Der Festungsberg ist heute eine feine Wohngegend. Die Bebauung begann dort ab 1860. Zahlreiche Villen zeigen uns noch gegenwärtig den Wohlstand ihrer früheren Besitzer. Die Frage, die jedoch mit der Zeit auftaucht, ist was sich früher auf diesem Areal wohl befand? Es mag den Leser erstaunen, dass dort einmal drei Biergärten existierten. Über diese Einkehrstätten der Coburger möchte ich nun berichten. Der erste befand sich gleich neben der St. Augustinkirche, an der Stelle wo sich heute das moderne katholische Gemeindezentrum und die Villa Anker (Obere Klinge Nr.1) befinden. Dieser Garten gehörte dem Bäckermeister und Bierwirt Johann Gottfried Fischer, der seinen Betrieb im Steinweg (Haus Nr. 43, heute Weltbasar Rückert) unterhielt. Fischer übernahm 1849 das Unternehmen und richtete daraufhin schließlich einen Biergarten auf seinem Grundstück am Festungsberg ein. 1870 schloss dieser Garten seine Pforten. Heinrich Langbein, der in den 1930er Jahren einen ersten Aufsatz zu diesem Thema schrieb, erinnerte sich, dass dort Gebäude in einfachster Weise vorhanden waren. Dazu gehörten ein Gartenhaus, einige offene Hütten und eine Sandkegelbahn. Die Gäste saßen auf langen Holzbänken an Tischen, die ungehobelt und nicht gestrichen waren. Das Bier wurde in Schlotterkrügen und billigen Gläsern ausgeschenkt. Wer etwas essen wollte, musste es sich seine Brotzeit selber mitbringen, oder sich mit dem Begnügen, was der Wirt an Wurst und Käse selbst anbot. Die weiblichen Gäste strickten im Sommer die Wollstrümpfe für den Winter und die Männer gingen dem Kegelsport auf der offenen Bahn nach. Liebespaare trafen sich hier ebenso wie die vornehmen Damen der Coburger Gesellschaft. Eine Ziehharmonika sorgte für Musik. Windlichter und Öllampen ließen den Biergarten auch am Abend in hellem Licht erscheinen.
So mag es vielleicht auch bei den beiden anderen Biergärten am Festungsberg zugegangen sein. Die nächste Einkehrmöglichkeit lag direkt hinter der St. Augustinkirche. Dort wo heute die Villa Festungsstraße Nr. 4 zu finden ist, lag bis 1867 der sogenannte „Casinogarten“. Er gehörte zu einer Gaststätte, die sich in dem späteren Logengebäude in der Theatergasse befand. Dieses Haus ist bei einem amerikanischen Luftangriff am Ende des Zweiten Weltkriegs zerstört worden. Zu dem Biergarten gehörten neben einem festen Gasthaus wahrscheinlich auch eine überdachte Kegelbahn. Hier traf sich vornehmlich die bessere Gesellschaft, direkt nach ihrem sonntäglichen Spaziergang im Hofgarten. Eine Reklame in den frühen Coburger Adressbüchern belegt diese Annahme. Die Vermutung liegt hier nahe, dass es sich hierbei nicht nur um einen Biergarten, sondern auch um ein Ausflugslokal mit Kaffeeausschank handelte.
Ein ganzes Stück weiter an der Festungsstraße, dort wo sich jetzt die Häuser Nr. 9a und 9b befinden, war in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein Biergarten zu finden, der 1804 gegründet wurde. Dieser Garten gehörte dem Bäckermeister und Bierwirt Fritz Frommann, der seine Stadtwirtschaft im Steinweg Nr. 15 (heute Modehaus K&L Ruppert) hatte. Das Anwesen Frommanns erstreckte sich in der ganzen Breite von der Festungsstraße bis zur Bergstraße. Auch in dieser Kellerwirtschaft wurde das Bier nur in Schlotterkrügen ausgeschenkt. Nach 1871 wurde der Ausschank aufgegeben und das Grundstück parzelliert. Auf einem verkleinerten Areal an der Festungsstraße entstand dann schließlich ein neues Ausflugslokal, welches den Namen „Wilhelmshöhe“ trug. Möglicherweise diente das Schloss Wilhelmshöhe bei Kassel als Vorbild, wo der französische Kaiser Napoleon III. interniert war. Das Ausflugslokal sprach vor allem eine feinere Kundschaft an. So empfhal sie in einem Inserat aus dem Jahre 1882 ihre schönen Gartenanlagen, die Marmorkegelbahn, den Konzert- und Ballsaal, vorzügliche einheimische und fremde Biere, feine Weine und eine hervorragende Küche zu guten Preisen an. Trotz der Werbung konnte sich die „Wilhelmshöhe“ nicht lange halten. Bereits 1890 zog in das Gasthaus eine Molkereikuranstalt ein, in der in den Morgen- und Abendstunden frische Ziegenmilch verabreicht wurde. Gesundheitsfördernde Brunnen- und Heilwasser wurden dort ebenfalls angeboten. 1893 erfolgte der Abbruch sämtlicher Gebäude auf diesem Gelände. Es entstand das heutige Wohnhaus Festungsstraße 9b, in dem ein Knabenerziehungsinstitut einzog. Aus heutiger Sicht ist es bedauerlich, dass sich keines dieser Gastronomiebetriebe halten konnte. Fehlt doch nach Ansicht vieler Coburger, dem Hofgarten so etwas wie eine Ausflugsgaststätte, in der man auch sein Bier trinken könnte.
Bildquellen: Bild 1: Standort des Fischer-Biergartens in der Oberen Klinge Bild 2: Standort des Casinogartens in der Festungsstraße Bild 3: Standort des Frommann-Biergartens in der Festungsstraße
(Fotos: Christian Boseckert, 2008)
Christian
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Festungsstrasse 4.jpg
Festungsstrasse 9b.jpg
Obere Klinge 1.JPG
So war es bei Koch,s - Rohmann Aber spätestens so gegen 21.00 Uhr,war die Else in ihrer "Kochnische" so gestresst,das sie manchmal in Tränen ausbrach..! Und wenn dann die Stammgäste noch das "Revolutionslied" anstimmten...(Stammbus kannte das auch!!)war es mit der Ruhe ganz vorbei...!
Ein Schlotterkrug ist ein großer, dicker Tonkrug. Diese Krüge hatten zwei Vorteile. Sie gingen nicht so schnell kaput und im Sommer blieb das Bier in solchen Krügen länger kühl. Gerne wurden solche Krüge auch zur Feldarbeit oder zur Weinlese mitgenommen. Mit einem Bild kann ich leider nicht dienen.
Zitat von PhoenicianDas Bier wurde in Schlotterkruegen und billigen Glaesern ausgeschenkt... ------------------------------------------------------------------------ Was ist ein Schlotterkrug? Gibt es ein Bild von so einem Krug?
Dazu folgendes: im WDW Online Woerterbuch 3.0 - internationales und interregionales Fachwoerterbuch zur Sprache und Kultur des Weines....Schlotterkrug: Gefaess zur Mitnahme von Wein in den Weinberg
im Bayrischen Woerterbuch von J. Andreas Schmeller.......Der Schlotterkrug, thoenerner Krug von cylindrischer Form mit engem Hals; (Koburg) Vgl. hess. die Schlutte Bilma kurhess. Idiot