Oftmals schweifen meine Gedanken zurück,in die Zeit,als man zur Schule mußte.Die heutige Grundschule(?) hieß damals noch "Volksschule" und die Zeit,welche man da verbrachte erstreckte sich über 8 Jahre,sofern man keine weiterführende Schule besuchte.(Die "Retourkutschen" welche manche machen mußten,sollen hier einmal nicht berücksichtigt werden!!)...Wie hieß es normal?..."Klassenziel erreicht-Versetzt!"...und dann konnte man in der Verwandschaft mit offener Hand herumgehen...!
Ab der 3. Klasse hatten wir damals in der Rückertschule "Heimatkunde".Dieser Unterricht hatte bei mir dann dazu beigetragen,das allgemein mein Interess an Geschichte geweckt wurde.----
Im damaligen Klassenzimmer stand ein fahrbarer(!) "Sandkasten",ungefähr 2x2(?) Meter groß,mit Zinkblech ausgeschlagen und die Oberkante des Kastens lag etwa 60cm über dem Boden.Er war oben mit zwei Tafeln abgedeckt,welche man auch als Rechentafeln nutzen konnte.
Ein Lieblingsunterricht des Klassenlehrers war u.A. die Heimatkunde und wer da mit arbeitete hatte bald "einen Stein im Brett" bei Ihm.
Die ersten Stunden der Heimatkunde begannen damit,uns das alte Coburg nahe zu bringen.D.h.so wie sich das mittelalterliche Coburg noch an vielen Orten zeigte.Zunächst wurde nun versucht die Innenstadt zu erklären,wie sie sich innerhalb der Stadtmauer erstreckte.Hierzu hatte der Lehrer einen Karton bereit,in dem sich aus Holz(!) geschnitzte Türme und Bauten befanden,die uns alle schon recht bekannt vorkamen.Da gab es z.B.die Stadttore/Türme, das Rathaus,Regierungsgebäude,Zeughaus,Landestheater,Ehrenburg usw.Nicht maßstäblich,aber von der Ansicht her sofort als das jeweilige Bauwerk erkennbar.Zunächst wurde an der Tafel erklärt,wie denn die Stadt vom Grundriss her aussieht.--Das war eigentlich gar nicht so schwer,da ja die Altstadt nach der Windrose ausgerichtet ist.Hier durfte nun jeder sein schon vorhandenes Wissen mit einbringen.Es zeigte sich auch, wer als kind schon in der Stadt unterwegs war und sich auskannte,wo die verschiedenen Straßen,Plätze und Gebäude standen/lagen.
Klassenstärken von 30 Kindern waren damals keine Seltenheit, so wurden 2 Gruppen gebildet.Eine Gruppe versammelte sich nun um den Sandkasten,während die andere Gruppe sitzen blieb und das geschriebene von der Tafel abschreiben mußte.
Das klappte aber nicht so richtig,weil alle mit am Sandkasten "arbeiten " wollten und zum Schluss stand dann die ganze Klasse um den kasten herum.Viele konnten so aber nicht mitarbeiten,bzw. was sehen und stellten sich auf die Schulstühle.
Nun wurde also in dem sauber geebneten Sandkasten das Rund der Stadtmauer gezogen,an den richtigen Stellen die (noch) vorhandenen Stadttürme gestellt,der Standort der Gebäude festgelegt und uns das alles plastisch vor Augen geführt.
Nachfolgende Heimatkundestunden wurden dann,bei schönem Wetter,damit verbracht,das nun gelernte bei sogenannten "Lerngängen"vor Ort zu sehen.Die dabei gemachten Entfernungen,Höhen der Gebäude,Flächen der Plätze usw.wurden dann im Unterricht "Rechnen und Raumlehre"(wie das damals hieß)verwendet.
Diese Vorgehensweise des damaligen Unterrichts mag aus heutiger Sicht lächerlich erscheinen!Ich möchte aber behaupten,das der überwiegende Teil der Klasse damals mit "Feuereifer" dabei war!Erst einige Jahre später wurde es dann "Mode",sich lieber den schiefen Turm von Pisa anzusehen,als einmal eine Blick vom Moritzturm herunter zu erhalten!
Bliebe noch zu erwähnen,das nach so einer "Sandkasten Schlacht", die Raumpflegerinnen nicht gut auf die Klasse 3a zu sprechen waren!!
Gerd