RE: Prinz Albert & Queen Victoria

#11 von Christian , 14.08.2019 08:48

Bereits um 1800 verfolgte man in Großbritannien die Industrialisierung der Landwirtschaft unter wissenschaftlichen und ökonomischen Erwägungen. Es entstanden Musterfarmen. Zudem bildete sich eine „Agriculture-Bewegung“, die den Fortschritt in diesem Bereich vorantreiben wollte. Prinz Albert stand nach 1840 an der Spitze dieser Bewegung. In dieser Funktion schickte er die neuesten technischen Geräte nach Coburg, um den Agrarsektor dort zu fördern. Begeistert von dieser Entwicklung errichtete sein Bruder Ernst 1860-63 und 1877-79 zwei herzogliche Musterfarmen (Callenberg und Ernstfarm). Trotz einiger Probleme setzten sich diese fürstlichen Innovationen in der Coburger Landwirtschaft nach 1900 durch.


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RE: Prinz Albert & Queen Victoria

#12 von Christian , 15.08.2019 08:31

In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass Albert und sein Bruder Ernst schon früh Gartenbau betrieben. Im Schlosspark Rosenau stellte man ihnen dafür ein Stück Land zur Verfügung. Dies war auch Teil ihres Erziehungsprogramms, welches ihr Lehrer Florschütz für sie ausarbeitete.

Anlässlich des diesjährigen Jubiläums wurde dieser Garten rekonstruiert. Er befindet sich hinter dem sogenannten Kavaliershaus, in welchem 1900 Herzog Alfred gestorben war.

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RE: Prinz Albert & Queen Victoria

#13 von Christian , 16.08.2019 08:25

Durch die Heirat Prinz Alberts kamen hiesige Bräuche an den britischen Königshof. Schon 1840 feierte der Hof „deutsche Weihnachten“. Dazu gehörte auch das Aufstellen eines Weihnachtsbaumes, wie es in den deutschen Städten schon in der Frühen Neuzeit üblich war. Mit der Verbürgerlichung des Adels gelangte dieser Brauch in die Fürstenhäuser. 1848 publizierte die Illustrated London News einen Holzschnitt mit der Darstellung der britischen Königsfamilie vor einem Weihnachtsbaum. Daraufhin gelangte der Brauch in alle Bevölkerungsschichten Englands.


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RE: Prinz Albert & Queen Victoria

#14 von Rolf Metzner , 16.08.2019 10:07

Zitat von Christian im Beitrag #13
Durch die Heirat Prinz Alberts kamen hiesige Bräuche an den britischen Königshof. Schon 1840 feierte der Hof „deutsche Weihnachten“. Dazu gehörte auch das Aufstellen eines Weihnachtsbaumes, wie es in den deutschen Städten schon in der Frühen Neuzeit üblich war. Mit der Verbürgerlichung des Adels gelangte dieser Brauch in die Fürstenhäuser. 1848 publizierte die Illustrated London News einen Holzschnitt mit der Darstellung der britischen Königsfamilie vor einem Weihnachtsbaum. Daraufhin gelangte der Brauch in alle Bevölkerungsschichten Englands.

THE CHRISTMAS TREE:

The Christmas Tree.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

 
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RE: Prinz Albert & Queen Victoria

#15 von Christian , 17.08.2019 09:10

Der britische Klempner George Jennings (1810-1882) präsentierte auf der Londoner Weltausstellung von 1851 seine Erfindung, ein „water closet“ (WC) mit eigener Spülung. Dies rief eine große Resonanz hervor. Bereits 1860 baute man im Schloss Ehrenburg für Queen Victoria eine solche mahagoni-umkleidete Toilette englischer Herstellung ein. Diese blieb jedoch Staffage. Das Abflussrohr reichte nur bis in den Keller. Erst ab 1907 wurde in Coburg die Kanalisation angelegt und führte zur Installation weiterer WC´s.


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RE: Prinz Albert & Queen Victoria

#16 von Rolf Metzner , 17.08.2019 11:17

Zitat von Christian im Beitrag #15
Der britische Klempner George Jennings (1810-1882) präsentierte auf der Londoner Weltausstellung von 1851 seine Erfindung, ein „water closet“ (WC) mit eigener Spülung. Dies rief eine große Resonanz hervor. Bereits 1860 baute man im Schloss Ehrenburg für Queen Victoria eine solche mahagoni-umkleideter Toilette englischer Herstellung ein. Diese blieb jedoch Staffage. Das Abflussrohr reichte nur bis in den Keller. Erst ab 1907 wurde in Coburg die Kanalisation angelegt und führte zur Installation weiterer WC´s.

Water Closet, Schloss Ehrenburg:

Toilette, Queen Victoria, Ehrenburg.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)


 
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RE: Prinz Albert & Queen Victoria

#17 von Christian , 19.08.2019 08:29

Die konstitutionelle Monarchie Englands forderte von der Königsfamilie neue Legitimationsstrategien. Prinz Albert versuchte durch Wohltätigkeit gegenüber dem Volk, die Akzeptanz der Krone zu steigern. So bemühte er sich um die Verbesserung der Wohnverhältnisse für Arbeiter, über die 1845 Friedrich Engels (1820-1895) in seiner Studie über „Die Lage der arbeitenden Klasse in England“ schockiert berichtet hatte. Von dieser Legitimationsform überzeugt, versuchte Alberts Bruder Ernst, ebenfalls durch Wohltätigkeit zu gefallen. Er trieb den Bau des Coburger Landkrankenhauses voran (1862 eingeweiht) und öffnete zwei herzogliche Parks - Hofgarten (1858) und Park Callenberg (1850) - , in denen sich das Volk von der Arbeit erholen sollte.


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RE: Prinz Albert & Queen Victoria

#18 von Christian , 20.08.2019 06:10

Kommen wir nun zum Albert-Denkmal:

Rund 8 Monate nach dem Tode Prinz Alberts gründeten Coburger Honoratioren im August 1862 ein Komitee zur Errichtung einer Gedenkstätte. Gerade unter den wohlhabenden Bürgern erfreute sich der Prinzgemahl großer Beliebtheit. Er galt als „Ikone bürgerlicher Moralvorstellungen“, dem man ein Denkmal stiften wollte. Als Standort für ein solches Monument wählte das Komitee den neu angelegten Albertsplatz aus. Nach Besichtigung dieser Örtlichkeit lehnte Queen Victoria diesen Vorschlag Ende 1862 ab. Stattdessen setzte sie ihren Willen durch: Das Denkmal sollte zentral auf dem Markt errichtet werden. Hier besäße das Monument seine größte Ausstrahlungskraft. Idee und Verwirklichung des Projekts geschahen ohne Rücksprache mit Herzog Ernst II., dem Bruder Alberts, was diesen sehr verärgerte. Am 46. Geburtstag des Prinzen wurde das Denkmal 1865 im Beisein der Queen und ihrer Kinder eingeweiht.

Es zeigt den etwa 40 Jahre alten Prinzgemahl im Ornat des britischen Hosenbandordens. Er blickt dabei in Richtung des Rathauses gen Süden. In der Hand hält er einerseits einen Marschallstab und andererseits den Bauplan des Crystal Palace, der 1851 zur Londoner Weltausstellung eröffnet wurde. Die 3,18 m hohe Bronze-Statue stiftete Queen Victoria. Der aus Fichtelgebirgs-Syenit bestehende Sockel finanzierte das Coburger Denkmalkomitee, während Ernst II. die Kosten für die eiserne Umfriedung des Monuments übernahm. Die Statue entwarf der englische Bildhauer William Theed jr. (1804-1891), der im Auftrag der Queen zahlreiche Bildnisse Alberts fertigte. Von ihm stammen auch zwei Marmorbüsten des Prinzen, die in den Schlössern Ehrenburg und Callenberg aufgestellt sind. Ein Pendant des Coburger Denkmals steht in Sydney/Australien.


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RE: Prinz Albert & Queen Victoria

#19 von Rolf Metzner , 20.08.2019 08:43

während Ernst II. die Kosten für die eiserne Umfriedung des Monuments übernahm.

Zitat von Christian im Beitrag #18
Kommen wir nun zum Albert-Denkmal:
............
Am 46. Geburtstag des Prinzen wurde das Denkmal 1865 im Beisein der Queen und ihrer Kinder eingeweiht.
............


Kleine Collage der Einweihungsfeier und Foto der Einweihungsfeier:

Markt, Einweihung Prinz-Albert-Denkmal, Collage.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)Markt, Einweihung Prinz-Albert-Denkmal 1865.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

.......während Ernst II. die Kosten für die eiserne Umfriedung des Monuments übernahm......:

Markt, Prinz-Albert-Denkmal, ca. 1900.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

.......Ein Pendant des Coburger Denkmals steht in Sydney/Australien:

Prinz-Albert-Denkmal, Sydney-Australien.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)


 
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RE: Prinz Albert & Queen Victoria

#20 von Christian , 21.08.2019 08:58

Hier zum Abschluss eine heute skurrile anmutende Geschichte:

In der NS-Zeit sollte der Markt komplett umgestaltet werden. Dazu gehörte die Erweiterung des Rathauses Richtung Rosengasse mit der Errichtung eines „Führererkers“. Zugleich sollte das Albert-Denkmal verschwinden. Die Erinnerung an einen britischen Prinzgemahl, der sich um den früheren und zukünftigen Kriegsgegner Verdienste erwarb, war der NSDAP suspekt. Es störte auch Parteikundgebungen, die auf dem Markt abgehalten wurden. 1935 gab es daher erste Forderungen, das Denkmal zu entfernen. 1941 sollte die Statue eingeschmolzen und das gewonnene Metall der Wehrmacht übergeben werden. Ein Jahr später behauptete das Hetzblatt „Stürmer“, dass Albert ein Jude gewesen sei, was deutschlandweit für Aufregung sorgte. Der Widerstand der Bevölkerung und ein Gutachten des Reichsamtes für Sippenforschung, welches die „arische“ Abstammung Alberts bestätigte, verhinderten den Abbau des Denkmals.


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