Ehemalige Grenze zur DDR-Grabfeld-Königshofen

#1 von gerd , 12.06.2017 15:04

Wenngleich das Gebiet, von dem ich hier in loser Reihenfolge den einen oder anderen Bericht bringen will, nicht zum Coburger Land gehört,
ist es nach fast 30 Jahren, nachdem die Grenze gefallen ist ,an der Zeit, sich frühere Ereignisse ins Gedächtnis zurück zu holen.
Ich greife hier mit Genehmigung der Autoren auf diverse Bücher zurück, welche über längere Jahre von ihnen geschrieben und recherchiert wurden.
Hier möchte ich aus dem Buch: "Grenzerfahrungen-Bayern -Thüringen 1945-1971".berichten.
Die Autoren Gerhard Schätzlein sowie Reinhold Albert haben zum Thema zahlreiche Bücher heraus gebracht!
Bei dieser Gelegenheit möchte ich darauf hinweisen, das manche Relikte der ehemaligen Grenze sowie aus dem 2.W.K. dort im Raum Königshofen noch vorhanden sind,
welche man an einen Sonntagsausflug schnell erreichen kann.....

.....Kriegsende...30.Juni 1944,Freitag...
In Behrungen am "Brunkel" entsteht die größte Luftnachrichtenstation Deutschlands.

.....4.Juli 1944,Dienstag...
Die Luftnachrichtenstation am "Brunkel" wird abgebrochen und nach Mendhausen/Irmelshausen verlegt.
Was wurde nun schon unnütz verbaut!(Hier sind heute noch Relikte dieser Station vorhanden und zu sehen. Ebenso das Freiland Grenz Museum Behrungen)

Meiningen wird von Flugzeugen der Allierten bombardiert.Es fallen über 516 Sprengbomben.208 Tote,31 völlig und 254 schwer zerstörte Häuser.Hildburghausen wird bombardiert.Dort fallen ca . 100 Sprengbomben.Ca. 200 Tote sind zu beklagen...
F. folgt.


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RE: Ehemalige Grenze zur DDR-Grabfeld-Königshofen

#2 von gerd , 12.06.2017 17:45

...April 1945...
Südthüringen und Nordfranken werden von Kampfeinheiten, meist Panzertruppen der 3.US Armee besetzt. Hauptstoßrichtung aus den Mainbrückenköpfen Hanau und Aschaffenburg nach Nordosten bis in den Thüringer Wald. Auf deutscher Seite steht den Amerikanern die zu diesem Zeitpunkt nahezu aufgeriebene 7.Armee gegenüber. Kurzzeitiges Hauptquartier der 7. Armee war Schloß Callenberg.
5.April 1945....Meiningen wird nach Beschuss der Amerikaner besetzt.7.April ...Hildburghausen wird um 14.00 Uhr von den Amerikanern besetzt. Das als Kaserne genutzte ehemalige Residenzschloß brennt infolge von Tiefflieger-Bombenabwürfen und Artilleriebeschuß in der Nacht zum 8.April aus.
8.April...Rodach wird durch Tiefflieger bombardiert...
9.April 1945...Einen Tag länger als im übrigen Grabfeld dauert der Krieg in Schwanhausen und Serrfeld. Die Amis kamen am Weißen Sonntag 45 nur bis Sulzdorf, Sternberg, Zimmerau und Rieth. Verletzte oder Tote gab es nicht, beim Einmarsch Schwanhausens fiel kein Schuß.
10.April 1945...Ausgehverbot von Abends 17.30 Uhr bis morgens 07.oo Uhr in Behrungen. Nichtbefolgung wird mit dem Tod bestraft!

10.April 1945....Eisfeld wird von US -Truppen eingenommen.10 Häuser brennen ab, die Kirche wird beschädigt. Nach schweren Beschuss wird Rodach gegen 13.00 Uhr besetzt.7.Mai 1945...Dr. Hermann Brill wird von der US-Militärverwaltung zum thüringischen Regierungspräsident ernannt.
8.Mai 1945...Bedingungslose Kapitulation der Deutschen Wehrmacht....
5.Juni 1945...Deutschland wird innerhalb seiner Grenzen vom Jahr 1937 in vier Besatzungszonen aufgeteilt.
Obwohl die Amerikaner Thüringen besetzt haben, verlassen sie im Juni/Juli 1945 Thüringen um in Berlin mit dem Russen, Engländern und Franzosen präsent zu sein.
Als der Rückzug der Amerikaner aus Sachsen und Thüringen bekannt wird, setzt ein Flüchtlingsstrom von dort nach Bayern ein.
Juni 1945...Nahezu in jeder Gemeinde haben durchmarschierende Deutsche Truppen Kraftfahrzeuge aller Art stehen gelassen. Diese wurden von der Bevölkerung fast vollständig ausgeschlachtet. Nun sollen die vorhandenen Fahrzeuge instandgesetzt und für die Bevölkerung verwendet werden.....
1.Juli 1945...offiziell verlassen die Amerikaner Thüringen...die Russischen Truppen rücken in Thüringen ein.
Eine Grenzpolizei wird im Westen neu aufgestellt. Sie nennt sich "Borderpolice" und besteht aus amerikanischen Soldaten und aus Deutschen, meist ehemalige Soldaten der Wehrmacht..
Von Sachsen kommend, rückt die 8.Gardearmee der Sowjetunion unter Generaloberst Tschuikow nach Thüringen ein.
f.folgt

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RE: Ehemalige Grenze zur DDR-Grabfeld-Königshofen

#3 von gerd , 12.06.2017 21:17

Die Sowjets Rücken in Thüringen ein.
Russen und Deutsche
Mit der Grenzlinie nahmen es die Militärs in den ersten Monaten nach Kriegsende nicht allzu genau. Russische Feldposten ließen sich mit Vorliebe einige hundert Meter tief im Bayerischen nieder. Ausflüge russischer Soldaten auf eigene Faust viele Kilometer ins Bayerische hinein waren keine Seltenheit. Uhren, Schnaps und Fahrräder waren deren bevorzugte Beutestücke.
Mitunter konnte man aber auch auf überaus hilfreiche russische Soldaten treffen. So halfen unmittelbar an der Demarkationslinie bei Schwanhausen, Russen den Bauern bei der Ernte. Sie erhielten als Entlohnung dafür Tabak und Lebensmittel.
Der in Rieth, im Heldburger Unterland tätige ,damalige Pfarrer M. Acker, erinnert sich:
"Einige Tage vor dem ersten Juli 1945 wurde ausgeschellt, Thüringen würde durch die Sowjets besetzt werden. Eine ungeheure Niedergeschlagenheit herrschte bei den Bewohnern. Zu tief war der negative Eindruck, den die damalige Regierung über die Sowjetunion hinterlassen hatte.
Ich kann und muß voraus schicken, daß es so schrecklich nicht geworden ist, wie wir befürchteten.
Rieth erhielt in den ersten Tagen noch keine Besatzung. Erst nach wenigen Tagen kam eine kleine Schar von etwa 20 Mann und ein Leutnant. Das brachte allerdings viel Unruhe in das Dorf. Die Amerikaner hatten sich selber verpflegt, die neuen Herren verlangten alles aus dem Dorf. Bald wurde ein Schaf oder ein Schwein geschlachtet. Milch, Eier, alles mögliche wurde verlangt. In der Nacht kam man zu keiner Ruhe. Man kann sagen, erst gegen Mitternacht wurden die Russen lebendig. Da gab es oft in der Wohnung des Leutnant ein Gelage. Dann ließ er sich um halb zwölf Uhr oder auch später einfallen , an den Türen der Häuser zu klopfen, um wie er sagte zu "gucken" und zu kontrollieren.
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RE: Ehemalige Grenze zur DDR-Grabfeld-Königshofen

#4 von gerd , 13.06.2017 07:20

Die Besatzung, die wir in Rieth hatten wechselte öfters. Jedesmal glaubten wir, die Russen gingen weg, ganz weg, denn sie nahmen auch die Drähte für das Feldtelefon mit. Aber dann kamen andere und spannten neue Drähte....
Die Soldaten drangen mit oder ohne Gewalt in die Bauerhäuser ein und verlangten Bier und Schnaps. Mit dem Bier im Dorf war es bald alle. Es war im Pfarrhaus in der ersten Zeit nicht möglich, Nachtruhe zu finden. Man legte sich angezogen aufs Bett und wartete auf´s Klopfen. Wir waren alle sehr nervös.
An den Dorfgrenzen und Ausgängen wurden Schlagbäume errichtet, die Grenze bei Zimmerau (heute steht dort der "Bayernturm"-Ausflugspunkt) nach Bayern gesperrt. Gleich ausserhalb des Dorfes wurde ein hölzerner Wachtturm errichtet und die Posten konnten die Umgebung übersehen. Die großen Obstgärten an der Straße nach Zimmerau mit der reichen Apfelernte waren nun unerreichbar und den Riethern gingen die Äpfel für das Jahr 1945 an die Russen verloren.
Im September 1945 tauchten die ersten Streifkommandos der russischen Staatspolizei auf . Sie machten überall Hausdurchsuchung, nahmen ein Paar Männer und Mädchen bzw. Frauen, die bei der NSDAP waren mit und verursachten eine große Panik und Angst. Die Verhafteten kamen nach Tagen wieder zurück. Noch mehrere Male waren solche Streifkommandos im Ort und verbreiteten jedesmal Schrecken. Im Pfarrhaus wurden ehemalige Parteigenossen vernommen und warteten im Hof auf ihren Abtransport.
Der größte Teil der Verhafteten ist wieder zurück gekommen, nur der ehemalige Ortsgruppenleiter und ein Anderer sind nicht wieder gekommen. Wo sie sind weiß man nicht...
Nun sind wir schon ein Jahr unter russischer Besatzung. Irgendwelche Gewalttaten an Frauen sind hier nicht vor gekommen. Abgeschlossen sind wir von der übrigen Welt...und seit die Heldburger Bahn abgebaut ist(!),sind wir im Heldburger Unterland ganz einsam. Wir haben wohl einen Autobus nach Hildburghausen, aber weil es mit den Ausweisen und Kontrollen so unsicher ist, fährt man ungern!"
Soweit der Bericht von Pfarrer Ackner aus Rieth.

4.Juli 1945..
Behrungen hat heute russische Besatzung.20 Mann mit 2 Geschützen. Sie kamen mit Panjewagen und wohnen in der Neuen Schule.
Die Grenze nach Bayern ist gesperrt. Die Behrunger müssen rot flaggen; meistens sind es die alten Hakenkreuzfahnen, von denen der weiße Kreis mit dem Hakenkreuz entfernt wurde. Manche hängen auch rote Bettbezüge heraus. Überall in den Feldern stehen Russische Posten. Um auf die Felder zu kommen, benötigt man einen Ausweis.
5.Juli 1945...
An der Sondheimer Strasse werden hölzerne Sperren errichtet . An den Schlagbäumen von Behrungen in den Westen haben die Russen sogar noch Schilderhäuschen errichtet.
16.Juli 1945..
Der von den Amerikanern eingesetzte Präsident von Thüringen, Dr. H. Brill wird abgesetzt...
19.Juli 1945...
An der "Sontheimer Höhe" müssen von den Bauern für die Russen Erdbunker gebaut und Gräben ausgehoben werden. Die Grenze soll befestigt werden...
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RE: Ehemalige Grenze zur DDR-Grabfeld-Königshofen

#5 von gerd , 13.06.2017 13:04

6.August 1945...
kommt die thüringische Enklave mit Ostheim v.d. Rhön, Sondheim, Urspringen und Stetten zu Bayern.(Die Geschichte der Enklave Ostheim ist gesondert beschrieben)
14.August 1945...
Am Vormittag wird Behrungen von Russen umstellt, es darf niemand mehr das Dorf verlassen. Wahrscheinlich auf eine Anzeige hin werden am Nachmittag 6 Einwohner verhaftet. Zum neuen Bürgermeister wird König ernannt, ein Strohmann der Kommunisten, weil sich Bürgermeister G.Neubert unter den Verhafteten befindet.
16.August 1945... Die vorgestern verhafteten Behrunger sind wieder frei. Oft kommen jetzt aus russischer Gefangenschaft entlassene Soldaten, die bei Behrungen über die Grenze wollen. Es findet sich immer eine Möglichkeit die Grenze zu überschreiten...

Daheim unter russischer Besatzung
(Bericht aus Adelhausen, von Werner Heinkel )

"Nun war ich wieder zu Hause, aber viel hatte sich verändert. Im Haus und vor allem außen war viel zerstört. Am Stall ein Volltreffer, vor dem Haus eine Granate auf der Strasse eingeschlagen. Die Nachbarin starb dabei. Das war das ganze Fiasko dieser Zeit. Aber was half´s, wir mußten damit leben, so schwer es auch war! Und es wurde schwer.
Im Frühjahr 1946 begannen die Russen die Unterkunft wieder ins Haus der Familie Ahnemüller zu verlegen. Die Familie mußte fünf mal ihr Haus für die Russen räumen!
Wir hatten direkt am Haus ein Feld und so habe ich viel gesehen, was in der Zeit dort geschehen ist.
Wenn man so lange von zu Hause weg war und dann alles so sah, wie es nun mal war, da kam schon der Gedanke auf, alles liegen und stehen zu lassen und für immer zu gehen!
Das Jahr 1946 war von allen Nachkriegsjahren das schlimmste für mich. Die Grenze war dicht besetzt, aber viele wollten zu ihren Familien nach Hause, viele ihr Glück woanders versuchen und einige wohl auch durch diesen Zustand reicher werden. Nur bedachten dabei viele nicht das Risiko und so mußte mancher Grenzgänger sein Leben lassen, auch hier bei uns. Ich will nur die nennen, von denen ich es genau weiß.
Aus Roßfeld wurde im September 1946 Simon Prediger am Eishäuser Weg erschossen. Aus Steinfeld am 19. Oktober 1946 Rosa Grasmuck im Flurteil "Kleine Seite". Es dürfte der 5.Nov. 1946 gewesen sein, als in den Dörfern das Gerücht um ging, das am Holzberg vor Streufdorf Einwohner drei tote Frauen gefunden hätten.
Geschändet und erschossen.
21.August 1945 bis 1950..
Erste Gefangene werden im ehemaligen KZ Buchenwald, nun Spezial Lager des NKWD, eingeliefert. Etwa 25% der Gefangenen werden ermordet...
August /Sept. 1945...
Bis 1948 kommen ca. 700 000 Flüchtlinge durch Terror und Zwangsausweiung aus den Ostgebieten....
Herbst 1945 bis Frühjahr 1946..
Im Waldabschnitt "Lehmrangen"-Hildburghausener Ortsteil Häselrieth und an anderen Orten finden vermutlich wöchentlich Erschießungen durch die GPU statt.
8 ermordete Bürger werden am 3.März 1948 ausgegraben und auf dem Häselriether Friedhof beigesetzt...
1.Okt. 1945...
An allen Schulen der SBZ wird der Unterricht wieder aufgenommen.
Oktober 1945..
Die Russische Besatzungsmacht zieht sich auf eine Ost-West-Linie in Höhe Streufdorf zurück und errichtet dort Sperren. Das Heldburger Unterland gehört zwar zur SBZ, wird aber nicht von den Sowjets kontrolliert. Für zwei Jahre entsteht dort eine Selbstverwaltung!!
22. Januar 1946...
Gestern sind die russischen Soldaten aus Behrungen abgezogen, der Posten wurde nach Wolfmannshausen verlegt. Behrungen, Berkach und Mendhausen sind jetzt neutrales Gebiet(!).Die Grenze verläuft zwischen Behrungen und Wolfmannshausen.

8.März 1946...
Am Abend des 8.März 1946 kam es zwischen Bayerischen Grenzpolizisten des Grenzpostens Rottenbach und in Rottenbach eingedrungenen Sowjetsoldaten zu einen "Feuergefecht". Erst nach Meldung an die Amerikaner in Coburg und dem Eintreffen eines US Kommandos konnte der Vorfall bereinigt werden (Quelle Schmidt-BGS)
14.März 1946..
Am 14.März 1946 fahren sowjetische Soldaten mit einem ehemaligen US Jeep nach Tremersdorf und stehlen unter Waffengewalt einen PKW des Strassen und Flußbauamts Bamberg. Eine Festnahme durch Deutsche Grenzbeamte ist nicht möglich. Eine US -Streife nimmt die Russen an der Demarkationslinie fest und bringt sie nach Coburg zur Militärregierung.(Quelle Schmidt-BGS)
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RE: Ehemalige Grenze zur DDR-Grabfeld-Königshofen

#6 von Rolf Metzner , 13.06.2017 21:51

Zitat von gerd im Beitrag #5

...............
Erste Gefangene werden im ehemaligen KZ Buchenwald, nun Spezial Lager des NKWD, eingeliefert. Etwa 25% der Gefangenen werden ermordet...
August /Sept. 1945
.................



Zu den 1945 von den Sowjets im Straflager Nr.2 der NKWD (ehemaliges KZ-Buchenwald) Hingerichteten gehörte auch der Rittergutsbesitzer von Billmuthausen, Hermann Ludloff.
Hermann Ludloff besaß seit den 1930er-Jahren ein Gartengrundstück mit Gartenhaus am Coburger Eckardtsberg unterhalb des Eckardtsturmes.
Meinen Recherchen nach war Hermann Ludloff "Blutordensträger", d.h.er war Inhaber einer Medaille, die Hitler an Getreue seines Münchner Putsches vom 09. November 1923 verliehen hatte.
Im Juli 1945 wurde Hermann Ludloff auf seinem Rittergut Billmuthausen von deutschen Hilfspolizisten (ehemalige Tagelöhner seines Gutshofes), die im Dienste der sowjetischen Besatzer standen, verhaftet, in das sowjetische Straflager Nr. 2 nach Buchenwald verbracht und dort vom NKWD, der geheimen Staatspolizei der UdSSR, Anfang August 1945 erschossen. Der Rest seiner Familie wurde nach Rügen deportiert.
1948 wurde auf Befehl der russischen Besatzungsmacht das 1836 erbaute Gutshaus der Familie Ludloff in Billmuthausen abgerissen und eingeebnet (Das Dorf Billmuthausen wurde ja erst 1977/1978 wegen seiner Grenznähe durch DDR-Truppen endgültig zerstört, die Dorfkirche bereits 1965 abgerissen).

Ich hatte über dieses Thema schon mal zu "Eckardtsberg 15c" berichtet.

Hier noch ein altes Foto des Ludloff'schen Gutshauses in Billmuthausen und der Dorfkirche:


 
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RE: Ehemalige Grenze zur DDR-Grabfeld-Königshofen

#7 von gerd , 14.06.2017 08:42

1946...
Noch in diesen Jahr drangen Sowjets bis nach Tremersdorf vor, belästigten und mißbrauchten auf der Suche nach Alkohol und Uhren Frauen der Umgebung. Ein 12 jähriger Junge wurde bei einem dieser Streifzüge erschossen(Quelle BGS)
1946...
Von Rottenbacher Bürgern wird im Wald an der Grenze eine junge Frau mit ihren 10 und 12 jährigen Kindern ermordet aufgefunden.1997 kann die Kripo die ermordete als die ehemalige Luftwaffenhelferin Christa Larbig aus Eisenach identifizieren.(CT,30.11.97) (über diese Ereignisse wurde hier im CMF schon einmal berichtet)
Februar 1947...
Eine Kommision entdeckt auf dem Großen Gleichberg bei Römhild des ehemaligen NS-Arbeitserziehungslagers die Skelette von 70 ermordeten Menschen. Sie wurden als nicht mehr gehfähig bei der Lagerevakuierung in einen Sandstollen getrieben dessen Eingang dann zugesprengt wurde......
Oktober 1947...
Zwei Angehörige der Deutschen Grenzpolizei(Ost) überschreiten unter dem Schutz sowjetischer Soldaten die Demarkationslinie und schießen auf Grenzgänger. Angehörige der Bayerischen Grenzpolizei des Posten Tremersdorf drängen sie in den Osten zurück (Quelle Schmidt-BGS)
Okt. 1947...
Am 10.10.1947 verletzen drei Sowjetoffiziere bei Neukirchen die Demarkationslinie und fahren nach Coburg um sich mit US-Offizieren zu treffen.
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RE: Ehemalige Grenze zur DDR-Grabfeld-Königshofen

#8 von gerd , 14.06.2017 20:53

Die Erinnerung eines Gendarmen an die Schmuggelzeit
Einer, der von Berufs wegen den Schmuggel und das Hamstern eindämmen sollte, ist der ehemalige Grenzpolizist Johann Gerhäuser aus Mellrichstadt. Er berichtete 1994:
Nachdem ich meine Heimat im Sudentenland verlassen mußte, beabsichtigte ich, mir in Bayern eine neue Existenz aufzubauen. Ich bewarb mich in München bei der neu aufgestellten Bayerischen Grenzpolizei, wurde eingestellt und sollte als erste Stelle Eckartshausen erhalten. Als ich kaum dort war, wurde ich schon von den Amerikanern abgeholt, die von der Aufstellung einer Grenzpolizei wie auch anderswo, nicht verständigt worden waren. Ich beschwerte mich lautstark, wurde jedoch daraufhin am 6.2.1947 nach Willmars versetzt. Ich meldete mich beim Bürgermeister Karl Rothhaupt und bekam Unterkunft beim Bäcker Rothhaupt, wo ich zwei Jahre wohnte, bis ich eine Wohnung bei Familie Heß bekam und meine Frau nachholen konnte. Vom 1.2.bis 1.3.47 machten wir keinen Dienst. Bis dahin kamen noch Herbert Landgraf und noch einige Beamte nach. Wir hatten zunächst keine polizeiliche Ausbildung. Mein erster Fall war am Stedtlinger Schlagbaum, wo wir einen jungen Mann aufgriffen, der uns ,als wir näher kamen, eine Flasche Schnaps entgegen hielt , gleichsam als Obolus. Durch Zufall kamen wir darauf, daß dieser Mann zwei Registrierscheine besaß, einen für Thüringen, einen für Bayern, also als Grenzgänger nicht zu erkennen war. Wir schickten ihn nach Thüringen zurück.
Grenzgänger kamen täglich aus Thüringen. Diese Leute versuchten in Bayern Lebensmittel einzutauschen. Dazu kam die Verfügung, daß alle Gegenstände, die nicht zu einer Reise gehören, zu konfiszieren seien. Das tat mir manchmal weh. Der eine kam mit einem Wassereimer, der andere mit einem Kleid, mit Schuhen ,Schnaps usw. Das alles sollte
gegen Beleg sicher gestellt werden und wurde auch bei uns gemacht. Allerdings hatte ich zu meinen Kollegen gesagt: " Ich möchte keinen erwischen, der einen Grenzgänger Kartoffeln oder Brot wegnimmt" . Kollege Albert Müller protestierte: " Wir haben auch nichts zu essen! "Ich blieb bei meiner Linie
Die Bevölkerung war nicht gut auf uns zu sprechen. Wir waren ein Fremdkörper. Ein Grund war folgender:
Als die Russen 1945 die Grenzschneisen geschlagen hatten, hatten sie das Holz nur geschlagen und liegen lassen. Dieses Holz im Seifertsberg und Lappberg eigneten sich die Wilmarser an . Ab und zu erwischten wir einen.Es gab die Abfuhrscheine, das Holz mußte eine Nummer haben. Da jedoch die Beschwerden von drüben immer größer wurden, mußten wir eine Hausdurchsuchungsaktion durchführen. Da gab es Leute, die 15-20 Festmeter Holz im Hof liegen hatten und keinen Nachweis führen konnten. Das Holz konnte dann gegen ein geringes Entgeld behalten werde.
In Willmars wurden uns Vorwürfe gemacht, wir kümmerten uns um jeden Dreck, merkten aber nicht, wenn ganze LKW´s verschoben würden. Dann kamen wir dahinter ,daß von Völkershausen nach Hermannsfeld tatsächlich einige neue LKW´s über die Grenze geführt wurden.
Dann merkten wir : Bremen hatte mit Thüringen einen Vertrag über die Lieferung von Holz geschlossen, gegen die Lieferung von LKW. Die Firma Nattermann und Kirchner lieferte das Holz an die Firma Nix und Zinn. Nachdem das Geschäft aber nicht offiziell abgewickelt werden konnte, mußten solche Wege eingeschlagen werden, mit Wissen des Völkerhäuser Stationsleiters Riedle, der aber dann sofort nach Oberbayern versetzt wurde.
Unsere Arbeit stabilisierte sich aber immer mehr, die Bevölkerung fand sich allmählich mit unserer Anwesendheit ab.

..24.Juni 1948...
In den Nachtstunden zum 24.6.1948 wird wegen "technischer Schwierigkeiten" der Betrieb auf der Eisenbahnstrecke Berlin-Helmstedt-Hannover eingestellt. Beginn der Blockade Berlins.
...3.Juli 1948...
Die SMAD befiehlt die Aufstellung kasernierter bewaffneter Bereitschaftsverbände der deutschen Polizei, später kasernierte Volkspolizei(KVP) genannt. Angeblich sollten diese Verbände nur den "Schutz der Zonengrenze" übernehmen..
...1.September 1948...
In den Nachmittagsstunden unternimmt ein ostzonaler Grenzpolizist R. auf einen Streifengang gegenüber von Tettau einen Fluchtversuch. Er wird dabei von seinem Postenführer, der ein Schulkamerad des Flüchtigen war, angeschossen und in den Unterleib getroffen. Während der Postenführer seine Dienststelle verständigt, kann sich der Getroffene auf Westgebiet schleppen und bis in die Nähe der ersten Häuser von Tettau kriechen. Seine Hilfeschreie werden im ersten Haus gehört. Auf einen Handwagen wird der Schwerverletzte zum Anwesen transportiert und dann ins Krankenhaus eingeliefert. Zwei Kugeln haben das Becken zertrümmert und die Blase verletzt. Erst nach neunmonatlichen Krankenhausaufenthalt und mehreren Operationen kann R. entlassen werden.....
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RE: Ehemalige Grenze zur DDR-Grabfeld-Königshofen

#9 von gerd , 16.06.2017 07:09

Zwei Grenzpolizisten der Deutschen Grenzpolizei werden getötet.
"Amerikanische Besatzungstruppen dringen am 2.März 1951 in das Gebiet der DDR bei Untersuhl in Thüringen ein und überfallen die VP. Wachtmeister
Werner Schmidt, * 26.6.29 aus Meiningen und Heinz Janello,*11.12.31.Die beiden Grenzpolizisten werden gewaltsam über die Staatsgrenze geschleppt und auf westdeutschen Gebiet ermordet".
Das war die Nachricht, welche am nächsten Tag von der BZ und weiteren DDR-Medien verbreitet wurde und die noch in den 70er Jahren in der Chronik der Meininger SED gedruckt wurde.
Ein im Westen erschienenes Buch berichtet so:
Zwei Grenzpolizei Wachtmeister der DDR, die sich schon mehrfach in einer grenznahen Telefonvermittlung in Obersuhl aufhielten (Wachtmeister Schmidt und Janello) werden von einem US-Soldaten in Notwehr erschossen.
Am 8.März verbreitet ADN, offensichtlich auf Unterlagen der Landesbehörde der Volkspolizei Thüringen fußend, folgendes:
USA-Gangster mordeten erneut zwei Volkspolizisten.
(Das Volk,8.März 1951,Nummer 37)
Berlin (DV/ADN). Nachdem erst am 21.Februar der Volkspolizei-Wachtmeister Herbert Liebs bei dem Ort Pferdsdorf an der DM-Linie auf dem Boden der Deutschen Demokratischen Republik von USA-Soldaten aus dem Hinterhalt erschossen wurde, haben am 2.März,amerikanische Besatzungstruppen im gleichen Abschnitt ein neues furchtbares verbrechen verübt. Die Volkspolizisten Schmidt und Janello wurden an diesem Tage in Obersuhl von USA-Soldaten ermordet.
(Die VoPo Thüringen fertigte zu der Tat bei Obersuhl eine Tatortskizze an, soweit das aus ihrer Sicht möglich war.
Anhand von google earth ist heute ein Vergleich mit der alten Skizze möglich.-Im Buch gezeigt! Auch wenn sich seit damals dort viel verändert hat, kann man anhand der Strassen und alten Gebäuden gut erkennen das sich die Tat auf westdeutschen Gebiet zu getragen hatte!)
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RE: Ehemalige Grenze zur DDR-Grabfeld-Königshofen

#10 von Stammbus , 16.06.2017 08:42

Weitere Darstellungen dazu u.a. hier:
http://www.fu-berlin.de/sites/fsed/Das-D...einz/index.html
https://www.hna.de/politik/schuesse-gren...et-1331234.html

Obersuhl und Untersuhl liegen übrigens an der hessisch-thüringischen Grenze zwischen Eisenach und Bebra, nahe der A4 von Frankfurt nach Dresden.

Die Grenze war 1951 an vielen Stellen überhaupt nicht klar gekennzeichnet. Erst 1952 begann der Bau der ersten Grenzanlagen.


 
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