubau des Herrenhauses erhielt. Die Einfahrt in den Wirtschaftshof markiert ein um 1860/70 entstandener Gusseisenzaun mit geschwungenem Gittertor und der Initiale U (Ulmann). Das älteste Gebäude des Ensembles ist das 1633 erbaute zweigeschossige Walmdachhaus (Nr. 34), das zunächst der Mittelpunkt der Gewanne Neudörfles gewesen sein wird. Das im Erdgeschoss aus Ziegeln auf einem gestuften Sandsteinsockel erbaute Haus mit sechs zu drei Achsen im Fachwerkobergeschoss und mit Holzziegeldeckung gehört zum Wirtschaftshof.
Der im Wirtschaftshof aufgestellte Brunnentrog mit Wappen wird in die Entstehungszeit des Walmdachhauses im 17. Jh. datiert. Die teilweise im 19. Jahrhundert entstandenen Ökonomiegebäude bewahrten Strukturen und Details der alten Ausstattung wie Eisensäulen mit Kelchkapitellen und preußische Kappengewölbe. Als besonderes historisches Zeugnis ist der Göpel, der Pferdeantrieb zum kornmahlen, zu erwähnen. Auf der Westseite der Ökonomie steht eine zweigeschossige Scheuer aus Fachwerk mit Ziegelausfachung, mittlerer Durchfahrt in den westlichen Park und zwei vorspringenden Flügelbauten, der rechte im Erdgeschoss aus sauberem Sandsteinquaderwerk, der linke mit zwei Einfahrtstoren.
Nach dem Übergang des damals auch Krämershof genannten Gutes an den Weimarer Bruno Ulmann 1858/65 wurde das Areal auf 135 Hektar vergrößert. Ulmann ließ sich 1866 von Georg Rothbart ein neues spät-, bzw. neuklassizistisches, standesgemäßes Herrenhaus (Nr. 36) errichten, das sogenannte Kleine Schloss, als Mittelpunkt des damals auch neu angelegten englischen Landschaftsgartens, des sogenannten Ulmannparks. Dieses Herrenhaus konnte in seiner Einrichtung mit historischen Möbeln und Bildern den Charakter und das Wohngefühl eines herrschaftlichen Gutshofes in vorzüglicher Weise bewahren.
Für die Anlage des englischen Landschaftsgartens um 1860/70 musste die Flößerfläche an der Itz reguliert bzw. verlegt werden. Durch den Wechsel von besonnten Grünflächen und verschatteten Gehölzern, die Einbeziehung der Itz in die Landschaftsgestaltung mit ihrer Überquerung durch einen freitragenden Holzsteg und das geschwungene Wegenetz präsentiert er sich trotz seiner Geländeeinbußen als gut erhaltene Anlage. Der Park ist von ortsgeschichtlicher Bedeutung, da er - den Aufzeichnungen der Familienchronik zufolge - gerne von Königin Victoria von England bei ihren Coburger Aufenthalten aufgesucht wurde. Ein schattiger Platz unter einer alten Eiche an der heutigen Rosenauer Straße, dem damaligen Winterweg von der Ehrenburg nach der Rosenau, soll einer ihrer Lieblingsrastpunkte gewesen sein. Sie war von der Schönheit des Baumes so angetan, dass sie Herzog Ernst II. bat, denjenigen mit einer Geldstrafe von 10 Gulden zu belegen, der die Eiche fällen würde.
Da normalerweise keine Besichtigung das Ulmann-Gutes möglich ist, möchte ich die mir gebotene Möglichkeit nutzen, hier ein paar aktuelle Fotos einzustellen:
Hier zunächst die beiden Eingangstore in der Neustadter und Rosenauer Straße:
das golden "U" für Ulmann:Neustadter Str. 34+36, Ulmann-Gut, 19.12.2019 (7).JPG - Bild entfernt (keine Rechte)Neustadter Str. 34+36, Ulmann-Gut, 19.12.2019 (33).JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Das "Walmdachhaus" (Neustadter Straße 34), erbaut 1633:
Neustadter Str. 34+36, Ulmann-Gut, 19.12.2019 (1).JPG - Bild entfernt (keine Rechte)Neustadter Str. 34+36, Ulmann-Gut, 19.12.2019 (3).JPG - Bild entfernt (keine Rechte)Neustadter Str. 34+36, Ulmann-Gut, 19.12.2019 (4).JPG - Bild entfernt (keine Rechte)Neustadter Str. 34+36, Ulmann-Gut, 19.12.2019 (6).JPG - Bild entfernt (keine Rechte)Neustadter Str. 34+36, Ulmann-Gut, 19.12.2019 (9).JPG - Bild entfernt (keine Rechte)Neustadter Str. 34+36, Ulmann-Gut, 19.12.2019 (10).JPG - Bild entfernt (keine Rechte)Neustadter Str. 34+36, Ulmann-Gut, 19.12.2019 (11).JPG - Bild entfernt (keine Rechte)Neustadter Str. 34+36, Ulmann-Gut, 19.12.2019 (12).JPG - Bild entfernt (keine Rechte)Neustadter Str. 34+36, Ulmann-Gut, 19.12.2019 (13).JPG - Bild entfernt (keine Rechte)Neustadter Str. 34+36, Ulmann-Gut, 19.12.2019 (24).JPG - Bild entfernt (keine Rechte)Neustadter Str. 34+36, Ulmann-Gut, 19.12.2019 (25).JPG - Bild entfernt (keine Rechte)Neustadter Str. 34+36, Ulmann-Gut, 19.12.2019 (28).JPG - Bild entfernt (keine Rechte)Neustadter Str. 34+36, Ulmann-Gut, 19.12.2019 (29).JPG - Bild entfernt (keine Rechte)Neustadter Str. 34+36, Ulmann-Gut, 19.12.2019 (30).JPG - Bild entfernt (keine Rechte)Neustadter Str. 34+36, Ulmann-Gut, 19.12.2019 (31).JPG - Bild entfernt (keine Rechte)Neustadter Str. 34+36, Ulmann-Gut, 19.12.2019, a (7).JPG - Bild entfernt (keine Rechte)Neustadter Str. 34+36, Ulmann-Gut, 19.12.2019, a (8).JPG - Bild entfernt (keine Rechte)Neustadter Str. 34+36, Ulmann-Gut, 19.12.2019, a (9).JPG - Bild entfernt (keine Rechte)Neustadter Str. 34+36, Ulmann-Gut, 19.12.2019 (b9) - Kopie.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Park mit Brücke über die Itz (die Brücke wurde vor ca. 3 Jahren erneuert):
Neustadter Str. 34+36, Ulmann-Gut, 19.12.2019 (34).JPG - Bild entfernt (keine Rechte)Neustadter Str. 34+36, Ulmann-Gut, 19.12.2019 (22).JPG - Bild entfernt (keine Rechte)Neustadter Str. 34+36, Ulmann-Gut, 19.12.2019, a (5).JPG - Bild entfernt (keine Rechte)Neustadter Str. 34+36, Ulmann-Gut, 19.12.2019 (20).JPG - Bild entfernt (keine Rechte)Neustadter Str. 34+36, Ulmann-Gut, 19.12.2019 (21).JPG - Bild entfernt (keine Rechte)Neustadter Str. 34+36, Ulmann-Gut, 19.12.2019 (14).JPG - Bild entfernt (keine Rechte)Neustadter Str. 34+36, Ulmann-Gut, 19.12.2019 (19).JPG - Bild entfernt (keine Rechte)alte Itzbrücke im Park:Neustadter Straße 34+36, Ulmann-Gut, alte Itzbrücke.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Durch die persönliche Inaugenscheinnahme und ein Gespräch mit Frau Ulmann wird deutlich, dass die Instandhaltung der Wirtschaftsgebäude des Ulmann-Gutes immer schwieriger wird; z.T. muss schon von Baufälligkeit gesprochen werden.
Danke für die Bilder Wird das Ulmann-Gut denn noch bewirtschaftet oder nur noch bewohnt? Hab das noch im Gedächtnis, dass das Gut irgendwas mit der Sturm's Brauerei zu tun hatte ... und das Frau Ulmann mal die Parfümerie in der Herrngasse hatte ... oder verwechsel ich da jetzt was?