Heute einige Geschichten und Beiträge zum Coburger Rathaus
Jeder kennt die Figur des Heiligen Mauritius auf dem Giebel des Rathauses als „Bratwurstmännle“. Der Ursprung dieser Bezeichnung ist den Coburger aber unbekannt. Sie taucht erstmals 1840 im Gedicht „Das Westenknöpfen“ des Coburger Journalisten Friedrich Hofmann auf.
Der Begriff stammte wohl aus der zunfthandwerklichen Kultur. Konkret steht er in Zusammenhang mit einem Handwerkerscherz der Coburger Metzger. Es war nämlich üblich, unerfahrene Lehrlinge beim Wurstmachen zum fiktiven Bratwurst-Längen-Maß aufs Rathaus zu schicken. Dort wurden in früherer Zeit tatsächlich die Längen- und Hohleichmaße aufbewahrt. Im Fall des Bratwurstmaßes musste der Lehrling vor Ort im Rathaus erkennen, dass er von seinem Lehrherrn und den Gesellen hereingelegt wurde und es ein solches Maß gar nicht gibt. Er musste blamiert wieder zu seinem Arbeitsplatz zurückkehren. Die Vorstellung, dass „Bratwurstmännle“ überwache mit seinem Stab die Länge der auf dem Markt gebratenen Bratwürste, ist historisch nicht nachweisbar. Die Lebensmittelgesetze der Frühen Neuzeit, hier die Casimirianische Taxordnung von 1623, legten nur das Gewicht einer Bratwurst fest.
1939 stürzte die aus dem Jahr 1752 stammende bronzene Mauritiusfigur nach einer Sturmnacht zu Boden. Aus ideologischen und rassistischen Gründen wurde die Plastik von den Nationalsozialisten nicht wieder aufgestellt, sondern in den städtischen Bauhof verbracht. Dort entdeckte man sie 1949 unter einem Schrotthaufen. Die Figur wurde daraufhin renoviert und mit finanzieller Unterstützung der Coburger Bratwurstfrauen wieder auf dem Rathausgiebel aufgestellt.