Unterer Bürglaß

#1 von homwico , 04.08.2021 15:43

Hier möchte ich ein bisschen Klarheit schaffen, wie sich der Untere Bürglaß in der Vergangenheit gezeigt hat.
Ich habe als alteingesessener Coburger Interesse daran, der Untere Bürglaß 10 war mein Geburtshaus.
Ich würde mich freuen, wenn sich hier eine rege Beteiligung bildet, und die ein oder andere Wissenslücke die ich habe, schließen lässt.
Die Bilder dazu stammen meist aus dem Jahr 2009, als ich im Rahmen meiner Tätigkeit als Bildpate für das Stadtarchiv etliche Straßenzüge der Coburger Innenstadt bildtechnisch aufgenommen und katalogisiert habe.

Ich fange mal mit dem Haus Steinweg 20 an,das Haus liegt mit seiner Langseite und seinem Eingang ja am Unteren Bürglaß. Ich arbeite mich auf der Seite mit den geraden Hausnummern hoch und anschließend auf der anderen Seite wieder herunter. Ich versuche jeden Tag ein Haus zu beschreiben und einzustellen.

UNT_000-1.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Zum Haus Nr.20 habe ich nur sehr wenig Informationen. Ich weiß nur, dass auf der Seite im Unteren Bürglaß, dort wo 2009 2nd Handys & More zu sehen ist, etliche Jahre (80-er bis in die 90er) die Lotterieannahmestelle Fuchs/Moser untergebracht war. Auch war dort der Omnibus Fischer (um 1959), die Firma wurde (später) von einer Frau Taubmann geführt, angesiedelt.Heute ist dort ein Nagelstudio,Queennails,eingemietet.Davor war da wohl ein Telekommunikations-Laden, HG Media Shop, eingemietet.

Scannen0017 (9)-3.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Was an der Ecke war, kann ich mich nicht mehr erinnern.Nachdem ich jetzt ein Bild im Forum gesehen habe, erinnere ich mich auch wieder an den Lampenladen an der Ecke, der in den 60ern noch dort war.1967 hatte dort Regina Stiels vom Haus Betten-Krämer den Laden "Die Kinderstube" mit Kleinkindmode und Accessoires. Um 1987 war dann dort ein Jeans-Laden, der Jeans-Eck hieß. Um 2009 war an der Ecke ebenfalls ein Telekommunikationsladen, Maxi Shop, angesiedelt. Im Moment steht der Laden leer. Glaubt man den Plakaten im Fenster, öffnet dort demnächst ein Bubble-Tea-Laden, Enchan, seine Pforten. Ich weiß auch nicht, wem das Haus gehört hat,und wem es heute gehört.
Vor dem Haus steht ja der Bürglaßbrunnen. Dieser war in der Winterzeit meist abgelassen und mit Brettern abgedeckt.Er wurde drei Jahre vor meiner Geburt in Stein gefasst. Ich bin mir nicht ganz sicher, aber in den 60ern hatte er noch auf beiden Seiten Metallgitter,um Eimer abstellen zu können. Als Kind bin ich dort ab und an herumgeturnt und habe auch alles Mögliche aus dem Brunnenwasser herausgefischt.

UNT_001-3.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) UNT_024-3.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Morgen geht es weiter - würde mich freuen wenn hier jemand meine Wissenslücken schließen kann.


 
homwico
Beiträge: 31
Punkte: 57
Registriert am: 25.07.2021

zuletzt bearbeitet 20.08.2021 | Top

RE: Unterer Bürglaß

#2 von Rolf Metzner , 04.08.2021 18:31

Ursprünglich stand an diesem Eck Steinweg/Unterer Bürglaß ein anderer Brunnen, der 1953 als Verkehrshindernis abgerissen wurde:

Bürglaßbrunnen, 1953 abgebrochen.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)Steinweg, Eck Unterer Bürglaß, um 1900.png - Bild entfernt (keine Rechte)

Dieser alte Brunnen wurde ursprünglich aus Quellen im Hörnleins- und Kürengrund gespeist.
Er stammte aus dem Jahr 1610 (Kastenbrunnen aus Holz) und wurde 1707 aus Steinen neu gebaut (wie oben dargestellt, 1953 abgerissen).

Hier noch der neue (heutige) Brunnen um 1980:

Unterer Bürglaß, neuer Brunnen, ca. 1980.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Der "alte Brunnen" ist auch noch ansatzweise auf einer Ansichtskarte des Unteren Bürlaß von 1903 erkennbar:

Unterer Bürglaß, 1903.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)


 
Rolf Metzner
Beiträge: 2.737
Punkte: 2.766
Registriert am: 29.03.2011

zuletzt bearbeitet 04.08.2021 | Top

RE: Unterer Bürglaß

#3 von homwico , 05.08.2021 10:33

Ja, eine schöne Erinnerung. Den Brunnen habe ich leider nicht mehr gekannt, er wurde 4 Jahre vor meiner Geburt abgerissen.

 
homwico
Beiträge: 31
Punkte: 57
Registriert am: 25.07.2021


RE: Unterer Bürglaß - Haus Unterer Bürglaß 14

#4 von homwico , 05.08.2021 10:38

Das Haus Unterer Bürglaß 14 gehörte der Familie Krämer. Unter der Firmierung Bettenhaus O. Krämer, das O. stand für Otto,wurde dort im Ladengeschäft in den 60ern hochwertige Federbetten und Kissen verkauft. Gegründet wurde das Unternehmen bereits 1933. In den Jahren 1951 und 1955 erfolgten ein Modernisierungsumbauten. Im Laden war auch eine Bettfederreinigung untergebracht. Dort konnte man die Federn seiner Betten reinigen und/oder mit Daunen oder Federn unterschiedlicher Qualität auch wieder auffüllen lassen.
Das Ehepaar Krämer hatte eine Tochter, Regina, verheiratete Stiels, die zusammen mit ihrem Mann Hans-Joachim Stiels den Laden später, und wohl auch schon in den späteren 60ern, weiterführte. Es war immer interessant bei der Reinigung der Betten zuzuschauen,was mit viel Lärm und Getöse vor sich ging, da hier mit Druckluft und Gebläse gearbeitet wurde. Da für die Reinigung viel Volumen notwendig war, besaß die maschinelle Anlage auch eine entsprechende Größe. Für uns Kinder immer sehr imponierend.Und der Reiniger sah nach der Reinigung, wenn die Maschinen wieder geöffnet wurden und die gereinigten Federn wieder in die Inletts gefüllt wurden, ich sage mal, oftmals wie gefedert ohne Teerung aus. Nach der Jahrtausendwende wurde das Geschäft, in welchem Jahr das war, ist mir nicht geläufig,aufgegeben und die Räumlichkeiten vermietet. Im Internet kann man aktuell ein altes Emailleschild der Bettfederreinigung,welches die Annahmestelle ausweist, erstehen. Familie Stiels hatte einen Sohn,Robert Stiels. Dieser war ausgebildeter Pilot und hat eine Zeit lang als Firmenpilot die Geschäftsleitung um Herrn Stoschek der Firma Brose geflogen.
Familie Krämer, Familie Stiels und auch der Sohn Robert, der zwei oder drei Jahre jünger war als ich, sind alle verstorben. Heute befindet sich in den Räumlichkeiten die Firma Toxic Toast, eine Bar mit Platten- und CD/DVD- Musik-Angebot. Wer das Haus heute besitzt,weiß ich nicht.
Wer weitere Informationen besitzt und diese beisteuern kann, würde mich das freuen.

Anbei ein Bild von Haus Unterer Bürglaß 14 aus dem Jahr 2009:

UNT_021-1.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Wie schon gesagt sind die Bilder zu den Häusern fast alle aus dem Jahr 2009. Auf dem hier gezeigten war im Laden gerade das Unternehmen "Collins Clubcafe" eingemietet. Wer alte Bilder, vielleicht gerade aus den 60ern, hat kann diese gern beisteuern.
Generell beschreibe ich meist die Situation aus der Zeit in den 60ern, Bilder habe ich jedoch meist nur aus 2009.

Ich habe einen ordentlichen Fundus an Bildern von Coburg, meist aus neueren Zeiten und bin gerade dabei einen Bildband (einen etwas anderen wie üblich) zusammenzustellen. Auf meiner aufgeführten Homepage

https://portfolio.fotocommunity.de/homwico/folder/1009933

kann jeder der Interesse hat, das Entstehen mitverfolgen.Hierbei bin ich bei dem ein oder anderen Themenkreis textlich sicherlich auf Unterstützung angewiesen, wobei ich hoffe, dass ich diese hier finde. Aktuell bin ich mit meinen Bildern und meinen Storys dazu gerade auf dem Marktplatz beim Rathaus angelangt.


 
homwico
Beiträge: 31
Punkte: 57
Registriert am: 25.07.2021

zuletzt bearbeitet 14.08.2021 | Top

RE: Unterer Bürglaß - Haus Unterer Bürglaß 14

#5 von Stammbus , 05.08.2021 14:13

Das ist ja eine tolle Fotodokumentation, durch die ich mich, wenn ich mir mal nicht so viel vorgenommen habe, noch mal durchklicken werde.

 
Stammbus
Beiträge: 1.784
Punkte: 1.882
Registriert am: 13.11.2008


Haus Unterer Bürglaß 12

#6 von homwico , 06.08.2021 10:47

Das Haus Unterer Bürglaß 12 wurde um 1730 errichtet. Ursprünglich zweigeschossig, wurde 1854 bei einem Umbau das Dach gedreht. Im Jahr 1889 baute man anstelle einer vorhandenen Werkstatt ein kleiner Laden ein. Mit dem Ausbau des Dachgeschosses im Jahr 1911 zeigt sich das nun dreigeschossige Wohn -und Geschäftshaus heute als dreiachsiges Mansarddachhaus mit einem größeren zweiachsigen Zwerchhaus. Die sich im Barockstil zeigende Fassade hat zum Abschluss des 2. Obergeschosses 4 Pilaster. Das Haus steht im Ensemble "besonderer Bereich 14 Unterer Bürglaß" unter Denkmalschutz.
Um Mitte des 19. Jahrhunderts muss das Haus im Besitz des Glasermeisters Georg Heinrich Schell gewesen sein.

UNT_020-1.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Um 1933 war dort im Haus noch ein Nachfahre des Glasermeisters Georg Heinrich Schell, eine Firma F. Schell, ein Glaser mit Verkauf von Spiegeln und Bilderrahmen,ansässig:

Scannen0013-1.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Hier auf diesem Bild ist von der barocken Fassadengestaltung, die sich auf dem Bild von 2009 zeigt, und weshalb das Haus unter Denkmalschutz gestellt wurde, noch nichts zu sehen.

In den 60ern war nach meinen Informationen das Haus im Besitz einer Erbengemeinschaft. Im dem kleinen Ladengeschäft müsste in diesem Zeitraum ein kleiner Uhren-Laden, der Uhren-Kaufmann,der auch Schmuck angeboten hat, angesiedelt gewesen sein. Ich habe da einen älteren kräftigeren Mann mit weißen Haaren und Brille in Erinnerung. Später wechselten die Mieter dort recht häufig. Mir sind hier noch, die Reihenfolge kann ich nicht benennen, ein Uhren-Geschäft Fuchs, eine Versicherungsagentur (in den 90ern eine Niederlassung der Württembergischen), ,und ein Friseur (2008/2009) bekannt. Auch ein Sex-Shop war hier eine Zeit lang angesiedelt. Das muss in den 70ern gewesen sein, für die damalige Zeit eine kleine Sensation. Man munkelte auch, das im Haus zumindest eine Dame in einer Wohnung im einschlägigen Gewerbe tätig war. Das Ganze müsste dann ein "Ableger" von dem Etablissement am Oberen Bürglaß gewesen sein.
Der Laden wurde im Jahr 1995 unter Einbezug des ersten Obergeschosses umgebaut, Erreichen konnte man das Obergeschoss über eine Wendeltreppe.Momentan steht der Laden leer.

Ich habe einen ordentlichen Fundus an Bildern von Coburg, meist aus neueren Zeiten und bin gerade dabei einen Bildband (einen etwas anderen wie üblich) zusammenzustellen. Auf meiner aufgeführten Homepage

https://portfolio.fotocommunity.de/homwico/folder/1009933

kann jeder der Interesse hat, das Entstehen mitverfolgen.Hierbei bin ich bei dem ein oder anderen Themenkreis textlich sicherlich auf Unterstützung angewiesen, wobei ich hoffe, dass ich diese hier finde. Aktuell bin ich mit meinen Bildern und meinen Storys dazu gerade auf dem Marktplatz beim Rathaus angelangt.


 
homwico
Beiträge: 31
Punkte: 57
Registriert am: 25.07.2021

zuletzt bearbeitet 12.08.2021 | Top

Haus Unterer Bürglaß 10 Teil 1

#7 von homwico , 07.08.2021 12:23

Das Haus Unterer Bürglaß 10 ist mein Geburtshaus. Hier bin ich aufgewachsen.
Aus diesem Anlass hole ich etwas weiter aus, weshalb ich den Artikel auf zwei Teile aufteile.

Teil 1:

Unsere Familie ist eine alteingessene Familie Coburgs.
Mein Vater hat bei seinen Nachforschungen den Stammbaum bis ins 17.Jahrhundert zurückverfolgen können.Nachweislich sind unsere Wurzeln in Schmalkalden in Thüringen. Im Jahr 1758 siedelte der Scherenschmied Valtin Michel mit seinem Stiefsohn Wilhelm Hommert nach Coburg über. Der Stiefsohn erlangte 1773 der Meistertitel.
Um diese Zeit muss er in Coburg um die heutige Heiligkreuzstraße gewohnt haben.Mit Actum Coburg in Curia den 20.Februarii 1794 findet man im Stadtarchiv folgenden Eintrag:

"Mit Vorlegung anschlüssigen Risses brachte der Schleifer Johann Wilhelm Hommardt alhier geziemend an, er habe um die Erlaubis, nicht nur die aus seinem amtslehnbaren Wohnhauß vor dem Heil.Creutz Thor ruhende Branntwein-Brennerey in eine kleine Schmiede-Esse zu verwandeln,sondern auch eine zu seinem Handwerck ohnentbehrliche kleine Schleif- und Polier-Hütte anlegen zu dürfen, bey Herzoglicher Cammer alhier nachgesuchet und auf erfolgte Gnädigste Genehmigung der 15. August 1783 tituolo operoso eine förmliche Concession erlanget."

Diese Hütte sollte auf der dortigen Gotteskasten-Wiese erstellt werden. Obwohl schon genehmigt und abgesegnet , wurde aus dem Kauf nichts,es findet sich folgende Notiz:

"Nota: Dieser Riß ist dem Meister Hommardt auf dessen Verlangen wiederum zurückgegeben worden,weil solcher nachhero nicht mehr zu brauchen gewesen."

Johann Wilhelm Hommert baute dann dafür am Kürengrund am großen Teich im Jahr 1795 eine Schleifmühle,wo er seiner Arbeit nachging.Es existieren noch Aufzeichnungen, dass es zu Unstimmigkeiten wegen der Wasserhöhe des Teiches kam, dann verlieren sich die Aufzeichnungen etwas.

Es existieren Aufzeichnungen aus dem Familienbuch von Johann Wilhelm Hommert (*18.03.1746,gest.29.11.1809), dass sich hier die Linie geteilt haben muss:

Johann Wilhelm Hommert hatte 7 Kinder. 4 sind im Kleinkind- oder Kindesalter gestorben.
Von zwei der anderen drei Kindern, dem jüngeren Sohn Johann Georg Hommert (geb. 16.Juni 1781),und dem älteren, Johannes Hommert (geb. 10.01.1780) sind nachweislich kirchliche Aufzeichnungen in den Kirchenbüchern vorhanden. Aus der weiteren Linie des jüngeren Sohns Johann Georg Hommert ist ein lückenloser Nachweis über einen Carl Wilhelm Franz Hommert über Georg Heinrich Eduard Hommert, der mit der Nennung seines Sohnes Wilhelm Bernhard Ernst Hommert (geb. 19.Mai 1886 in Coburg) im Jahr 1926 endet. Georg Heinrich Eduard Hommert, der diese Nachforschungen für alle Familienangehörigen anstellte, war eine angesehene Person in Coburg: 12 Jahre lang, von1901-1913 ward er über drei Legislaturperioden in die Stadtverordneten-Versammlung, was wohl gleichbedeutend mit dem heutigen Stadtrat ist, berufen. Er wirkte an den Entscheidungen über die Errichtung eines Elektrizitätswerks in Coburg,dem Bau von drei Brücken,der Erweiterung der Gasanstalt,der allgemeinen Kanalisation, der Aufstellung eines Stadtbebauungsplans mit, und war führend an der Beibehaltung des derzeitigen Friedhofs mit der Einführung der Feuerbestattung in Coburg und der gleichzeitigen Errichtung eines Krematoriums beteiligt.

Über die Linie seines Bruders Johannes Hommert klafft hier eine Lücke. Außer seinem Geburtsdatum, und das er mit seinem Bruder die vom Vater übernommene Schleifmühle am Kürengrund zwischen 1809 und 1812 betrieben hat, wobei sie sich nach 1812 trennten, ist wenig bekannt. Es wird noch berichtet, dass Johann Georg Hommert seine Schwester Anna Margaretha Hommertin, die Zwillingsschwester von Johannes, und diesen älteren Bruder Johannes Hommert für die Übernahme des väterlichen Wohnhauses im Jahr 1815 auszahlte, danach verliert sich die Spur um Johannes Hommert. Ich werde hier aber weitere Nachforschungen anstellen.

Erst mit den folgenden Unterlagen zu Johann Heinrich Hommert, wohl der Sohn von Johannes Hommert, (*18.03.1746,gest.29.11.1809) dies ist aber momentan noch unbelegt, geht es mit der Linie, aus der ich direkt hervorgehe,weiter:

Von 1844 liegt eine Urkunde mit einer Genehmigung der Herzoglich-Sächsischen Landes-Regierung für das Betreiben einer Schleiferei, ausgestellt auf den Messserschmiedemeister Johann Heinrich Hommert,wohl der Enkel von Johann Wilhelm Hommert,vor. Johann Heinrich Hommert war mit Christiana Hommert, geb. Wolf verheiratet. Die Familie hatte ein Haus in der Spitalgasse wo die Schleiferei betrieben wurde. 1844 wird deshalb auch offiziell als nachweisliches Gründungsdatum des Unternehmens angesehen.

Genehmigung Herzogl.-Sächs. Landesregierung 1844 (0).jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Am 07.08.1849 wurde der Sohn Philipp Heinrich Wilhelm Hommert geboren, mein Urgroßvater.

Geburtsschein Philipp Heinrich Wilhelm Hommert 1849.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)

Im Jahr 1875 meldete er die Firma als Messerschmiede und Schleiferei auf seinen Namen an. Das Dokument ist hochgeladen. Er war verheiratet mit Henriette Hommert,geb.Genßler am 15.Mai 1849.

Gewerbeanmeldung 1875.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)

Im Jahr 1909 wurde das Gebäude im Zuge der anstehenden Sanierung des Gräfsblocks abgerissen. Mein Urgroßvater zog deshalb, wohl bereits um 1904, es existierte ja ein Sanierungsplan für die anstehenden Baumaßnahmen, er konnte sich also zeitig darauf einstellen, um in den Unteren Bürglaß 10. Er kaufte das Anwesen vom damaligen Hofschlossermeister Adolf Sollmann. Hierüber existiert ein Grundbucheintrag, den ich als Foto beigefügt habe.

Grundbucheintrag Sollmann-Hommert 1904.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)

Philipp Heinrich Wilhelm verstarb leider recht früh.
Seine Frau erbte als Alleinerbin das Haus. Auch hierüber ist ein Grundbucheintrag vorhanden , den ich hochgeladen habe.Interessant ist auch einmal ein formale Ertragsangabe, nach der die Besteuerung der Häuser vorgenommen wurde. Auch hier sind zwei Seiten hochgeladen.

Grundbucheintrag Erbe Ehefrau Henriette Hommert 1909.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) Ertragsangabe Haus Unt.Bürglaß 10 - 1.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Ertragsangabe Haus Unt.Bürglaß 10 - 2.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)

Mein Großvater Richard Rudolf Artur Hommert wurde am18.01.1883 geboren. Auch er trat in die Fußstapfen der Familie ein.
Den weiteren Verlauf der Firmenchronik mit den 60er Jahren schildere ich im 2. Teil.


 
homwico
Beiträge: 31
Punkte: 57
Registriert am: 25.07.2021

zuletzt bearbeitet 13.08.2021 | Top

Haus Unterer Bürglaß 10 Teil 2

#8 von homwico , 08.08.2021 11:55

Mein Großvater meldete nach erfolgter Firmenübergabe sein Gewerbe am16.März 1911 am Unteren Bürglaß 10
als Schleiferei mit Stahlwarenhandel an.

Geschäftsanmeldung Richard Hommert 1911 .JPG - Bild entfernt (keine Rechte)

Richard Hommert war seit dem 6.November 1910 mit Maria Hommert,geb, Zürl verheiratet. in den schlimmen Zeiten um den Zweiten Weltkrieg wurde die Bevölkerung auf Ihre arische Abstammung überprüft. Dies geschah durch ein Trauzeugnis, welches aus dem Traubüchern der Kirchenämter von den Gemeinden ausgestellt wurde.Hier das Trauzeugnis als Dokument hochgeladen:

Trauzeugnis Richard Hommert .JPG - Bild entfernt (keine Rechte)

Aus der Ehe gingen 3 Kinder hervor: Frieda und Käthe Hommert sowie mein Vater, Wilhelm Richard Horst Dietrich Hommert, geb. 19.01.1931. Am 1.Januar 1954 übernahm mein Vater die Firma und meldete das Gewerbe auf seinen Namen an:

Gewerbeanmeldung 1954 Wilhelm Hommert sen..JPG - Bild entfernt (keine Rechte)

Richard Hommert verstarb am 13.06.1955.

Mein Vater war mit Eveline Hommert, geb.Wöhl,geb. 23.08.1935 verheiratet.
Am 11.Februar 1957 kam ich als einziges Kind auf die Welt.
Die 60er Jahre mit dem wirtschaftlichen Aufschwung machten sich auch bei uns bemerkbar.
1968 wurde der Laden ein erstes Mal umgebaut und modernisiert.
Am 20.März 1969 feierte die Firma 125-jähriges Geschäftsjubiläum.Hier hochgeladen zwei Bilder des Hauses vor dem Umbau( etwa Anfang der 60er)das andere von 1991) und zwei Zeitungsartikel dazu:

Scannen0002-1.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Zeitungsartikel 125 Jahre Hommert (1969).JPG - Bild entfernt (keine Rechte) Scannen0022-1.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Im Jahr 1978 wurde die alte Werkstatt im Hinterhaus abgerissen und durch eine neue moderne Werkstatt ersetzt. Dabei wurde von Familie Dorn eine Teil des Dornschen Anwesens Unterer Bürglaß 6, ein Stück des Hinterhauses,gekauft.
1983 wurde im Laden ein WMF-Studio integriert.
1989 wurde der Laden um eine Porzellan und Glasabteilung mit Gallo,Heinrich und Villeroy & Boch erweitert,1986 kam noch eine Hutschenreutherabteilung dazu.

Zum 1.1.1994 habe dann ich die Firma übernommen. Im gleichen Jahr feierte das Unternehmen150-jähriges Firmenjubiläum.

Im Herbst 1996 wurde der Laden, er war aufgrund der großen Nachfrage nach Hochzeitstischen zu klein geworden, eine Flächenvergrößerung war nicht mehr möglich, auf die untere Ebene des Filialisten K&L Ruppert, der sich im Steinweg ansiedelte, verlagert. Die alte Ladenfläche wurde vermietet. Die Werkstatt wurde noch bis knapp vor die Jahrtausendwende weitergeführt und dann an den Schleifdienst Reichel in Sonnefeld verkauft.
Im Jahr 2001 wurde der Laden bei K&L Ruppert aufgegeben.
Das Haus am Unteren Bürglaß wurde im Jahr 2003 verkauft. Seit etwas diesem Zeitraum ist dort bis zum heutigen Tage die "Sonderbar".

UNT_018-1.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)


 
homwico
Beiträge: 31
Punkte: 57
Registriert am: 25.07.2021

zuletzt bearbeitet 08.08.2021 | Top

Haus Unterer Bürglaß 8

#9 von homwico , 09.08.2021 12:24

Das Haus Unterer Bürglaß 8 gehörte in den 60ern der Familie Werner und Elise Lorenz.
Herr Lorenz war bei der Deutschen Bahn angestellt, seine Frau war Hausfrau.
Als ich klein war, hatte sie eine Flaschenbierhandlung im Haus. Ich kann mich erinnern, dass unsere Familie dort auch immer Getränke wie Limonade und Bier eingekauft hat.Die Flaschen konnte man einzeln kaufen. Ich habe hier um die Zeit einen Preis von etwa 60 bis 90 Pfennig pro Flasche im Gedächtnis. Ich wurde da auch öfters mal zum Getränke holen geschickt.

Die Familie Lorenz hatte drei Söhne: Bernd,Erich und Michael Lorenz. Mit dem jüngsten Sohn, Michael, war ich zur Schulzeit gut befreundet.

UNT_017-1.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Ich habe einen ordentlichen Fundus an Bildern von Coburg, meist aus neueren Zeiten und bin gerade dabei einen Bildband (einen etwas anderen wie üblich) zusammenzustellen. Auf meiner aufgeführten Homepage

https://portfolio.fotocommunity.de/homwico/folder/1009933

kann jeder der Interesse hat, das Entstehen mitverfolgen.Hierbei bin ich bei dem ein oder anderen Themenkreis textlich sicherlich auf Unterstützung angewiesen, wobei ich hoffe, dass ich diese hier finde. Aktuell bin ich mit meinen Bildern und meinen Storys dazu gerade auf dem Marktplatz beim Rathaus angelangt.


 
homwico
Beiträge: 31
Punkte: 57
Registriert am: 25.07.2021

zuletzt bearbeitet 22.08.2021 | Top

Haus Unterer Bürglaß 6

#10 von homwico , 10.08.2021 21:31

Im Haus Unterer Bürglaß 6 war bis um die 70er ein Ladengeschäft der ehemaligen Lebküchnerei Dorn im eigenen Haus zu finden. Im Laden der auch als "Schmätzles-Dorn" bekannten Firma wurden in meiner Kindheit von Albert Dorn und seiner Frau neben Süßigkeiten und natürlich Lebkuchen auch ein kleines Sortiment an Haushaltswaren angeboten.
Sehr beliebt bei uns Kindern war es, dort für 10 oder 20 Pfennig "Bruch" zu erstehen. Das waren in Brieftüten verpackte Bruchteile von Schokolade,Bonbons oder auch Lakritze, die auf normalen Wege nicht mehr verkäuflich waren.
Wenn man Glück hatte, war auch mal eine Praline darunter.
Nach Aufgabe des Ladens in den 70ern war der kleine Laden zeitweilig vermietet: es war zu dieser Zeit schwierig dort einen dauerhaften Mieter zu finden - es gab dort für den Laden keine Toiletten.In der 80er Jahren haben wir den Laden mit dem kleinen Verkaufsraum als Lagerraum und das dazugehörige Schaufenster für Dekorationen angemietet.

Das Bild zeigt das Haus im Jahr 2009. Im Laden des Hauses ,das inzwischen schön renoviert ist, sieht man ein Art-Deko-Geschäft. Die Firma,eine Goldschmiede-Werkstatt für Schmuck-Kunst und Antikes geführt von Nicole Sippel ist heute noch dort eingemietet.

UNT_016-1.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Das Haus wurde um das Jahr 1730 erstellt. Schon seit 1800 ist es traditionsgemäß im Besitz von Lebküchnerfamilien.Im Jahr 1904 wurde von Baurat Max Frommann der kleine Laden für den Lebküchner Georg Dorn eingebaut.
Architektonisch gesehen zeigt sich das Objekt als dreigeschossiges Gebäude. Im ersten und zweiten Obergeschoss hat es eine fünfachsigen Fassade. Das Dachgeschoss mit seinem traufständigen Mansarddach weist drei symmetrisch angeordnete Hausgauben auf. Zwei mit je einem Fenster, dazwischen eine Gaube mit einem Doppelfenster.
Interessant ist das komplett gemauerte Erdgeschoss, die Obergeschosse bestehen aus ausgemauerter,verputzter Fachwerkkonstruktion, dass neben dem Schaufenster des Ladens
ein Rundbogentor mit einer hölzernen alten Haustür zeigt. Das Objekt ist denkmalgeschützt.

Im Haus wohnt heute noch der Sohn von Albert Dorn, Walter Dorn, ein beliebter und bekannter Organist in Coburg.

Ein paar Worte noch zur Herkunft des Namens "Bürglaß":
Man vermutet ja, das die Bezeichnung aus dem mittelhochdeutschen „burclite“, was für "Abhang eines Burgberges" steht, herrührt.
Ich sehe das ganz banal: Nach meinem Empfinden leitet sich der Name "Bürglaß", der Obere und Untere Bürglaß führen ja, früher durch das Bürglaßtor zur Veste, aus dem "Durchlass zur Burg" ab.


 
homwico
Beiträge: 31
Punkte: 57
Registriert am: 25.07.2021

zuletzt bearbeitet 13.08.2021 | Top

   

Obere Salvatorgasse
Sally-Ehrlich-Straße



Xobor Einfach ein eigenes Forum erstellen
Datenschutz