Vor über 100 Jahren gab es in Coburg anscheinend kein Müllproblem, war doch auch kein Bürger verpflichtet, seinen Müll durch die Stadt abfahren zu lassen. Wäre der Abfall sehr groß gewesen, hätte damals die Stadtverwaltung die Müllabfuhr obligatorisch für alle Bürger eingeführt. Im Bürgerbuch der Herzoglichen Residenzstadt Coburg, seine Gesetzessammlung, die der frühere Oberbürgermeister Alfred Sauerteig im Jahr 1908 herausgegeben hat, nehmen die Bestimmungen über die Müllabfuhr nur ¾ Seiten ein. Der Müll wurde seinerzeit nicht in großen Deponien abgelagert oder verbrannt, sondern zu einigen abgelegenen nicht nutzbaren Stellen und Erdvertiefungen gefahren. So waren beispielsweise die alten Itzarme in der Nähe des jetzigen Klärwerkes zeitweilig ein Ort, wo Coburger Müll landete. Viele Einwohner fuhren ihren Müll selbst ab, der meist aus Asche und Schlacken als Verbrennungsrückstand von Kohlen und Briketts bestand. Diese Rückstände wurden in sogenannten „Aschenkübel“ verwahrt. Sonstiger Müll fiel kaum an. So wurde beim Lebensmittelkaufmann seinerzeit Mehl, Zucker, Kaffee usw. in einfache Tüten gefüllt, die im Haushalt nicht weggeworfen wurden, sondern zunächst wieder vielfältige Verwendung fanden. Die Milch holte man im Milchtopf oder in der Milchkanne. Milchverpackungen gab es nicht. Die Kartoffelschalen, die Obst-, Gemüse- und Speisereste landeten ebenfalls nicht in der Mülltonne, sondern in einen gesonderten Behälter. Diese Sachen holten wöchentlich Bäuerinnen aus dem Umland ab, die damit ihre Stallhasen, Schweine etc. fütterten. Im Haushalt angefallene Lumpen und Metalle wurden gesammelt, wofür die Lumpenfrauen ein paar Pfennige bezahlten. Die riesige Flut von Zeitschriften und Zeitungen, welches heute gibt, gab es vor 120 Jahren nicht. Waren die Zeitungen gelesen, wurden sie fein säuberlich zu Klopapier zurechtgeschnitten. Viele Bürger besaßen auch einen Garten und brachten den verwendbaren Müll auf den Komposthaufen. Wer dennoch seinen Müll vom städtischen Müllwagen abholen ließ, musste für einen 50 Liter fassenden Aschenkübel jährlich sechs Mark bezahlen. Das Foto steht exemplarisch für einen Müllwagen aus der Zeit um 1900.
Vor 120 Jahren hatte man in Coburg noch kein Müllproblem. Aber man hatte ein anderes Problem. Wie die Fäkalien beseitigen? Steigende Einwohnerzahlen und die sich ausdehnende Stadt drängten auf eine Lösung. In alten Akten findet sich dazu ein großes Plakat, mit dem der Hausbesitzerverein und der Mieterverein Coburg im Jahr 1901 zu einer gemeinsamen Protest- und Aufklärungsversammlung einluden. Die Hausbesitzer wehrten sich gegen die von der Stadt geplante Einführung des heute noch gebräuchlichen, jedoch vielfach verbesserten Schwemmsystems. Man fürchtete die hohen Anlagekosten in den Häusern, den kostspieligen Bau von Kanälen und Kläranlagen zu Lasten der Steuerzahler. Fachleute wurden herangezogen, die die Nachteile des Schwemmsystems beweisen sollten. Man suchte nach anderen Möglichkeiten. Doch wie waren die Zustände? Im 19. Jahrhundert musste man sich in den meisten Häusern noch mit Mistgruben abfinden. Manchmal stand auch außerhalb ein Örtchen. Waren die Mistgruben voll, so wurde der Inhalt mittels Schubkarren früh 5 Uhr durch den Hausflur zum abholenden bäuerlichen Fuhrwerk transportiert, das vor dem Haus stand. Das Tonnensystem löste später allmählich die alten Mistgruben ab. In gewissen Zeitabständen wurden die vollen Tonnen durch den städtischen Tonnenwagen abgeholt. Abnehmerin des Tonneninhalts war letzten Endes die Landwirtschaft, die anscheinend einen Kunstdünger noch nicht kannte und deren Stallmist nicht ausreichte. Das Tonnensystem war mit der Zeit unmöglich geworden, zumal sich in den Tonnen auch feste Gegenstände wie Lumpen, Scherben, Stroh und Asche befanden, die die Bauern nicht auf ihre Felder fahren wollten.
Die Hausbesitzer befürworteten eine obligatorische pneumatische Grubenentleerung aus einer verdeckten Grube, die allen hygienischen Anforderungen zu genügen hatte. Man verwies auf gute Erfahrungen in anderen Städten und auf die niedrigen Kosten gegenüber dem Schwemmsystem. Die Abfuhr sollte mittels Spezialwagen der Stadt erfolgen und die Dungstoffe nach wie vor der Landwirtschaft angeboten werden. Aber auch nach der Versammlung gingen die Meinungen noch lange Zeit auseinander. Schließlich hat sich das Schwemmsystem durchgesetzt. Die Kanalisation war in der Stadt Coburg im Jahre 1909 nahezu vollendet.
Der britische Klempner George Jennings (1810-1882) präsentierte auf der Londoner Weltausstellung von 1851 seine Erfindung, ein „water closet“ (WC) mit eigener Spülung. Dies rief eine große Resonanz hervor. Bereits 1860 baute man im Schloss Ehrenburg für Queen Victoria eine solche mahagoni-umkleideter Toilette englischer Herstellung ein. Diese blieb jedoch Staffage. Das Abflussrohr reichte nur bis in den Keller. Erst zwischen 1907 und 1909 wurde in Coburg die Kanalisation angelegt und führte zur Installation weiterer WC´s.
"Wie in allen Städten", so Georg Aumann 1962, "so wird auch für Coburg das Problem der Abfallverwertung immer dringender. Trotz der Tatsache, dass die Stadtverwaltung wilde Schuttablagerungen streng verboten hat, wird immer wieder von der Bevölkerung in unverständlicher Weise Unrat selbst direkt am Ufer der Itz dem einzigen größeren fließenden Gewässer Coburgs, abgeladen."
Dieser Text rief viel Kritik hervor, hatte aber doch zum Ergebnis, dass der Schutt umgehend entfernt und das Umweltproblem auch in Coburg allmählich ernster genommen wurde. Ein beliebter illegaler Schuttablageplatz befand sich damals an der Wassergasse.
Etwa Südlich der Ernst Faber Strasse, Westliche Grenze die Uferstrasse und östlich die Grundstücke an der Ketschendorfer Strasse,gab es den Coburger Schutt und Müllplatz,der praktisch bis hinunter zur Wassergasse sich erstreckte! Südlich der Ernst Faber Str. gab es Schrebergärten und ein Altarm der Itz waren vorhanden.Ein mächtiger Baum stand dort. Norbert N. früheres Mitglied stellte zu dem Thema welches hier vor Jahren behandelt wurde, Bilder dazu ein. Die Ernst Faber Str. führte damals von der Ketschendorferstr. kommend bis zur Uferstrasse und endete dort.Die Uferstrasse,wie sie heute bis zur Wassergasse besteht,gab es als solche nicht und nur ein Fussweg verlief am Ufer der Itz entlang. Die Bambergerstrasse vom Anger kommend traf auf die Ernst Faberstrasse und eine Abfahrt nach Süden aus der Stadt hinaus war nur auf der Ketschendorferstrasse möglich! An der Ecke wo die Bambergerstrasse auf die Ernst Faber Strasse stiess,hatte die damalige Spedition Weichelt ihren Platz,später wurde dort der Busbahnhof mit Verwaltungsgebäude errichtet, Fahrzeughallen für die (Stadt) Busse erstreckten sich weitläufig.Das alles wurde entfernt und die Fa. Brose liess sich nieder. Alles...Altenwohnheim,Araltankstelle,Südzufahrt,"Brosekreisel" Hochhaus usw.sind auf dem ehemaligen Coburger Müllplatz entstanden. Jahre später wurde der Müllplatz in Weissenbrunn a.F. eröffnet. Jahrelang wurden Vertiefungen oder Hohlwege zur Ablage von Müll genutzt.So gab es z.B. solch eine "Deponie" im Bereich der Spittelleite in Richtung Bertelsdorf.Die Deponie Blumenrot wurde lange an gefahren.Auch der ehemalige Abbauort am Tiefensteiner Weg, in dessen Bereich das "Bernsteinzimmer"!...vermutet wurde (kein Witz!) soll als Mülldeponie gedient haben. Und dann? Neubau Müllwerk Neuses - Glend. Was würden wir heute ohne das Werk machen ? 🙂