Heute stelle ich mal ein wichtiges wirtschaftshistorisches und umweltgeschichtliches Denkmal vor. Es handelt sich dabei um das Färberhaus am Ketschenanger, welches wohl zu Zeiten Herzog Johann Casimirs errichtet wurde. Das Färben von Textilien aus Wolle, Leinen, Baumwolle oder Seide wurde im Mittelalter zunächst von den Tuchmachern besorgt. Daraus entwickelte sich später eine eigene Berufsgruppe. Da die Färberei (Waschen, Beizen, Spülen, Färben) mit hohem Wasserbedarf verbunden war, siedelten sich diese Betriebe in der Nähe von Fließgewässern an. Die Färber am Anger nutzten hierfür den in unmittelbarer Nähe vorüber fließenden Wassergraben der Ketschenvorstadt. Dem ging jedoch eine massive Gewässerverunreinigung durch Abwässer einher. Es konnte durchaus sein, dass sich das Wasser durch die Einleitung des sogenannten Waidmost verfärbte. Zudem war der Färberberuf äußerst gesundheitsschädlich: durch Einatmen von Rauch sowie heißen Beiz- und Farbdämpfen kam es zu Reizung der Atemwege, zu Katarrhen und Asthma. Das Arbeiten in fließendem kaltem Wasser förderte zudem rheumatische Erkrankungen. Aus diesen Gründen lagen die Färbereien deshalb auch immer am Stadtrand. Färber gehörten eher den vermögenden Schichten an. Allein für die aufwändigen Trockenböden und Färbereienrichtungen waren große Beträge zu investieren. Viel Geld steckte auch in den Farbstoffen. Gefärbt wurde hauptsächlich in Scharlach, Blau, Violett, Grün, Braun, Grau, Krepprot und Schwarz. Es ist daher nicht erstaunlich, dass bei hochwertigen Farbtuchen bis zur Hälfte des Herstellungspreises auf die Färberei entfiel. In Coburg wurde die Färberei am Ketschenanger bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts betrieben. Heute gehört dieser Berufszweig zur chemischen Industrie. Das historische Bild stammt übrigens aus dem Hausbuch der Nürnberger Zwölfbrüderstiftungen.
Ja, es hat sich auch ein Investor gefunden, der das in Angriff nehmen will. Es wäre auch zu Schade, wenn ein solches Haus mit dieser Geschichte abgerissen werden würde.