RE: Ehemalige Grenze zur DDR-Grabfeld-Königshofen

#11 von gerd , 16.06.2017 16:30

Die Tatsachen zeigen, daß es sich um ein System von Provokationen handelt, durch die von den USA die nationalen und internationalen Spannungen bewußt verstärkt werden. Nachdem bereits am 21.Februar USA -Soldaten einen Volkspolizisten ermordet hatten, drangen zu diesem Zweck auch am 28.Februar und am 1.März USA-Gangster in das Gebiet der DDR ein, um weitere Provokationen zu verüben. Am 2.März abends drang abermals eine amerikanische Truppeneinheit in das Gebiet unserer Republik ein, überwältigte die Volkspolizisten Schmidt und Janello, schleppte sie über die DM Linie und ermordete sie vor dem Haus Obersuhl Nr. 43
Folgende Tatsachen widerlegen klar und eindeutig die amerikanische Behauptung, wonach die beiden Volkspolizisten im Verlauf eines Feuergefechts erschossen worden seien:
Am 3.März wurden die Leichen der ermordeten Volkspolizisten und ihre Dienstwaffen durch Angehörige der amerikanischen Besatzung an der DM Linie übergeben. (Siehe hierzu das Foto im Beitrag von Stammbus!)Eine sofortige Untersuchung ergab einwandfrei, das aus den beiden Waffen der ermordeten Volkspolizisten kein Schuß abgegeben worden ist. Die zu den Waffen gehörende Munition war vollständig vorhanden.
Die Obduktion des Volkspolizei-Wachtmeisters Schmidt ergab, das er mit einem stumpfen Gegenstand (Kolben Hieb) nieder geschlagen und dann mit einem Schuß in die Brust getötet worden war.(Hierzu sind in meinen besagten Buch zwei Fotos zu sehen, die aber m. M. nach für eine Veröffentlichung hier nicht geeignet sind!)
Der Tod des Volkspolizei-Wachtmeisters Janello war durch zwei Schüsse in den Rücken verursacht, die er erhielt, als er sich vor den amerikanischen Mördern retten wollte.
In dem Haus Obersuhl Nr. 43,vor dem der Mord geschah, wohnt ein gewisser Eisenberg, der von Schiebungen und unkontrollierbaren Geschäften lebt und bereits am Morgen des 8.März von zwei amerikanischen Soldaten besucht wurde, die ihm eine große Menge Zigaretten brachten. Eisenberg wurde von USA-Soldaten nach dem Mord
mitgenommen.
Die ungefähr 12 Meter ostwärts der DM-Linie festgestellten Spuren lassen erkennen, daß ein Ringen stattgefunden haben muß, bei dem die beiden Volkspolizisten überwältigt wurden und dann über die Demarkationslinie geschleppt und ermordet worden sind.
Die zur Zeit in diesem Abschnitt diensttuende amerikanische Einheit ist erst vor sechs Wochen nach einer entsprechenden Ausbildung im "Killen" aus Texas nach Deutschland gebracht und hier eingesetzt worden.
Offen sprechen die Einwohner der auf der amerikanischen Seite gelegenen Ortschaften davon, das alle bisher verübten Morde von den gleichen Amerikanern ausgeführt wurden.!.....
f.folgt.

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RE: Ehemalige Grenze zur DDR-Grabfeld-Königshofen

#12 von gerd , 16.06.2017 21:57

Aus all diesen Tatsachen ergibt sich, daß es sich um eine ganze Kette von Provokationen handelt, die mit Mord und Gewaltdaten die friedliche Lösung der deutschen Frage und die Verständigung aller deutschen Patrioten zur Erhaltung des Friedens und Wiederherstellung der Einheit Deutschlands verhindern und auf deutschen Boden ein zweites Korea schaffen wollen. Das wird nicht gelingen! Die viehische Ermordung von drei deutschen Patrioten wird den Kampf der Deutschen in Ost und West gegen die amerikanischen Imperialisten noch verstärken. Ganz Deutschland ruft: Ami go home!
(Siehe Stasi- Akte mit 14 Fotos. MfS Zentralarchiv Allg. P 9389/56)
" 1948 bestand in Obersuhl (auf BRD -Gebiet) eine Telefonvermittlung der Bundespost. In dem gleichen DM-nahem Haus wohnte ein Herr Behrends, der der Spionage verdächtigt und von der US-Constabulary überwacht wurde. Die Telefonistinnen wurden häufig von den beiden Grepo-Wachtmeistern Schmidt und Janello besucht . Als eine Streife der US -Constabulary eines Tages das Haus betrat, um den Behrends zu verhaften, stieß sie auf die beiden Grepo-Wachtmeister. Diese griffen nach ihren abgelegten Waffen, worauf die US-Constabulary sofort das Feuer eröffneten. Ein Wachtmeister war sofort tot, der andere konnte noch auf die Straße fliehen, wo er zusammengeschossen wurde. Der Arzt, Dr. Kaufmann (jetzt noch im Obersuhl)leistete erste Hilfe, jedoch vergeblich. Die beiden Toten wurden von US-Dienststellen mit militärischen Ehren an die SBZ-Behörden übergeben.
In einem weiteren Schreiben an das Grenzschutzkommando Mitte schickt der BGS ca. am 17.9. nach Einsicht in die Berichte des Zollgrenzkommisariats Obersuhl noch folgendes nach:
Am 2.3.1951 gegen 21.30 Uhr befanden sich im Haus der Witwe Gliehm zwei Wachtmeister der VP. Beide Wachtmeister sollen in der Küche beim Herd gesessen haben. Ihre Gewehre trugen sie am langen Riemen um den Hals. Amerikanische Soldaten umstellten das Haus und drangen überraschend in die Küche ein. Sie verhafteten die beiden VP-Angehörigen. Beim Abführen der VP soll ein amerikanischer Soldat sich bedroht gefühlt haben und von seiner Waffe Gebrauch gemacht haben. Es läßt sich heute nicht mehr klären, ob wirklich die VP einen Fluchtversuch unternehmen wollten. Der Vorfall spielte sich zwischen Küchentür und Haustür in einem engen Hausflur ab. Einer der Wachtmeister soll sofort zusammengebrochen sein, während es dem anderen gelang, ins Freie zu fliehen. Ein amerikanischer Soldat soll ihm nachgelaufen sein und aus seinem Gewehr eine Schuß abgegeben haben. Dieser Schuß wurde von zwei Zollassistenten gehört, die sich in ihrer Freizeit in Obersuhl aufhielten. Beide liefen in Richtung des gehörten Schusses und fanden in der Nähe des heutigen Bus-Depots einen VP, der sich an einem Zaun festhielt. Dieser rief den beiden Zollassistenten zu:
"Kamerad, nicht schießen ich bin schwer verwundet". Beide Zollassistenten gingen zum VP hin, sahen das er verwundet war und brachten ihn zu Dr .med .Kaufmann, der seine Praxis in der alten Bürgermeisterei hatte. Dort wurde festgestellt, daß der Verwundete blutigen Schaum vor dem Mund hatte und während des Transportes gestorben war. Während der wenigen Minuten, die die beiden Zollbeamten in der Praxis des Dr. Kaufmann waren, erschienen mehrere amerikanische Offiziere und Soldaten. Beide Zollassistenten entfernten sich daraufhin.
Bis heute sind sie weder von ihren Dienstvorgesetzten, von der Polizei oder von einer amerikanischen Behörde zu den Vorfällen gehört oder vernommen worden"(aus Akte Estel-Staw Meinigen)
Eine verwirrende Geschichte erschließt sich da aus den Akten. Viele Dinge werden kontrovers dargestellt, teilweise durch die Ermittlungsschwierigkeiten der DDR-Ermittler, die den Tatort nicht einsehen konnten und in ihrer Darstellung des Tathergangs, dem auch der ADN-Bericht weitgehend folgt, auf Hörensagen angewiesen sind!
Folgendes scheint jedoch festzustehen:
Seit der Tötung von Wachtmeister Liebs bei Pferdsdorf am 21.2.1951 vollzieht sich eine Kette von Provokationen östlicher Grenzorgane durch US-amerikanische Armeeangehörige.
Die Tat geschah auf dem Gebiet der Bundesrepublik vor oder in dem Haus Nr.43 in Obersuhl
Die Tötung erfolgte ohne aktive Gegenwehr durch Schmidt und Janello.
Eine Verfolgung oder gar Ahndung der Tat auf Westlicher Seite ist nicht aktenkundig!
Über weitere Details der Geschichte läßt sich trefflich spekulieren:
Was hatten die beiden Grenzpolizisten im Westen zu suchen?
Waren sie wirklich solche "Tugendlämmer",wie der DDR-Untersuchungsbericht behauptet?Ging es um den Besuch der immerhin bereits 29 und 31 Jahre alten Grenzer bei den Telefonistinnen, wie der BGS berichtet, oder um den Besuch bei einer Witwe,-deren Name in den Akten des Zollgrenzdienstes auftaucht?
Ging es bei diesem Mordfall gar um Spionage im Zusammenhang mit einem Herrn Behrend, wie sich aus den BGS-Unterlagen erschließen könnte ? Oder trieben Schwarzmarktgeschäfte mit einen Herrn Eisenberg die beiden Grepo die wenigen Meter über die Grenze, wie der Abschlußbericht der Landesbehörde der Volkspolizei vom 12.3. durchklingen läßt?
War den beiden Ost-Grenzern von den Amerikanern eine Falle gestellt worden? War es ein zufälliges Aufeinandertreffen?
Die Unterlagen geben Raum für jede Darstellung. Der kalte Krieg und die Grenze hatte zwei spektakuläre Opfer gefunden!
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...7.März 1951...
Die Trauerfeier für den Grenzpolizisten Werner Schmidt gestaltet sich in Meiningen zu einer wahren Protestkundgebung gegen die imperealistischen Kriegstreiber und ihre Helfershelfer. Tausende Bürger danken dem Totem für seinen Einsatz für den Frieden.....(SED I)
...28.Mai 1951..
Die ersten BGS Beamten rücken in die Unterkunft St. Hubertus in Lübeck ein. Zunächst werden 10 000 Beamte eingestellt
...28.September 1951...
Die motorisierte Grenzschutzabteilung Süd II des BGS bezieht die Hindenburgkaserne in Coburg.
...21.Nov.1951..
Schwerer Grenzzwischenfall an der Zonengrenze bei Tremersdorf/Straßensperre Weihersmühle nördlich von Coburg.
Sowjetzonale Volkspolizei beschießt ein mit Flüchtlingen besetztes Fahrzeug und verletzt hierbei bundesdeutsches Hoheitsgebiet...
...1951 ..
Die Bayerische Grenzpolizei zählt 193 Flüchtlinge aus der Ostzone.
...1.Januar 1952..
Die Sowjetposten werden aus dem Grenzdienst gezogen. Dafür werden die Volkspolizei-Posten ,meist aus Thüringen, verachtfacht(!)Jetzt kommen die VOPO aus der gesamtem SBZ. Wetterfeste Baracken werden gebaut.
In Streufdorf wird die erste LPG im Landkreis Hildburghausen gegründet.
f.folgt.


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RE: Ehemalige Grenze zur DDR-Grabfeld-Königshofen

#13 von Stammbus , 16.06.2017 22:10

Zitat von gerd im Beitrag #11
Die Obduktion des Volkspolizei-Wachtmeisters Schmidt ergab, das er mit einem stumpfen Gegenstand (Kolben Hieb) nieder geschlagen und dann mit einem Schuß in die Brust getötet worden war.(Hierzu sind in meinen besagten Buch zwei Fotos zu sehen, die aber m. M. nach für eine Veröffentlichung hier nicht geeignet sind!)


Danke für die Bilder und Deine Mail, Gerd. Die Fotos sind in der Tat nicht "jugendfrei".

Unabhängig von den widersprüchlichen Darstellungen nicht nur zwischen Ost und West, sondern auch und gerade zwischen westlichen Berichten: Die Teilung Deutschlands war noch frisch, die Entfremdung noch nicht fortgeschritten. Es war Nachkriegs-Mangelzeit, die Grenze noch mehr oder weniger offen, es wurde sicherlich von beiden Seiten viel Schwarzhandel betrieben, auch andere "zwischenmenschliche Aspekte" mögen mitgespielt haben. Andererseits war der Kalte Krieg am Hochkochen, im Sommer 1950 hatte der Koreakrieg https://de.wikipedia.org/wiki/Koreakrieg begonnen, die Furcht vor einem 3. Weltkrieg war groß.


 
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RE: Ehemalige Grenze zur DDR-Grabfeld-Königshofen

#14 von gerd , 17.06.2017 07:50

15.Mai 1952-27.Juni 1953...
Um die Grenzen in den Westen noch dichter und undurchdringlicher zu machen, wird das Gerücht verbreitet, die Westdeutschen würden ihre Zonengrenze zu einer Staatsgrenze umwandeln und entlang der DL Sperrgebiete einrichten. In der Presse, vor allem im Organ der sowjetischen Besatzungsmacht , dem NEUEN DEUTSCHLAND, werden von der Regierung Gegenmaßnahmen gefordert. Die Grenzpolizei wird zur "strafferen Führung" dem Ministerium für Staatssicherheit (MfS) unterstellt und in Deutsche Grenzpolizei (DGP) umbenannt . Weitere sowjetische Offiziere nehmen eine Beratertätigkeit auf. Das ist mehr als eine organisatorische Maßnahme , es bedeutet ein politisches Signal nach innen und außen . Sie beinhaltet die Intensivierung der Grenzsicherung und die Fluchtverhinderung zum Westen.
Betriebsbelegschaften werden mit LKW an die Zonengrenze geschafft, um dort Schneisen in die Wälder zu schlagen und gefälltes Holz beiseite zu schaffen. Sogar die Frauen der Schokoladenfabrik Mauxion in Saalfeld werden in weißen Arbeitsmänteln zum Einsatz gebracht. Fast alle begeben sich anfangs über die Zonengrenze, um in den anliegenden Ortschaften einzukaufen und Verwandte zu besuchen. In den folgenden Tagen werden die Überwachungsposten verstärkt , so daß keine Lücken zum Durchschlüpfen mehr vorhanden sind.-(Wenige Jahre zuvor wurden ja auch "Volksgenossen" zum ausheben von Panzergräben verpflichtet...und dabei waren sicher auch Leute, die eine Schaufel oder Spaten nur von Bildern her kannten...!)
Zu dem Zeitpunkt wird auch bei Hermannsfeld die Grenze verbreitert und es sind viele Fremdarbeiter aus Zella-Mehlis und Suhl da, welche in Hermannsfeld auf den beiden Tanzböden übernachten müssen.
Bis Mai 1952 arbeiten etwa 60 Männer aus Reichenbach(Ofr.)in den Schiefergruben in Lehesten(Thür.)Dann wird die Zonengrenze wegen der angeblichen Spione völlig abgeriegelt , die Männer werden arbeitslos.(Quelle kaufmann)
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RE: Ehemalige Grenze zur DDR-Grabfeld-Königshofen

#15 von gerd , 17.06.2017 20:05

Bis 1951 arbeiten noch Arbeiter aus den ostzonalen Nachbardörfern Neuenbau und Judenbach in Tettau. Sie kaufen an jedem Freitag, wenn Zahltag ist ,in den Kaufläden von Tettau ein, diese Waren verkaufen sie in ihren Wohnorten zu bestehenden Umtauschwert , manchmal sogar noch teurer . Daher kommen in diesen Dörfern Neid und Abneigung gegen die Arbeiter auf , weil sie mit ihren Westmark wesentlich besser gestellt sind. Die -ostzonalen- Grenzpolizisten aus Sachsen lassen sie immer wieder ungeschoren passieren.
Im Herbst 1951 wird in Gräfenthal ein Kommandeur der Deutschen Grenzpolizei mit den Kommandostellen Heinersdorf, Neuenbau, Spechtsbrunn und Probstzella eingesetzt . Die Arbeiter aus den Grenzdörfern der SBZ, die bisher noch im westzonalen Tettau Arbeit fanden , werden nun aufgefordert, ihre Grenzpassierscheine sofort in der Gemeinde abzugeben und nicht mehr zu ihrer Arbeitsstelle im Westen zu gehen. Darauf entschließen sich viele, ihre Heimat zu verlassen!

1951...
Der Bundesgrenzschutz wird als eine dem Bundesministerium des Inneren unterstellte Sonderpolizei geschaffen, seine Aufgaben bestehen in der Sicherung des Grenzgebiets gegen unberechtigte Grenzübertritte sowie in der Verhinderung von Störungen der öffentlichen Sicherheit und Ordnung.
In Bayern tritt das Gesetz 131 in Kraft. Es besagt, daß alle Beamten, die von der Spruchkammer als unbelastet eingestuft wurden, wieder in den Staatsdienst aufgenommen werden können. Der Tettauer Grenzpolizeistation werden 2,der Inspektion 12 wiedereingestellte Beamte zugeteilt. Diese Wiedereinstellung führt zu Verdruß bei den ab 1946 eingestellten Beamten, weil die 131er alte Zöpfe aus dem III. Reich einführen wollen.

Mai 1952...Die Bundesrepublik unterzeichnet am 26.Mai 1952 den Deutschlandvertrag(Aufhebung des Besatzungsstatus) und tritt der Europäischen Verteidigungsgemeinschaft (EVG) bei. Als Reaktion darauf erläßt die DDR die Verordnung über "Maßnahmen an der Demarkationslinie zwischen der DDR und den westlichen Besatzungszonen"
Das bedeutet Einrichtung der -5- km Sperrzone, der 500-m-Zone und des 10-m- Streifens. Sperre der Eisenbahnstrecken, der Fernstraßen, Autobahnen, Landstraßen, Gemeindewege und privater Wirtschaftswege.
Schießbefehl nach Anruf auf alle Personen, die den 10-m- Kontrollstreifen betreten.
Die Eisenbahnlinie Mellrichstadt-Meinigen (Hauptstrecke Stuttgart-Eisenach) wir unterbrochen.

27. Mai 1952...
Am 27.Mai 1952 erläßt das MfS in Durchführung einer DDR_ Regierungsverordnung die "Polizeiverordnung über die Einführung einer besonderen Ordnung an der Demarkationslinie". Das ist der Beginn einer systematischen Absperrung der DDR mit dem Hauptziel, die Fluchtbewegung von Ost nach West zu unterbinden. Flüchtlinge aus der DDR sind nunmehr gezwungen den Weg über Westberlin zu nehmen; auf Grund des Vier-Mächte -Status ist hier ein überschreiten der Sektorengrenze erlaubt. Die wichtigsten Punkte der Polizeiverordnung des MfS vom Mai 1952 lauten:

"§ 1.Die entlang der Demarkationslinie zwischen der DDR und Westdeutschland festgelegte Sperrzone umfaßt einen 10 m breiten Kontrollstreifen unmittelbar an der Demarkationslinie, anschließend einen etwa 500 m breiten Schutzstreifen unmittelbar an der Demarkationslinie und dann eine etwa 5 km breite Sperrzone."

§ 4.Das überschreiten des 10 m Kontrollstreifens ist für alle Personen verboten. Personen, die versuchen, den Kontrollstreifen in Richtung DDR oder Westdeutschland zu überschreiten, werden von den Grenzkontrollstreifen festgenommen. Bei Nichtbefolgung der Anordnungen der Grenzstreife wird von der Schußwaffe gebrach gemacht"
In den Folgewochen werden mehrere tausend Menschen zwangsweise aus der Sperrzone ausgeseidelt (Aktion "Ungeziefer")
Viele betroffene fliehen noch in den Westen....
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RE: Ehemalige Grenze zur DDR-Grabfeld-Königshofen

#16 von gerd , 18.06.2017 17:00

...27. Mai 1952...
Um der drohenden Zwangsräumung des unmittelbar an der Zonengrenze bei Grüsselbach gelegenen Fischerhofes durch die VOPO zuvorzukommen, hat der Besitzer des Hofes in der Nacht zum Mittwoch sein großes Anwesen völlig im Stich gelassen und ist mit seiner fünfköpfigen Familie in die BRD geflohen....

...28.Mai 1952
Der Zollassistent Wels überschreitet bei Eußenhausen versehentlich die bayerisch-thüringische Grenze, wird verhaftet und nach 14 Tagen im Austausch gegen Karabiner und Fahrrad eines geflüchteten thüringischen VOPO über die Grenze freigelassen.


29.Mai 1952.....
Für die Bevölkerung der Grenzkreise gibt es Vergünstigungen:
Gemäß der "Anordnung der Regierung vom 27.5.1952 über die Vergünstigungen für die in der Sperrzone wohnende Bevölkerung" gibt es z.B. Lohn- und Gehaltszuschläge von 15%,erhalten Rentenempfänger einen Zuschlag von 10.- Mark, wurden Zusatzlebensmittelkarten(!) ausgegeben, die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln und Industriewaren im Sperrgebiet verbessert, gibt es Schulgeldbefreiung, wird die Veranlagung zur Ablieferung landwirtschaftlicher Erzeugnisse gesenkt. Die Vergünstigungen bleiben bis in die 80er Jahre bestehen!
Ein Bericht im Staatsarchiv Meiningen über die Vergünstigungen für die in der Sperrzone wohnende Bevölkerung betrifft die Kreise Eisenach, Heiligenstadt, Mühlhausen, Nordhausen und Worbis.(Quelle Staatsarchiv)

5.Juni 1952....

GA 52/53 Heinersdorf, (PA 620 815 VIP-Landeplatz)
war früher ein Holzverladeplatz an der Bahnlinie Pressig -Tettau, die auf einer Länge von 6,8 km über Thüringer Gebiet verlief; sie wurde am 29.5.1952 durch die DDR gesperrt, der Zugverkehr von und zu den Glashütten nach Tettau damit unterbrochen. Gleisreste sind auf Bundesgebiet heute noch sichtbar! Die Bundesbahn betrieb daher viele Jahre in Tettau eine "Inselbahn". Diese wurde mittels "Culemeyer-Transporten" (Verladung von Güterwagen auf schwere Tieflader) von Steinbach a. W. aus über die Strasse bedient.
Von der Bahnlinie Pressig -Tettau abhängig war auch die Fa. Carl, die den rechts am Hang liegenden und noch erkennbaren Steinbruch betrieb und in Heinersdorf bis in die 50er Jahre angesiedelt war. Ihr blieb mit ihren 300 Beschäftigten nur die Flucht in den Westen.(Quelle BGS Co)
Unweit von Schauberg , an dieser Bahnlinie gelegen, stürzte ein Mannschaft LKW der DDR Grenztruppen einen Steilhang hinab. Dabei gab es Tote.
Hilfe dazu, von Westdeutscher Seite aus, wurde von der DDR abgelehnt. An der Strasse nach Tettau befindet sich heute ein Gedenkstein.(Hierüber wurde schon einmal im CMF berichtet)
Die größte Fluchtwelle fand am 5.6.1952 statt. Gegen 5.00 Uhr früh hatte die VOPO eine Zwangsevakuierungsaktion für "politisch nicht zuverlässige Einwohner" von Heinersdorf angekündigt und die Personalausweise der Betroffenen eingezogen. Sie sollten ins Hinterland zwangsevakuiert werden.
Im Verlauf des Tages kamen ca. 130 Personen als Flüchtlinge in den Landkreis Kronach, auch dann noch, als die VOPO die Straßensperre Welitsch/Heinersdorf abgeriegelt hatte.(Ein Rest der "Heinersdorfer Mauer" -ehemalige Grenzbefestigung-ist dort noch als Denkmal erhalten)
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RE: Ehemalige Grenze zur DDR-Grabfeld-Königshofen

#17 von Rolf Metzner , 18.06.2017 17:19

Zitat von gerd im Beitrag #16

........der Zugverkehr von und zu den Glashütten nach Tettau damit unterbrochen......Die Bundesbahn betrieb daher viele Jahre in Tettau eine "Inselbahn". Diese wurde mittels "Culemeyer-Transporten" (Verladung von Güterwagen auf schwere Tieflader) von Steinbach a. W. aus über die Strasse bedient........


Culemeyer-Verladung an der Tettauer Glashütte mit Kaelble-Zugmaschine:


 
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RE: Ehemalige Grenze zur DDR-Grabfeld-Königshofen

#18 von Stammbus , 18.06.2017 21:53

Zitat von gerd im Beitrag #15


Mai 1952...Die Bundesrepublik unterzeichnet am 26.Mai 1952 den Deutschlandvertrag(Aufhebung des Besatzungsstatus) und tritt der Europäischen Verteidigungsgemeinschaft (EVG) bei. Als Reaktion darauf erläßt die DDR die Verordnung über "Maßnahmen an der Demarkationslinie zwischen der DDR und den westlichen Besatzungszonen"





Hier ist diese Verordnung:

http://www.verfassungen.de/de/ddr/demark...erordnung52.htm

 
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RE: Ehemalige Grenze zur DDR-Grabfeld-Königshofen

#19 von gerd , 18.06.2017 22:34

Im Juni 1952 entschließen sich alle Bewohner des kleinen Dörfchens Liebau, geschlossen bei Nacht über die Grenze in die Bundesrepublik zu fliehen. Sie sollten evakuiert werden. Die meisten von ihnen siedelten sich im bayerischen Wörlsdorf-ihrem Heimatort unmittelbar gegenüber an.(BGS -Co)

18.Juni 1952...
Zu den Schutzmaßnahmen an der Demarkationslinie.
Berlin.
Die Bevölkerung an der Demarkationslinie mit Westdeutschland liegenden Kreise hat allerorts den Beschluß...mit großer Genugtuung aufgenommen . Sie bringt ihre
Befriedigung über die Regierungsverordnung zum Ausdruck, aufgrund derer ihr bedeutende steuerliche Vergünstigungen, die Erhöhung der Löhne und Gehälter für Arbeiter und Angestellte, Erhöhung der Renten sowie eine bessere Versorgung gewährt wird. In der letzten Zeit werden jedoch durch feindliche Elemente verleumderische Gerüchte in Umlauf gesetzt, wonach aus den Ortschaften die in dem Fünf -Kilometer-Streifen an der Demarkationslinie liegen, eine Massenaussiedlung von Einwohnern durchgeführt werden soll. Die Haltlosigkeit dieser Gerüchte sind offensichtlich. Wie aus wohlunterrichteten Kreisen verlautet, sind keinerlei Aussiedlungen aus den Ortschaften, die im Fünf -Kilometer-Gürtel oder in dem 500-Meter-Streifen an der Demarkationslinie liegen, vorgesehen.(ADN)

26.Juni 1952...
Eine vom Leipziger Rundfunksender verbreitete Meldung besagt, das die Enklave Ostheim zur russischen Besatzungszone gehörig bedrachtet wird. Gerüchte berichten vom Einmarsch der Russen. Zur Beruhigung wird in Ostheim eine Hundertschaft Grenzpolizei(Bereitschaftspolizei) stationiert und in der Marktschule unter gebracht. Bürgermeister Artus spricht am 25.6. bei Minister Högner vor. Er, wie auch US-Hochkommissar Mc.Cloy erklären,
daß die Enklave Ostheim nach wie vor dem Land Bayern unterstellt sei.(Stadt Ostheim)

Juni-September 1952....
Ende Mai, Anfang Juni 1952 deuten zahlreiche Hinweise und Informationen darauf hin, daß Sowjetzonale Grenzpolizeieinheiten, verstärkt durch Betriebskampfgruppen versuchen würden, in einer Überraschungsaktion den schmale Korridor zwischen der Exklave Ostheim v.d.Rhön und der Demarkationslinie zu besetzen und so die ehemals thüringische Exklave in die SBZ einzugliedern. In diesem zwischen 1,7 und 10 km breiten Korridor liegen die bayerischen Orte Leubach,Huflar,Rüdenschwinden,Hausen,Oberfladungen,Fladungen,Brüchs,Weimarschmieden,Sands,Ober und Unterfilke, Neustädles, Willmars und Völkershausen.
In enger Zusammenarbeit mit den US-Streikräften ging die GSA Süd II zur polizeilichen Grenzsicherung über.
Sie verhinderte durch ihr entschiedenes Auftreten nicht nur eine schwerwiegende Verletzung der Sicherheit der Grenze und der Grenzbevölkerung, sondern möglicherweise auch weitreichende politische Verwicklungen einer Annexion bayerischen Gebietes durch die SBZ.(Chronik BGS)

3.Juli 1952...
Die fünf Länder der DDR werden aufgelöst und an ihrer Stelle 14 Verwaltungsbezirke geschaffen. Die Kreise verkleinert und ihre Zahl von 132 auf 217 erhöht.
Widerstand gegen den "Aufbau des Sozialismus" wir mit hohen Strafen geahndet. Die Unterdrückung der Kirche wird verschärft. Die sozialen Spannungen werden immer größer, dazu kommt eine ständig ansteigende Versorgungskrise.

Am Morgen des 5.Juni 1952 begann in den DDR-Grenzkreisen die "Aktion Ungeziefer". Aus dem Grenzgebiet konnten sich 1693 Personen dem Regime durch Flucht entziehen. In Thüringen wurden damals insgesamt 3547 Personen zwangsevakuiert. Aus dem Kreis Hildburghausen wurden 22 Familien mit 235 Personen in den Kreis Arnstadt zwangsdeportiert, aus dem Landkreis Meinigen nach Gotha 124 Familien mit 492 Personen, aus dem Kreis Sonneberg nach Jena acht Familien mit 18 Personen und aus dem Kreis Salzungen nach Sondershausen 3 Familien mit 29 Personen. Allerdings werden die Zahlen der Ausgesiedelten oft unterschiedlich angegeben. So stimmt auch die Zahl der insgesamt in Thüringen Ausgesiedelten nicht mit den Aufstellungen der Kreise überein!

29.Juli 1952....
Am 29.Juli 1952 zwischen 16.30 und 16.45 Uhr wurde an der Zonengrenze in der Nähe der Wegsperre Willmars-Stedlingen der 27 jährige Zollgrenzassistent Gerd Palzer von Volkspolizisten erschossen.
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RE: Ehemalige Grenze zur DDR-Grabfeld-Königshofen

#20 von gerd , 20.06.2017 08:59

...Dez. 1952....
Der BGS Coburg setzt zur Verhinderung von Grenzverletzungen durch die SBZ-Grenzpolizei ein Sicherungskommando im Raum Bergmühle-Ebersdorf-Horb ein.(BGS I)
Dez. 1952...
Unmittelbar an der DL und hinter dem gepflügten 10-m-Kontrollstreifen werden weitere einfache Stacheldrahtzäune aufgestellt und im zurückliegenden Gebiet Wachtürme gebaut. Dem "kleinen Grenzverkehr" wird ein Ende gesetzt, indem man den Bauern, Arbeitern und Handwerkern das Pendeln über die Grenze verhindert.(Grepo)

Ende 1952 zählte die Grenzpolizei (ost) bereits 35 000 Mann. Der Dienst in der Grenzpolizei ist nach wie vor formell freiwillig und dauert drei Jahre (untere Verpflichtungszeit)Die SED delegiert vielfach ihre Mitglieder in die Truppe, danach ist eine Karriere in Partei-,Staats-oder Wirtschaftsapparat möglich.

1952...
Nach einer Statistik des Bundesinnenministeriums wurden 48 Personen aus der BRD in die SBZ verschleppt, in 83 Fällen wurde die DL unrechtmäßig in Richtung BRD überschritten, in 12 Fällen kam es durch Versuche von "Grenzbegradigungen" zu Gebietsverletzungen der BRD(Chronik BGS I/80)
(Welch verzwickten Verlauf die Grenze zwischen Bayern und Thüringen oft nahm, ist für den Leser bei "google earth" gut zu erkennen (weiße Linien)....so kam es z.B. nordöstlich von Zimmerau, wo sich bayerisches Gebiet in einen schmalen Streifen nach Thüringen hinein erstreckt zu einer Auseinandersetzung zwischen West- und Ostdeutscher Grenzpolizei....)

.....Die neue Uniform der Bayerischen Grenzpolizei besteht aus olivgrünen Jacken mit schwarzer Kniebundhose und Gebirgsschuhen. Die Bewaffnung des GrePo Tettau besteht aus zwei italienischen Maschinenpistolen und amerikanischen Gewehren. Der Stationsleiter hat als einziger eine Walther-Pistole. Als einer der wenigen GrePo- Stationen besitzt Tettau eine 750er Beiwagenmaschine aus Wehrmachtsbeständen....
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