Die Nazidiktatur war kein System einer oder weniger Personen, weder Adolf Hitler, noch Carl Eduard, noch Max Brose, noch sonst wem.
Sie hatte vielfältige Ursachen. Das hat Harald Sandner offenbar noch nicht so ganz erkannt, der sich weit gehend auf Personen zu fokussieren scheint. "Hitlers Herzog" bezeichnet er selbst als Biografie. Und jetzt erregt er neues Aufsehen mit seiner Untersuchung, wie oft Hitler an diesem oder jenem Ort war. Dabei ist das nur am Rande interessant. Sandner streut einen alten, bewusst verbreiteten Irrtum, dass eine Diktatur immer nur da ist, wo die jeweilige Leitfigur präsent ist. Das ist Unsinn und leicht zu widerlegen. Wenn es so (gewesen) wäre, wäre es ein leichtes (gewesen), jede Diktatur aus den Angeln zu heben. Aber diese Irrlehre wird vor allem von denen verbreitet, die hinterher sagen, sie hätten das alles nicht gewusst/gewollt/mitgemacht ...
Wenn die bevorstehende Arbeit für Coburg gründlich und gut wird, wird sie sowohl die im Coburger Land verantwortlich und "prominent" handelnden Personen und ihr Agieren als auch die im Coburger Land begünstigenden Verhältnisse für den besonders frühen Aufstieg des Nationalsozialismus im Coburger Raum ausleuchten. Das ist notwendig und richtig, und dafür wird das Geld sinnvoll ausgegeben.
Betrachten Sie meine Äußerungen zu einer wünschenswerten oder auch angebrachten finanziellen Beteiligung des Herzogshauses oder des Landkreises bitte nicht im mindesten als Distanzierung von dem mit großer Mehrheit gefassten Stadtratsbeschluss.
Ich distanziere mich allerdings heftig von dem Beschluss, die von-Schulthes-Straße in Max-Brose-Straße umzubenennen.
Nebenbei: Ein richtig gutes Buch schreibt man nicht so mal einfach. Richtig gut ist es, wenn es mehr als Fakten aufzählt, oder wie damals Rudolf Priesner mit seinem unsäglichen Werk über Carl Eduard, eine reine Apologetik vom Leder lässt. Richtig gut ist ein Buch (jedenfalls ein Sachbuch), wenn es neue Zusammenhänge vermittelt. Das braucht seine Zeit. Die Auflagen für solche Sachbücher sind zudem sehr niedrig, egal wie teuer sie sind. Mit "Book on demand" kann man zwar heutzutage das verlegerische Risiko mindern, aber keine breite Werbung betreiben.