Ich habe mir des Meßtischblatt von 1906 (siehe Kalenderweg 15) mal genauer angeschaut und darauf eine ovale Radfahrbahn im südöstlichen Angerbereich entdeckt:
Ich würde dieses Thema gerne nochmal mit der gleichen Frage aus dem Keller holen. Hat dazu jemand nähere Infos? Ich bin selbst in dem Coburger Radsportverein sehr aktiv und interessiere mich auch sehr für die radsportliche Vergangenheit Coburgs. Es würde mich nicht wundern, wenn es in Coburg eine solche Bahn gegeben hat. Um die Jahrhundertwende waren Radrennen DER Sport schlechthin. Nach Erfindung des sog Niederrades bzw Sicherheitsrades und dem Niedergang der Hochräder, schossen Radrennbahnen in ganz Deutschland wie Pilze aus dem Boden. Im altehrwürdigen Reichelsdorfer Keller in Nürnberg (erbaut 1904) wurden z.B. Anfang der 20er Jahre bis zu 60.000 Zuschauer gezählt. Vielleicht hat ja jemand noch weitere Infos zu der Bahn!?
Wir rätseln gerade wo das genau gewesen sein soll. Ist das die heutige Benno-Benz-Anlage? Dann fehlt aber die Bamberger Strasse. Kann das sein? Gab es die 1906 noch gar nicht? Im Forum hab ich zur Bamberger Strasse nichts gefunden
Zitat von beck2oldschool im Beitrag #3Wir rätseln gerade wo das genau gewesen sein soll. Ist das die heutige Benno-Benz-Anlage? Dann fehlt aber die Bamberger Strasse. Kann das sein? Gab es die 1906 noch gar nicht? Im Forum hab ich zur Bamberger Strasse nichts gefunden
Diese Radrennbahn war auf dem Areal der heutigen Benno-Benz-Anlage Richtung Ketschendorfer Straße. Die Bamberger Straße wurde erst in den 1960er-Jahren ausgebaut. Hier noch ein Bild der Radrennbahn auf dem Anger von 1890:
Ich flipp` aus. Wie geil ist das denn? Wo findet man denn solche Bilder?
Wie kann man sich denn den Anger um 1890 vorstellen? Heute kennt man den Platz seit eh und je als schlecht geteerten Parkplatz. Aber um 1890? Die Angerturnhalle stand da ja meines Wissens nach schon.
Ich hab das Bild eben auf einer Postkarte im Internet gefunden. Die Karte ist abgestempelt am 01.06.1898 (nur der Vollständigkeit halber, kein Klugscheissmodus)
Der Radsport etablierte sich aber schon früher in der Vestestadt. 1886 pachtete der Kaufmann Carl Balzer, der im Steinweg ein Fahrradgeschäft mit Werkstatt betrieb, von der Stadt Coburg eine größere Wiese am Ketschenanger. Dort legte er in der Folgezeit eine Radrennbahn an. Der Pachtvertrag zwischen Carl Balzer und der Stadt Coburg lief bis 1914. Das Pachtverhältnis setzte die Coburger Turngenossenschaft, der Vorläufer der heutigen Turnerschaft, fort. Sie legte dort nach dem Ersten Weltkrieg Sport- und Tennisplätze an. Die Radrennbahn wurde dabei aufgegeben.
Ich wühle gerade etwas in alten Zeitungen und suche speziell nach dem o.g. Pfingstrennen. Dazu habe ich u.a. auch folgende Einladung gefunden. Interessant ist auch im Zusammenhang mit Christians Post die Anzeige von Carl Balzer, der wohl auch Vorsitzender des "Radler-Verein Coburg" war. In einer weiteren Anzeige steht, dass die Bahn in der Woche vor Pfingsten zwischen 6-8 Uhr Morgens und 6-8 Uhr Abends nur für bei dem Rennen gemeldete Fahrer zur Verfügung steht. Bemerkenswert! Wer fährt heutzutage schon zwischen 6 und 8 Uhr morgen Rad - unter der Woche!
Carl Balzer fuhr wohl auch selbst in den 1880er Jahren Radrennen mit internationalem Starterfeld, wie diese Webseite Radrennen in Nürnberg dokumentierte: https://www.cycling4fans.de/index.php?id=6346
5) Wettfahren mit Vorgabe (Dreirad) 3 Kilom., 9 Runden. Betheiligt die Herren: Faber (fuhr normal), Balzer (Coburg), Kueffel (Nürnberg) Zeit: I. Faber 6 Min. 23 4/5 Sek., II. Balzer 6 Min. 24 4/5 Sek., III. Kneffel 6 Min. 25 2/5 Sek. Preise: ad I Photographie-Album im Werth von 100 M und 1 Ehrenzeichen, ad II Weinkrug im Werth von 60 M und 1 Ehrenzeichen, ad III 1 Opernglas im Werth von 30 M und 1 Ehrenzeichen. _____________________ II. Großes Dreiradwettfahren. 3 Kilometer, 9. Runden. Offen für Herrenfahrer. 1. Preis: Ein silberner Tafelaufsatz im Werthe von 100 M und ein Ehrenzeichen. 2. Preis: Ein Tintenzeug im Werthe von 60 M und ein Ehrenzeichen. Es starteten: Cole (Pickwick Bicycleklub, London), Karl Balzer (Radlerverein Coburg), Jean Beißbarth (Velocipedklub Nürnberg). Es erhielten: den 1. Preis Beißbarth (6 Min. 37 1/5 Sek.), den 2. Preis Balzer (6 Min. 48 Sek.). _____________________ Den Schluß bildete: VIII. Dreiradwettfahren mit Vorgabe. Offen für Herrenfahrer. 2 Kilometer, 6 Runden. 1. Preis: Ein Reisekoffer im Werthe von 80 M und ein Ehrenzeichen. 2. Preis: ein Barometer im Werthe von 40 M und ein Ehrenzeichen. 3. Preis: Ein Ehrenzeichen.
Es starteten: Cole (Pickwick Bicycleklub, London) mit 200 Mtr. Vorgabe, Balzer (Radlerverein Coburg) mit 40 Mtr. Vorgabe, Fleischmann (Nürnberger Velo-cipedklub) mit 200 Mtr. Vorgabe, Jean Beißbarth (Velocipedklub Nürnberg) Scratch.
Es erhielten: den 1. Preis Fleischmann (4 Min. 10 Sek.), den 2. Preis: Beißbarth (4 Min. 16 Sek.), den 3. Preis: Balzer (4 Min. 18 2/5 Sek.).
Auf den Internetseiten der Architekten Schürmann ist nachzulesen, dass Clemens Schürmann 1929 eine Betonrennbahn mit 250 Meter Länge für den Radler-Touren-Club Coburg gebaut haben muss. Clemens Schürrmann baute seit 1925 Radrennbahnen, darunter auch die Olympische Rennbahn von 1936 in Berlin. Die Rennbahn des Radler-Club Coburg von Carl Balzer war aber 400m lang und (vermutlich) aus Holz. (Eröffnungsrennen war übrigens am 30.05.1886)