Von 1942 bis 1951 habe ich die meiste Zeit bei meinen Grosseltern in Moenchroeden verbracht. Es war die schoenste Zeit fuer mich.
Damals war das Haus meiner Grosseltern noch das das Einzige am Schafhaeuserhuegel. Nur gegenueber stand noch eine grosse, alte Scheune. Autoverkehr gab es natuerlich kaum, meistens waren es Fahrraeder, Leiterwagen oder aehnliches, die den, mit Kopfsteinen gepflasterten Huegel rauf oder runter klapperten. Es war ein recht grosses Grundstueck, auf dem die Werkstatt der Zimmerei A.C. Maar stand, mit einer langen Reihe von Schuppen, wo das Holz gelagert wurde. Gegenueber stand das zweistoeckige Wohnhaus.
Grossmutter hatte drei grosse Gaerten: den Blumengarten am Haus, in dessen Mitte ein Kirschbaum stand, der von Gras umgeben war. Grossmutter hat das immer mit der Sense gemaeht, die in ihren Haenden nur so durch das Gras sauste. Unter dem Hang zum Schafhaeuserhuegel wuchsen die Fliederstraeucher und Haselnuesse, unter denen als erste im Fruehling die Schneegloeckchen hervorspitzten. Ausserdem gab es eine leichte Erhebung, die mit vielen Blumen bepflanzt war. Auch ein schoenes Rosenbeet war zu finden. Am Weg der mitten durch fuehrte, gab es die Erdbeerrabatte. Direkt an der Hauswand wuchsen 2 Weichselbaeumchen und daneben, vor dem Dach vom Keller, der unter der Erde war, und oft Wasser auf dem Boden hatte, bluehte der herrliche Jasmin. Dort ging ein schmaler Weg vorbei, an dessen einer Seite ein sehr grosses Spalier stand, das ueber und ueber mit Kletterrosen bewachsen war. Zum Kinderfest durfte ich mir immer einige davon ans Kleid stecken. Dahinter befand sich dann eine Reihe von Gemuesebeeten mit Kohlrabi, Radieschen, Salat usw. Dort wuchsen auch die besonderen Johannisbeeren.....schwarze und weisse, letztere waren schoen suess. Hinter der Werkstatt befand sich der "Beerengarten", mit Stachel-und roten Johannisbeeren. Ausserdem gab es dort auch Rhabarber und Schnittlauch. Eine meiner Aufgaben war oft, die Bluetenstengel vom Schnittlauch abzuschneiden, was ich gar nicht gerne gemacht hab, da es so sehr viele waren. Mitten im Hof, ganz fuer sich allein eingezaeunt, war dann der grosse Gemuesegarten. Da gab es Erbsen, Stangenbohnen, Moehren, Gurken und was weiss ich alles. All die Gaerten brachten viel Arbeit mit sich und ich wurde oftmals dazu "herangezogen" mitzuhelfen. Geerntet hab ich ja recht gerne, aber das Unkrautzupfen hat mir weniger zugesagt. Hier und dort ueber den Hof verstreut standen auch noch Obstbaeume, wie z.B. der grosse Kirschbaum mit den schwarz-roten, riesigen Kirschen, die man vom Schlafzimmerfenster aus pfluecken konnte, oder man konnte auf dem Dach des Schuppens, der unter dem Baum stand, sitzen und die Kirschen ganz leicht pfluecken. Wie oft hab ich mir dabei Stengel mit 2 Kirschen ueber die Ohren gehaengt.....meine ersten Ohrringe.
Durch all das was da wuchs und gedieh, gab es bei Grossmutter immer etwas Gutes zu essen.
F.f.
faraway
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Rosenspalier.jpg
Schuppen mit Scheune.jpg
Wohnhaus & Werkstatt.jpg
Liebe Angelika, alles klingt so als wäre man mit dabei gewesen und ausserdem sehr paradiesisch. Du warst sicher ein glückliches Kind, von der Ernährung her ganz zu schweigen, frisches Obst und Gemüse waren doch Mangelware und wer keinen Garten hatte musste sonstwie sehen, dass er an so was rankam. Sicher konntet Ihr Euch im Sommer ausschließlich aus dem Garten ernähren. Bei uns war es übrigens fast ebenso, nur einige Jahre später. Deine dreimalige Einschulung habe ich mit Genuss gelesen, armes unreifes Schulkind, scheinbar ist aber doch was aus Dir geworden! Auf den Bildern machst Du jedenfalls einen propperen Eindruck, Grüße aus unsrem alten Europa!!
Am Ende der langen Schuppenreihe stand die grosse Scheune und direkt daneben war noch ein kleiner, eingezaeunter Garten, wo nur Himmbeeren wuchsen.
Die Scheune hatte im Erdgeschoss den Huehnerschlag und gegenueber einen Stall, wo sich allerhand anderes Viehzeug aufhielt. Wir hatten damals Gaense, Enten, die Huehner mit Gockel, auch Schafe und einen Truthahn gab es einmal. Die letzteren haben mir ganz besondere Erinnerungen vermacht.
Beide, der Gockel und der Truthahn waren sehr angriffslustig. Wenigstens waren sie nicht zur gleichen Zeit da, sonst waere es eine unmoegliche Lage gewesen. Es gab ausser der Einfahrt oben an der Strasse noch einen kleinen Fussweg zu dem Grundstueck, der an der Tuer im Zaun endete. Viele Leute benutzten diesen Weg um zu uns zu kommen, z.B. auch der Postbote usw. Dass von da aus jemand in den Hof kam, konnte weder der Gockel, noch der Truthahn ausstehen, und beide gingen sofort zum Angriff ueber. Es war gar nicht so einfach fuer Besucher, sich der Viecher zu erwehren, deshalb war in einem Holzstapel bei dem Tuerchen immer ein Knueppel zu finden, mit dem man sich verteidigen konnte.
Eines Tages waren Grossmutter und ich im Himmbeergarten und haben Beeren gepflueckt und ich hatte aus versehen die Gartentuer aufgelassen. Wir sind also ganz in unsere Arbeit vertieft als ich auf einmal einen ganz scharfen Schmerz am Ruecken verspuere, knapp ueber dem Steissbein. Ich dreh mich um, und da steht der Truthahn und sieht mich frech an, als wolle er sagen: hab ich endlich doch jemand erwischt! Einige Zeit spaeter stand er dann als besonderer Braten zu einem Festmahl auf dem Tisch, und man sollte doch annehmen, dass ich recht viel davon verspeist haette. Von wegen! Zur Strafe dafuer, dass er mich so gehackt hat, habe ich keinen Bissen davon gegessen. Keiner der Erwachsenen konnte das verstehen.
Eines der Schafe, die wir zeitweise hatten, war das Hannele. Sie war meine ganz besondere Freundin und ist mir ueberall nachgelaufen. Wenn ich frueh zur Schule wegging, lief sie immer mit bis an den Zaun und blieb dann dort stehen. Wie hat sie sich dann gefreut, wenn ich nachmittags wiederkam. Aber.....eines Tages war das Hannele nicht da, und sie blieb verschwunden. Ich weiss heute nicht mehr, was man mir damals erzaehlt hat, was wohl mit ihr geschehen war, jedenfalls war ich natuerlich sehr traurig. Es war das 1. Mal dass ich ein geliebtes Tier verloren hatte. Dann kam einmal ein Tag, wo ich beschloss mal wieder oben auf dem Scheunenboden rumzuschnuppern. Ich wuensche heute noch, dass ich das nicht getan haette, denn dort, ueber eine Waescheleine gehaengt, fand ich ein ganzes Schaffell! Mit zugeschnuerter Kehle und Herzklopfen ging ich dann zur Grossmutter und hab sie gefragt, ob es das Fell von Hannele war. Ich hab lange gebraucht damit fertig zu werden und hab mein Hannele bis heute nicht vergessen.
Ausser all den erwaehnten Tieren, hatte Grossmutter auch Tauben. Sie lebten in einem Taubenschlag ganz oben unter dem Dach der Werkstatt und es war recht schwierig dort reinzukommen. Erst musste man eine Leiter hochklettern bis zum Dachboden und dann, da dass Dach direkt ueber einem war, mussten wir tief gebueckt ueber alles moegliche Geruempel wie Bretter usw. laufen bis man zu der Tuer zum Taubenschlag kam. Da drinnen gab es dann an jeder Seite eine Reihe von Nestboxen in denen entweder die Tauben auf Eiern sassen und brueteten, oder die schon junge Taeubchen enthielten. Das war jedesmal ein wildes Gurren und Hin-und Herfliegen wenn die gestoert wurden! Es gab damals oefter gefuellte Taeubchenbrust als Sonntagsbraten, was ich besonders gerne gegessen hab. Heute wuerde mir das sehr schwer fallen! So kann sich ein Mensch aendern.
Zu unserem Grundstueck gehoerten auch einige Felder. Auf den im Alexandrinental gelegenen wurden Kartoffeln, Zuckerrueben, Luzerne und auch mal Weizen angebaut. Waehrend des Sommers habe ich mit Kindern aus der naeheren Umgebung in dem Kleefeld Mai-und Junikaefer gefangen und dann in Schuhkartons, die mit Klee gefuellt waren, gesammelt. Die haben da drin ganz maechtig gesummt und gekrabbelt. Was wir mit ihnen dann gemacht haben, faellt mir aber beim besten Willen heute nicht mehr ein. Von Grossmutter wurden wir dann auch dazu angehalten, in den Kartoffeln die Kartoffelkaefer abzusuchen. Das hat weniger Spass gemacht, weil da so furchtbar viele waren. Sie wurden in leere Bierflaschen getan und ich kann auch da nicht sagen, was dann mit denen geschah. Wahrscheinlich wurden die Flaschen dann auf den Abfall geworfen. Zu jener Zeit war der damalige Schuttplatz nur einen Katzensprung von uns entfernt, ueber den Bahndamm rueber. Die Bahn von Neustadt nach Coburg fuhr ja direkt bei uns vorbei. Sie faehrt auch heute noch dort. Zur Erntezeit im Herbst wurden auf dem Feld Kartoffelfeuer angezuendet, in die man Kartoffeln werfen konnte, um sie zu braten. Den Geruch der Feuer, und den Geschmack der ziemlich schwarzen Kartoffeln werd ich wohl auch nie vergessen. Einmal durfte ich auch auf einem Leiterwagen, der mit Rueben hoch vollgeladen war mitfahren, und sogar aus einer Ruebe eine Laterne schnitzen in die eine Kerze gestellt wurde.
Auf der anderen Seite von Haus und Hof, gab es noch eine wunderschoene Wiese, die immer geheut wurde. Ein kleines Baechlein floss da durch, das von der anderen Seite der damaligen Landstrasse herkam. Auch an diesem Strassenteil standen zu meiner Zeit noch einige grosse Kastanienbaeume, die den Bach teilweise beschatteten. Im Fruehling war diese Wiese immer mit vielen, vielen Schluesselblumen bedeckt und etwas spaeter dann mit Wiesenschaumkraut und Fleischkraut. Dort, wo der Bach unter der Strasse hervor kam und in die Wiese floss, wuchsen ganze Mengen von dunkelblauen Veilchen, die wunderbar dufteten. Oft hab ich dort dicke Straeusschen aus Schluesselblumen oder Veilchen gepflueckt. Im Herbst konnte man dann dort die vielen Kastanien sammeln, die von den Baeumen fielen. Was wurde aus denen nicht alles geschnitzt und gebastelt......alle moeglichen Tiere, kleine Puppenbetten und vieles Andere. Allerdings muss ich auch sagen, dass Kastanien manchmal zu weniger schoenen Zwecken verwendet wurden. Wie Kinder halt so sind, haben wir uns manchmal nach Dunkelheit am Strassenrand versteckt und auf Fahrradfahrer gewartet, die wir dann mit Kastanien beworfen haben. Da sie uns nicht sehen konnten, hatten sie keine Ahnung woher die kamen.
Fuer mich waren auch der Bahndamm, und das dazugehoerige Bahnwaerterhaeuschen ein beliebter Spielplatz. Da ueber den Damm eine Strasse fuehrte, war der Uebergang natuerlich mit zwei Schranken ausgestattet. Diese wurden von dem jeweiligen Bahnwaerter, der in dem Haeuschen gerade Dienst tat, runter oder wieder hochgelassen. Mit den meisten dieser Bahnwaerter hat mich eine schoene Freundschaft verbunden und man konnte mich oftmals in dem Haueschen finden.
Direkt neben dem Bahnwaerterhaeuschen lag dann der Schuttplatz. Dort, in einem ausrangierten Eisenbahnwagen wohnte der Egon mit seiner Frau. Egon hat fuer die Leute im Tal Messer, Scheren usw. geschliffen und kam dazu meistens zu den Leuten auf den Hof. Egon und seine Frau waren fuer uns Kinder recht abenteuerliche Leute, die von Gott weiss woher gekommen waren und im Tal der Roeden haengen geblieben waren. Sie hatten mehrere grosse Hunde, allerlei Kleintiere wie Stallhasen und weiss der Himmel was noch. Wir haben sie meistens nur aus der Ferne beobachtet.
Auf dem linken Foto ist das Bahnhaeuschen grade noch ganz links zu sehen. Das rechte Foto zeigt den Egon beim Scherenschleifen.
Bildquelle: Moenchroeden - Perle des Coburger Landes, von Wolfgang Schunk
F.f.
faraway
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IMG Bahnhaeuschen.JPG
IMG Egon_0002.JPG
Wie ueberall in der Welt, selbst im schoensten Paradies, gab es auch bei Grossmutter Vorschriften an die ich mich halten sollte. Im Grossen und Ganzen hatte ich damit keine grossen Probleme, aber vielleicht waren die Erwachsenen in meinem Leben darueber anderer Meinung. Ich erinnere mich naemlich, dass Mutti mich manchmal "Engelchen mit 'nem B geschrieben" nannte. Sie wird wohl ihre Gruende dafuer gehabt haben.
Allerdings gab es da eine Vorschrift, mit der ich immer wieder mal Kriegsfuss stand und die war: pfluecke keine Blumen im Garten, ohne Grossmutter vorher zu fragen. Ich haette das aber oefter gerne getan, um sie dann in's Haus zu stellen, aber das wurde mir nicht immer erlaubt. Am ehesten war das in Ordnung, wenn sie dann an Vati's Bild gestellt wurden.
Nun hatte ich in der 1. und 2. Schulklasse eine Lehrerin die ich recht gerne mochte. Im Fruehjahr 1951 bluehten im Garten wunderschoene, weisse Schwertlillien.......so richtig grosse mit langen Stengeln. Gerne wollte ich meiner Lehrerin davon einen Strauss schenken, und ich hab Grossmutter ganz brav gefragt, ob ich welche schneiden duerfte. Aber.....sie hat zu meiner Bitte nein gesagt. Ich war richtig traurig darueber! Was war zu machen? Damals fuhr ich bei gutem Wetter schon oft mit dem Fahrrad zur Schule, auf einem Weg, der nur aus Erde und Steinchen bestand, aber eigentlich recht gut war. Auf diesem Weg befand sich zu dieser Zeit eine Baustelle, die fast den ganzen Weg einnahm und nur einen schmalen Streifen zum Laufen oder Radfahren frei liess, der um eine Absperrung herum fuehrte. Ich wollte Fraeulein Steiner also unbedingt Blumen mitbringen, und das war halt nur heimlich still und leise zu machen. Grossmutter war im Haus, als ich zur Schule fort musste, und da hab ich dann ganz schnell einen Abstecher in den Garten gemacht, und einige der Schwertlilien gepflueckt! Grossmutter hat es nicht mitbekommen und ich hab mich auf den Weg gemacht.
Wie gesagt, die Blumen hatten sehr lange Stengel, waren voll aufgeblueht und recht schwer und unhandlich, besonders beim Radfahren. Ich hatte sie in der linken Hand und musste das Rad mehr oder weniger mit der rechten steuern. Aber es hat recht gut geklappt.........bis ich an die Baustelle kam und darum rum fahren musste. Dabei bin ich auf loses Gestein gekommen und da ich nur eine Hand am Lenkrad hatte, bin ich mit dem Rad umgekippt! Das Ergebnis davon war: die schoenen Blumen waren total zerquetscht, und mit dem Knie war ich auf einem spitzen Stein gelandet, wodurch ich mal wieder ein schoenes Loch im Knie hatte. Das war damals bei mir sowieso ziemlicher Dauerzustand. Was sollte ich denn nun bloss machen? Einfach weiterfahren ging nicht, weil das Knie stark geblutet hat, also musste ich wieder zurueck. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich zu Hause nur gesagt hab, dass ich halt bei dem Strassenbau abgerutscht war........die Blumen hab ich natuerlich nicht erwaehnt. Grossmutter hat dann das Knie verarztet und ich hab mich nochmals auf den Weg gemacht.
Das war eine der Begebenheiten in meinem Leben, wo die Strafe der Tat auf dem Fusse folgte! Jedenfalls kam es mir so vor, und so wie ich es sah, kam die von hochoben. Da hatte eben doch jemand gesehen, was ich angestellt hab.
Uebrigens habe ich von meiner Grossmutter gelernt, dass Blumen viel schoener im Garten aussehen, als in einer Vase, und dass sie sich dort auch viel laenger halten. So denke ich auch heute meistens noch und bring nur welche in's Haus wenn es eine besondere Gelegenheit gibt, oder draussen irgendwelche abgebrochen sind.
Hier ein paar meiner Kindheitserinnerungen in Stichworten. Ich bin leider nicht mit dem Schreibtalent von Gerd oder Angelika gesegnet....
Den Sommer verbrachten wir draussen mit Spielen wie Fangeles, Versteckeles, “Schander”-Raeuber und Kaiser-Koenig-Edelmann. Wir haben uns auch damit vergnuegt, Knallerbsen zu sammeln, um sie dann zu zertreten in der Hoffnung, dass ein paar ganz laute dabei sind. Als wir aelter wurden, war dann Stadt/Land/Fluss ein beliebtes Spiel, bei dem man mit seinen Geographiekenntnissen angeben konnte.
Limonade konnte sich damals keiner leisten, wenn es ueberhaupt welche gab. Wir haben unseren Durst mit gesuesstem Essigwasser geloescht. Kuehlschraenke gab es auch noch nicht, und wenn es im Sommer sehr heiss wurde und die Margarine anfing zu schmelzen, wurde sie in eine Schuessel mit kaltem Wasser gestellt. Das Wasser musste dann mehrmals am Tag erneuert werden, denn durch die Hitze erwaermte sich auch das Wasser in der Schuessel. (Kennt jemand noch den Reim "eieiei Sanella, Sanella auf dem Teller"?) Zum Abendessen gab es oft “Wurschtsuppe” zu trinken, die man sich kostenlos beim Metzger holen konnte. Vielleicht kann Christian der juengeren Generation erklaeren, um was es sich bei dieser „Wurschtsuppe“ handelte.??
Auch ist die Milch damals noch nicht pasteurisiert worden. Sie wurde in Kannen vom Milchhof an die Milchhaendler geliefert, und man musste sie immer gleich abkochen, sonst ist sie sauer geworden. Nach dem Abkochen hat sich eine Haut oben auf der Milch gebildet, und diese Milchhaut war bei uns Kindern ein beliebter Brotbelag – mit Zucker oben drauf gestreut.
Bohnenkaffee konnte sich nicht jeder leisten. Es gab Malzkaffee. Einmal haben wir Kaffee selbst gemacht. Dort, wo sich jetzt die Tannenbergstrasse befindet, gab es frueher ein Getreidefeld. Nachdem die Getreideernte vorbei war, lagen noch vereinzelte Aehren auf dem Feld, die wir aufgelesen haben, und die Koerner sind dann im Ofen geroestet worden. Anscheinend hat dieser selbstgemachte Kaffee noch scheusslicher geschmeckt als der Malzkaffee, denn in darauffolgenden Jahren sind wir nicht mehr dazu animiert worden, Aehren aufzulesen.
An Suessigkeiten gab es manchmal Himbeerbonbons und den von mir heissgeliebten Kandiszucker an der Schnur. Kolonialwarenhaendler haben Kindern, die zum Einkaufen geschickt worden sind, oft Himbeerbonbons anstelle von Pfennigen als Wechselgeld gegeben, worueber sich die Eltern aufgeregt haben, denn Pfennige waren damals noch etwas wert.