Ich habe das schon einmal gelesen, aber das ist lange her. Eigentlich wollte ich auf Grund meines Alters und meiner Gesundheit nichts mehr schreiben. Meine Erinnerungen sind lange her und ich war noch Kind und Jugendlicher da interessiert man sich für andere Dinge. Mein Vater hat als er aus dem Krieg und Gefangenschaft zurück kam 3 Jahre als Gespannführer gearbeitet und ich war nach der Schule oft auf dem Gut.Deshalb bin ich auch interessiert mehr über den Verwalter des Gutes zu erfahren, denn das war die Zeit in der ich in der Eigenheimstraße gelebt habe. Da wusste ich nicht, das es eine Familie Ullmann gibt.Vermutlich war sie damals Enteignet worden.
Zitat von alter Coburger im Beitrag #12 Eigentlich wollte ich auf Grund meines Alters und meiner Gesundheit nichts mehr schreiben. Meine Erinnerungen sind lange her und ich war noch Kind und Jugendlicher da interessiert man sich für andere Dinge.
Dann hilft Dir vielleicht jemand aus dem Forum. Es geht ja vor allem um Deine Erinnerungen. So sind hier schon sehr interessante Geschichten aus dieser Zeit zu Stande gekommen.
Der untere Amlingshof ehemals Haus-Nr. 1, 3 und 4. Anfang des 19. Jahrhunderts war der Hof in Besitz von Johann Nikol Löhner. Derselbe war auch um diese Zeit Schultheiß in Dörfles. Er baute sich 1802 ein neues Haus auf demselben Grund, wo das alte gestanden hatte, welches alt und baufällig war. Dieses neue Haus war signiert über der Haustür mit dem Namen Nikol Löhner und der Jahreszahl 1802. Das Haus stand bis 1966. Es war das Überbleibsel des alten Rittergutes. Nicht zu verwechseln mit dem Rittergut Neu-Dörfles. Nach Nikol Löhner folgte sein Sohn Friedrich um die Hälfte des 19. Jh. und später Georg Nikol Löhner. Dieser hatte einen Sohn mit Namen Friedrich und zwei Töchter. Georg Nikol Löhner entschloss sich, sein Gut zu verkaufen.
Der beginn der Geschichte Ulmannsgut
Der Käufer war Bruno Ulmann, aus Leipzig stammend, der sich mit dem Kauf und Wiederverkauf landwirtschaftlicher Betriebe befasste. Er hatte in der Zwischenzeit in Neu-Dörfles ein dort bestehendes Anwesen (Rittergut Neu-Dörfles) erworben, in dessen großen Park baute er sich ein herrschaftliches Haus und wohnte dort. Das von ihm zusammengekaufte Land umfasste rund 150 ha. Georg Nikol Löhner baute sich 1868 gegenüber seines Gutshauses an die Straße (früher Haus Nr. 2), eine Villa, dazu wurde noch 1872 ein Stallgebäude errichtet (später das erste Schützenhaus in Dörfles). Eine Scheune war schon vorhanden, die an der Straße stand und schon zum Gut gehörte. Dieselbe ist später abgebrannt und wieder größer aufgebaut worden. Zu diesen Gebäuden behielt sich Löhner 10 ha Feld zurück. Es wurden zwei leichte Pferde gehalten, die auch zu Kutschfahrten für die Töchter Verwendung fanden. Der Kutscher Heinrich Schneider, aus Dörfles, (früher) Haus Nr. 8, stammend, verheiratete sich später nach Schackendorf bei Eisfeld und war lange Kutscher in der Porzellanfabrik Veilsdorf. Schneider kam jedes Jahr bis nach dem 1. Weltkrieg zur Kirchweih nach Dörfles zu Büchners, (früher) Haus Nr. 7. Er hat manches Interessante erzählt, was er während seiner Kutscherzeit in Dörfles erlebt hatte.
In den 50iger Jahren wurde das Pumpenhaus weggerissen. Der Viehstall sowie Schafstall standen an der Straße entlang, oben darüber war der Heuboden. Der Stall wurde lange Jahre von den Mietsleuten, die im alten Gutshaus wohnten benutzt. Anschließend diente ein Geräteschuppen jahrelang der Dörfleser Feuerwehr als Raum für die Spritze. Neben dem Schafstall lag der große Gemüsegarten. Dieser ganze Platz wurde 1957 von der Gemeinde gekauft, der Stall weggerissen, da er sehr baufällig war, und dorthin das Gemeindehaus gebaut. Darin war die Gemeindeverwaltung untergebracht, bevor der Umzug in die Rosenauerstraße erfolgte.
Der Gutshof war sehr geräumig. Vor dem Viehstall lag die Dungstätte, hinter dem Gutshof breitete sich der große Obstgarten aus, und nach Süden am Abhang standen mehrere große Eichen. Das Wahrzeichen des schönen, großen Hofes aber war die große hundertjährige Ulme, die neben dem Gutshaus etwas am Abhang stand. Bis in die 1950er Jahre stand sie noch dort, aber als man anfing, die Böschung aufzufüllen, verschwand fast der ganze Stamm, was zur Folge hatte, dass der schöne Baum einging. Aber noch lange Jahre ragten seine dürren Äste in den Himmel als Überbleibsel vergangener Zeit. Auch der Teich, der unter dem Abhang im Grund lag, darf nicht vergessen werden. Er hatte eine eigene Quelle. Von jeher wurden dort die Schafe vor der Schur gewaschen; denn das Gut hatte über 300 Schafe und seine Triften (Weiden) reichten bis hinauf nach Taimbach. Später wurde der Teich als Feuerwehrteich benutzt, auch Fischzucht wurde darin betrieben. Allmählich verschlammte er immer mehr. Jetzt ist von dem Teich nichts mehr zu sehen. Zu dem Rittergut gehörten noch die zwei Selden, frühere Haus Nr. 3 und 4. Die Selde Nr. 3, an der Neustadter Straße gelegen, die im Jahre 1905 abbrannten. Es wurde dafür das jetzt noch stehende Wohnhaus gebaut. Anfang des 20. Jahrhunderts bewohnten dieses Haus nur Arbeitsleute, die auf dem Rittergut arbeiteten, um 1907 – 1908 betrieb dort auch der Gutsbäcker mit einem Kolonialwarenladen, den ersten in Dörfles. Robert Schmidt stammte aus Lauscha in Thüringen und buk das Brot fürs Rittergut, auch wurde welches jeden Tag mit einem Ochsen nach Coburg gefahren. Der Backofen stand und steht noch dort, wo früher die Selde Nr. 4, das sogenannte Schäferhaus, stand. Dasselbe wurde, als es baufällig war, um 1900 weggerissen und das Backhaus dort hin gebaut. Es wurde von Emil Fischer (ehem. Bürgermeister) mit dem daneben liegenden Garten gekauft, wo ein neues Wohnhaus errichtet wurde. Über den kleinen Gutshof, früher Haus Nr. 2, der von Georg Nikol Löhner 1868 errichtet wurde, ist Interessantes zu berichten: Nikol Löhner war auch ein Obstbauer und Bienenzüchter. Anfang des 20. Jahrhunderts war der Obstgarten hinter dem Anwesen gut gepflegt, und noch bis vor dem 1. Weltkrieg standen die großen Kirschbäume mit großen Früchten an der Straße. Die Schulkinder auf ihrem Weg zur Unterlauterer Schule taten sich verbotenerweise gütlich daran. Nach Nikol Löhner erbte sein Sohn Friedrich Löhner aus Seltendorf das Anwesen. Derselbe verpachtete es an Nikol Schamberger, der den Hof bis 1910 bewirtschaftete. Seine Wohnung hatte er über dem Stallgebäude.
Einige neue Aspekte zur Ernstfarm finden sich in meinem neuen Aufsatz: Ernst II. und die industrielle Revolution im Herzogtum Coburg in der Festschrift von Gert Melville und Alexander Wolz "Die Welt in einer unberechenbaren Entwicklung bisher ungeahnter Kräfte" - Studien zu Herzog Ernst II. von Sachsen-Coburg und Gotha (1818-1893).