Immer wieder interessant,das es noch Zeitzeugen gibt,welche mittlerweile hoch betagt, aber geistig fit,ihre Erinnerungen aus der Kinder und Jugendzeit erzählen können! Eine Nachbarin,92 Jahre alt,in Obersiemau geboren und auf= gewachsen konnte vieles von dort erzählen. In Coburg,Judengasse existierte die Fa.Lindemann/Hagedorn.Sie stellte Limonade her...."Bluna"? Hagedorn hatte sich aber in Obersiemau auf die Verarbeitung von Weisskraut speziallisiert und hier wurde Sauerkraut hergestellt. Mengen von Weisskrautköpfen wurden mit der Itzgrundbahn zum Bahnhof Untersiemau gebracht und hier auf einen LKW, den Hagedorn schon hatte,verladen und nach Obersiemau gefahren. Hier waren etliche Frauen damit beschäftigt das Weisskraut zu säubern,schneiden und in mächtigen Holzfässern ein zu lagern bis sich das Sauerkraut gebildet hatte.Die erforderlichen Gewürze dazu waren wohl Hagedorns Geheimniss. Als weitere Produkte wurden Gurken in grossen Mengen angeliefert und verarbeitet."Steril" sowie "Senfgurken"waren im Programm und wurden neben dem Sauerkraut in Blechdosen angeboten. Die Fa. Hagedorn hatte ihren Standort hinter dem Gasthaus "Altes Brauhaus",das sich heute noch dort an der B 289 nach LIF befindet.Etliche Bewohner von Obersiemau fanden hier Arbeit. Lebhaft erinnerte sich die Zeitzeugin daran,als die Amerikaner 1945 nach Obersiemau kamen.Die Bewohner fanden in einen grossen Keller,der sich wohl heute noch an der Strasse nach Birkach befindet,zuflucht und sie hatten sich mehrere Tage in der Kelleranlage,die drei Eingänge hatte,eingerichtet. Wehrmachtsoldaten waren nicht im Ort,im Gegensatz zum Lichtenfelser Forst,was der Nachbarortschaft Buch a.F. fast noch zum Verhängniss geworden wäre! Die Anwohner konnten dann den Keller verlassen und auf Befehl der Amerikaner mussten aus den Fenstern der Häusser weisse Tücher oder Bettlaken gehängt werden. Beeindruckt war die Zeitzeugin als Kind von der Grösse und Höhe der US Panzer,..." in dem überall ein farbiger Soldat" stand..Diese GI's sollen aber recht freundlich gewesen sein und sie bekamen von ihnen bis dahin unbekannte Süssigkeiten geschenkt. Diese Panzer standen nun im Hof der Fa. Hagedorn und die Produktion dürfte unterbrochen gewesen sein? Der Hinweis,das sich die Amerikaner längere Zeit in Obersiemau :" ...nu wegen der Grenz" dort (??) aufgehalten hätten, stiess zunächst auf Unwissentheit ! In Obersiemau eine Grenze ? Was denn für eine Grenze? Und hierfür hatten die "Amis" an der Strasse von Co nach LIF einen "Checkpoint" (?) errichtet, der den Verkehr kontrollierte. Der Hinweis auf eine Grenze dort,liess mir keine Ruhe und ich wollte mehr darüber erfahren. Hier kam Rolf zu Hilfe,der mir eine alte Karte zeigte, welche das ehemalige Coburger Herzogtum in seinen Grenzen wieder gab. Und tatsächlich verlief einmal dort die Grenze zwischen Bayern und dem Coburger Land,bevor Coburg 1920 zu Bayern,eingemeindet " 😀 " wurde. Wie lange nun die US Armee in Obersiemau geblieben ist,geht aus den Erinnerungen nicht hervor. Ich nehme aber an,als sich die Amerikaner im August 1945 aus Thüringen zurück zogen Klarheit geschaffen wurde,wo sich die Grenze zwischen Bayern und Thüringen befand,nämlich dort,wo sie bis zum Jahr 1989 existierte! In dem Zusammenhang beschrieb ja "Panzer Schmidt" vom BGS,auch die Situation, das Sowjetische Offz.wohl ähnliche alte Karten hatten,wo noch eine Grenze bei Obersiemau vorhanden war und sie die spätere Grenze zur DDR nicht anerkennen wollten! Die Besatzung der Amerikaner war wohl für längere Zeit im Anwesen Grosch in Obersiemau unter gebracht,das sich gegenüber vom "Alten Brauhaus" heute noch befindet. Auf meinen Hinweis zu alten Grenzsteinen konnte Rolf dort Ortsausgang in Richtung Buch a.F. einen solchen finden welcher noch gut erhalten steht! Aus dem Jahr 1995 findet sich in einer hiesigen Tageszeitung ein Zeitzeugenbericht,was damals dort im Lichtenfelser Forst sich ereignete... F.f.
Im Obermain Tageblatt erschien im April/ Mai 1995 ein Bericht über Buch a.F. welcher die Lage im April 1945 dort schilderte. Demnach befanden sich im angrenzenden Lichtenfelser Forst eine Gruppe von Waffen SS Soldaten welche ca.15 bis 20 Mann stark war. Obwohl die US Armee damals schon überall präsent, schienen diese Soldaten der allgemeinen Auflösung der Wehrmacht nicht zu folgen..... Der US Armee war bekannt,das sich noch Dtsch. Soldaten im Wald befanden und gingen in der Annahme,das diese von Jugendlichen aus Buch mit Proviant versorgt werden. Ein Zeitzeuge erinnert sich,das er und fünf weitere Freunde am 29.April 1945 im Forst unterwegs waren und dabei US Soldaten sahen. Die Jungs bekamen Angst und rannten weg.Daraufhin eröffneten die Amerikaner das Feuer. Der 13 jährige Bucher Erich F. rannte als letzter und wurde angeschossen. Nachbarn fanden den verletzten F. und trugen ihn ins Elternhaus. Die Zwillingsschwester von F. erinnerte sich,das daraufhin ein LKW der US Armee kam und den Verletzten ins Krankenhaus nach Coburg brachte.Mutter und Schwester gingen daraufhin nach Coburg und sahen ihren Sohn/Bruder zum letzten mal lebend.Erich F.verstarb am 1. MAI 1945 infolge seiner Verletzung. Die US Armee stellte der Gemeinde Buch a.F.ein Ultimatum,das die Bewohner aus dem Forst besagte Waffen SS Soldaten holen sollten! Ansonsten würde Buch a.F. zusammen geschossen werden! Die Freiin Elsa von Stockmar,Herbert von Bismark,Bürgermeister Kolb und Frau Ribke als Dolmetscherin versuchten in Vorsprachen die Amerikaner davon ab zu halten und versicherten,das die Bucher keinerlei Kontakt zu den SS Soldaten gehabt hätten. Besorgte Bauern hatten schon begonnen ihre Tiere aus den Ställen zu treiben und manche Bewohner luden ihre Handwagen und versuchten im benachbarten Obersiemau Zuflucht zu finden. Besagte Waffen SS Einheit war wohl in Richtung Sonnefeld abgezogen und die US Army gab bekannt,das sie von der angekündigten Massnahme absehen wollte! Im Bereich des "Tonbrünnla" befand sich der Lagerplatz der SS Soldaten,der scheinbar eine Zeit lang belegt war. Buch a.F. blieb ein schlimmes Schicksal erspart,tragisch ist, das der völlig unschuldige Erich F.sterben musste! Lange Zeit wurde ein Gottesdienst zum Gedenken abgehalten,bis hier die Erinnerungen verblassten. Nicht verblasst war aber die Erinnerung der unmittelbar Betroffenen Bucher!
Zitat von gerd im Beitrag #1 ........... In Obersiemau eine Grenze ? .......... Auf meinen Hinweis zu alten Grenzsteinen konnte Rolf dort Ortsausgang in Richtung Buch a.F. einen solchen finden welcher noch gut erhalten steht! ...........
Hier 2 aktuelle Fotos von mir und noch ein ergänzendes (mit besser lesbarer Inschrift) zu diesem Grenzstein:
Dieser Grenstein steht an der Straße von Obersiemau nach Buch am Forst (auf der linken Seite Richtung Buch, kurz nach Obersiemau, noch knapp vor der Linkskurve)
Sorry Rolf, wenn ich da etwas widerspreche. Das ist kein klassischer Grenzstein, sondern der Nivellements-Grenzpfeiler 6950, mit dem die preußische Regierung in den 1880er-Jahren Höhenmessungen über NN an ihrer Staatsgrenze markiert hat. Die Granitpfeiler mit einem Nummernbolzen wurden in einem Abstand von etwa zwei Kilometern gesetzt. Meine Quelle: Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/Ur-Nivellement . Dort ist der Stein von Obersiemau auch aufgelistet.
Zitat von bommy im Beitrag #4Sorry Rolf, wenn ich da etwas widerspreche. Das ist kein klassischer Grenzstein, sondern der Nivellements-Grenzpfeiler 6950, mit dem die preußische Regierung in den 1880er-Jahren Höhenmessungen über NN an ihrer Staatsgrenze markiert hat. Die Granitpfeiler mit einem Nummernbolzen wurden in einem Abstand von etwa zwei Kilometern gesetzt. Meine Quelle: Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/Ur-Nivellement . Dort ist der Stein von Obersiemau auch aufgelistet.
Danke für die Info
Kann man trotzdem davon ausgehen, dass dieser Nivellements-Grenzpfeiler an der Grenze vom Herzogtum Sachsen-Coburg und Gotha zu Preussen stand? Hier der Grenzverlauf unseres Herzogtums (Grenzverlauf zwischen Obersiemau und Buch am Forst von mir rot markiert):
Hallo zusammen... Ist bekannt ob sich noch alte Grenzsteine zwischen dem ehemaligen - Herzogtum Sachsen Coburg - und Bayern befinden? ( bekannt ist ein solcher Grenzstein allerdings zwischen Sachsen Meiningen und Sachsen Coburg,der sich unmittelbar beim Durchlass der ehemaligen Werrabahn zur Ortschaft Görsdorf befindet!) gerd