Anneliese Ludwig kam im Jahr 1913 in Coburg als Tochter des Viehhändlers Nathan Ludwig und seiner Frau Bella, geborene Kahn, zur Welt. Ihre Kindheit und Jugend verbrachte sie in dieser Stadt. Im Unterschied zu ihrer Schwester Erna Hilde blieb Anneliese Ludwig vorerst bei ihren Eltern. Im Jahr 1936 heiratete sie in Coburg den acht Jahre älteren Kaufmann Willy Oppenheimer aus Bad Wildungen in Hessen. Bald darauf entschied sich das Paar, vor den Bedrohungen des nationalsozialistischen Regimes zu fliehen. Sie verließen im Jahr 1937 Coburg und zogen nach Kolumbien. Dort kam 1939 ihr gemeinsamer Sohn Georg zur Welt. Die Großstadt Popayán wurde zur neuen Heimat für die junge Familie, weit entfernt von den Schrecken des Krieges in Europa und dem Holocaust. Nach dem Tod ihres Mannes kehrte Anneliese Oppenheimer 1961 über New York nach Deutschland zurück. An ihrer Seite war ihr Sohn Georg. Beide ließen sich in Köln nieder, wo Anneliese Oppenheimer erneut heiratete. Es ist nicht bekannt, ob sie jemals ihre Geburtsstadt Coburg wieder besucht hat oder am Grab ihres Vaters auf jüdischen Friedhof am Glockenberg stand. Sie verstarb schließlich 2001 im Alter von 87 Jahren in Köln. Georg Oppenheimer blieb zeitlebens unverheiratet und überlebte seine Mutter um zwölf Jahre. Mit ihm starb der letzte Nachfahre von Nathan und Bella Ludwig.
Erna Hilde Ludwig wurde 1912 in Coburg als Tochter des Viehhändlers Nathan Ludwig und seiner Ehefrau Bella, geb. Kahn, geboren. Sie verbrachte ihre Kindheit und Jugend in der Vestestadt. Im Dezember 1934 floh sie im Alter von 22 Jahren vor dem nationalsozialistischen Terror nach Amsterdam. Dort fand sie anfangs ihr persönliches Glück und heiratete 1936 den jüdischen Handelsgehilfen Louis van Koppelen. Bereits im darauf folgenden Jahr wurde ihre gemeinsame Tochter Sara geboren. Das Glück der kleinen Familie währte aber nicht lange. Im Jahr 1940 marschierte die Wehrmacht in die Niederlande ein, und die Nationalsozialisten begannen rasch mit der Umsetzung judenfeindlicher Gesetze. Die jüdische Bevölkerung wurde zunehmend entrechtet, gedemütigt und isoliert. Im Juli 1942 begannen die deutschen Besatzer damit, alle niederländischen Juden zu deportieren. Der Weg führte dabei über das Durchgangslager Westerbork in die Vernichtungslager im Osten. Viele Juden erkannten die drohende Gefahr und tauchten unter, darunter auch die Familie van Koppelen. Am 18. August 1942 wurden sie jedoch von der Polizei aufgespürt und verhaftet. Zwei Tage später erfolgte ihre Deportation ins Lager Westerbork. Mit dem Transport „T 21-8-42“ erreichten sie und 1000 weitere jüdische Gefangene schließlich am 22. August 1942 das Konzentrationslager Auschwitz. Dort wurde die Familie getrennt. Louis van Koppelen wurde als arbeitsfähig eingestuft und musste in den nächsten drei Jahren Zwangsarbeit leisten. Im Jahr 1945 wurde er im Konzentrationslager Bergen-Belsen von der britischen Armee befreit. Erna Hilde van Koppelen und ihre 5-jährige Tochter Sara wurden dagegen als arbeitsunfähig eingestuft und kurz nach ihrer Ankunft in Auschwitz am 23. August 1942 vergast. Ihre Leichen ließen ihre Mörder sofort verbrennen.
Bella Ludwig, geborene Kahn, kam 1888 in Simmershausen (Ldkr. Hildburghausen) als Tochter des Viehhändlers Leopold Kahn und seiner Frau Selma, geborene Rosenthal, zur Welt. Zu dieser Zeit lebte in dem Dorf eine kleine jüdische Gemeinde mit 23 Mitgliedern. 1911 heiratete sie den Viehhändler Nathan Ludwig, der aus dem benachbarten Ort Gleicherwiesen stammte und 17 Jahre älter war als sie. Im gleichen Jahr zog das Ehepaar nach Coburg, wo Nathan Ludwig seinen Viehhandel fortsetzte. Bella und Nathan Ludwig wurden Eltern von zwei Töchtern, Erna Hilde (1912) und Anneliese (1913). Die junge Familie wohnte anfangs in der Gartenstraße 1 und zog 1919 in ein eigenes Haus in der Gartenstraße 3.
Die Familienharmonie fand ein jähes Ende mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten. 1934 emigrierte die ältere Tochter Erna Hilde in die Niederlande, und die jüngere Tochter Anneliese flüchtete 1937 nach Kolumbien. Das gemeinsame Heim ging verloren, und 1936 zog Bella Ludwig mit ihrer Familie in das Haus des jüdischen Papierhändlers Kaufmann in der Bahnhofstraße. Nach der Reichspogromnacht von 1938 wurde Nathan Ludwig das Weiterführen seines Viehhandels untersagt. Anfang 1939 wurde das Ehepaar gezwungen, in einem der drei Coburger "Judenhäuser" zu wohnen. Kurz darauf verstarb Nathan Ludwig.
Bella Ludwig blieb im "Judenhaus" in der Ketschengasse 6 wohnen und leistete Zwangsarbeit. Am 27. November 1941 wurde sie deportiert. Die Fahrt führte zunächst nach Nürnberg und von dort am 29. November in einem Sammeltransport nach Riga. Für diese Fahrt in den Tod musste sie 60 Reichsmark bezahlen, ohne zu wissen, wohin die Reise ging. Berichten von Überlebenden zufolge müssen die Reisebedingungen entsetzlich gewesen sein. Die Abteile waren überfüllt, und es gab keine Verpflegung. Als der Zug in Riga ankam, waren durch Massenmorde gerade erst Plätze für die Neuankömmlinge geschaffen worden. Ein Zeitzeuge berichtete, dass noch Essensreste auf den Tischen lagen und die Öfen noch warm waren. Kurz vor der Ankunft des Transports waren lettische Juden erschossen worden. Von den insgesamt rund 18.000 Juden, die aus dem Reichsgebiet nach Riga deportiert wurden, überlebten viele die harten Lebensbedingungen und regelmäßigen Aussonderungen im Ghetto nicht. Wer das Ghetto überlebte, wurde ab Sommer 1943 ins KZ Riga-Kaiserwald gebracht. Ob auch Bella Ludwig dorthin kam oder bereits im Ghetto ermordet wurde, ist nicht bekannt. Ihr Todestag wurde auf den 31. Dezember 1945 datiert
Thema von Christian im Forum Coburger Persönlichkei...
Nathan Ludwig
Nathan Ludwig wurde 1871 im damaligen Marktort Gleicherwiesen (Ldkr. Hildburghausen) geboren. Im Ort lebten damals rund 230 Juden. Ludwig ging dort dem Viehhandel nach. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts verlor Gleicherwiesen jedoch an wirtschaftlicher Bedeutung. In der Folge verließen viele jüdische Familien das Dorf. Auch Nathan Ludwig war darunter. Nach seiner Heirat mit Bella Kahn, verzog das junge Ehepaar 1911 nach Coburg. Dort führte Ludwig den Viehhandel weiter. 1912 und 1913 kamen die beiden Töchter Erna Hilde und Anneliese zur Welt. Doch nicht nur im Privatleben fand Nathan Ludwig sein Glück. Auch beruflich war er erfolgreich, sodass er 1919 das Haus Gartenstraße 3 erwerben konnte. Es blieb bis 1932 in seinem Besitz. Nach 1933 blieb der Viehhandel von nationalsozialistischen Einflüssen zunächst verschont. Die jüdischen Viehhändler waren im bäuerlichen Alltag nicht zu ersetzen. So scheiterte 1935 ein erster Versuch der Stadt Coburg, den jüdischen Viehhandel zu verbieten. 1936 verzog Ludwig mit seiner Familie in das Haus des jüdischen Papierhändlers Kaufmann in die Bahnhofstraße. Zu diesem Zeitpunkt fand sich kein „arischer“ Hausbesitzer mehr, der sie aufnehmen wollte. Nach der Reichspogromnacht von 1938 wurden allen Viehhändlern die Konzession entzogen – auch Nathan Ludwig. Er ist fortan arbeitslos. Schließlich werden er und seine Frau Anfang 1939 noch in eines von drei Coburger „Judenhäusern“ zwangsweise eingewiesen. Kurz darauf stirbt Nathan Ludwig, entrechtet und gedemütigt, am 22. Juli 1939. Sein Grab befindet sich auf dem jüdischen Friedhof in Coburg.
Also es könnte sein, dass es sich bei dem Haus auf dem Foto um das Gebäude Walkmühlgasse 10 handelt. Dafür spricht der hohe Jugendstilgiebel hinter dem Haus, der zu den Nachbargebäuden Walkmühlgasse 6 und 8 gehören könnte.In dem Haus war seinerzeit ein Wagenbauer namens Göhring ansässig.
Der Radsport etablierte sich aber schon früher in der Vestestadt. 1886 pachtete der Kaufmann Carl Balzer, der im Steinweg ein Fahrradgeschäft mit Werkstatt betrieb, von der Stadt Coburg eine größere Wiese am Ketschenanger. Dort legte er in der Folgezeit eine Radrennbahn an. Der Pachtvertrag zwischen Carl Balzer und der Stadt Coburg lief bis 1914. Das Pachtverhältnis setzte die Coburger Turngenossenschaft, der Vorläufer der heutigen Turnerschaft, fort. Sie legte dort nach dem Ersten Weltkrieg Sport- und Tennisplätze an. Die Radrennbahn wurde dabei aufgegeben.