Dank Unterstützung seiner Tochter und Enkelin konnte ich heute mit Herrn Helmut Herr über Rothhof sprechen:
Rothhof: Gespräch mit Herrn Helmut Herr (82) am 03.09.2018 in Neundorf ( Herr Herr ist nach einem Schlaganfall gerade aus einer 5wöchigen Reha zurück gekommen, es war aber ein sehr interessantes einstündiges Gespräch mit ihm möglich):
- In den 1930er-/1940er Jahren hatte ein Herr Friedlein (mit Familie) den Gutshof Rothhof von den zu Ortenburgs/Tambach gepachtet. Es wurde dort eine komplette Landwirtschaft mit Getreideanbau, „Viechern“ (Ochsen, Pferde, Schweine, Schafe) betrieben. Was Herr Trinkerl als Feuerlöschteich beschrieben hatte, war damals auch ein Fischteich mit Enten und Gänsen. Dort wo nach dem 2. WK der neue Pferdestall hingebaut wurde, war vorher der Schafstall. Herr Friedlein sei jeden Sonntag nach Neundorf in’s alte Wirtshaus gekommen und habe mit Herrn Herr’s Großvater Karten gespielt. Der kleine Helmut Herr habe da immer eine Limonade bekommen. Des nachts sei der Herr Friedlein dann durch den Wald nach Rothhof heimgelaufen. Herr Friedlein habe gegen Ende des 2. WK die Pacht des Gutshofes Rothhof aufgegeben, weil sein Sohn im Krieg geblieben sei.
- Herr Herr relativiert die Aussage von Herrn Trinkerl, dass in Rothhof kein elektrischer Strom vorhanden gewesen sei: In der westlichen Scheune habe es eine Stromerzeugung (Generator) gegeben, womit z.B. auch die Dreschmaschine betrieben worden sei. Ein Anschluss an das öffentliche Stromnetz bestand allerdings nie; vielleicht wurde der Stromgenerator später nicht mehr eingesetzt.
- Die Pferdezucht nach dem 2. WK (Herr Herr spricht von Haflingern und Arabern) wurde durch die gräfliche Familie Ortenburg betrieben. Herr Herr vermutet, dass dies ein Hobby der Mutter des Grafen Alram zu Ortenburg gewesen sei, die ja aus Ungarn stammte (Gräfin Ilona Semsey de Semse, 1895–1978).
- Herr Herr erzählt noch, dass sie als Kinder/Jugendliche häufig hinter nach Rothhof seien, um auf den dortigen Pferden, die in großen Koppeln abgestellt waren, wild zu reiten; er selbst sei mal von einem Haflinger gestürzt (wehe, der Graf habe sie erwischt). Später sei er als Metzger mehrfach zum Schlachten (Schweine) nach Rothhof gekommen.
- Es habe seitens des Grafen mal eine Planung gegeben, eine Straße von Neundorf hinter nach Rothhof zu bauen, das sei aber nie verwirklicht worden.
- Die Familien Schadt und Rebhan, die zuletzt in Rothhof gewohnt hatten, beschreibt Herr Herr als tendenziell asozial; zwischen den Männern hätte es häufiger Raufereien, wohl auch unter Alkoholeinfluss, gegeben.
- Das Wohnhaus sei dann baufällig geworden und die gräfliche Familie habe den Gutshof Rothhof schließlich wegen der Unfallgefahren in den 1970er-Jahren „eingelegt“ (abgerissen).
- Auf die Frage nach einem Foto von Rothhof die Gegenfrage: Wer hat damals schon einen Fotoapparat gehabt?
- Herr Herr verweist noch auf einen früheren Rentamtmann von Schloss Tambach, Herrn Hans Schulze, der noch viel über Rothhof wissen könne; aber ob der – ca. 86 – noch lebe?