Also in Kurzfassung:
Die Häuser hinter der Ketschendorfer Schule bis ungefähr zur Hausnummer 35 wurden in der Tat in den 30er Jahren für "verdiente Kämpfer der SA" gebaut, und zwar auf beiden Straßenseiten.
Die Häuser ab Nr. 41 stadtauswärts links wurden von einer Bauträgergesellschaft des VdK (Verband der Kriegsbeschädigten) 1950/51 in zwei Bauabschnitten errichtet. Es durften nur Kriegsversehrte darin wohnen, und zwar zunächst zur Miete, aber es war von Anfang an so konzipiert, dass die Häuser in den Folgejahren erworben werden konnten. Die Häuser hatten in der Regel unten eine 3-Zimmer-Wohnung und oben eine Zwei-Zimmer-Wohnung.
Die Stadt Coburg gab die Grundstücke unentgeltlich an den VdK und beteiligte sich mit einem erheblichen Anteil am Ausbau der Neuen Heimat im hinteren Teil.
Die stadtauswärts rechte Straßenseite wurde frei bebaut.
Einen "Kolonialwarenladen" (heute sagt man wohl "Tante-Emma-Laden" dazu) gab es auch im Haus Nr. 41, er wurde von Franz Prbzywara (oder so ähnlich ;-) und seiner Frau betrieben. Etwa 1960, als die ersten Supermärkte aufkamen, zogen sie mit dem Laden und ihrer Wohnung (diese befand sich bis dahin im Obergeschoss von Haus Nr. 75 bei dem oben erwähnten Rolf Schmidt und seiner Familie) in ein neueres gegenüber liegendes Doppelhaus. Ich kann mich an beide gut erinnern, das waren sehr nette Leute. Zucker, Mehl usw. wurde noch in Tüten lose verkauft und abgewogen, das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen. Bonbons u.ä. wurden abgezählt und gegen Pfennige verkauft. Frische Milch (H-Milch und sowas gab es ohnehin noch lange nicht) und Milchprodukte mussten aber bis ca. 1960 beim "Amborn" in der Ketschendorfer Straße gegenüber der Einmündung der Neuen Heimat geholt werden, wegen der in dem kleinen Laden völlig fehlenden Kühlung. Aber Bohnenkaffee muss es auch in der Neuen Heimat gegeben haben, denn Rolf hat mir vor seinem Tod noch erzählt, dass Przbywaras Samstags immer bei ihnen gebadet haben und dafür mit Kaffee "gezahlt" haben
. Und Zigaretten gab es wohl auch, ich kann mich erinnern, dort auf einer Werbetafel das früher berühmte HB-Männchen kennen gelernt zu haben 

Wir hatten die Haus-Nr. 61, Ecke Steinleite. Dort konnte man in den 50er Jahren noch mit dem Roller, und im Winter mit dem Schlitten, herunter fahren. Einmal bin ich mit einem Radler, der die Neue Heimat entlang fuhr, kollidiert. Eine meiner Narben im Gesicht rührt daher, die Wunde musste genäht werden ;-) Aber Autos gab es bis Mitte der 50er Jahre nur sehr wenige. Wenn man da heute durchfährt, kann man sich das gar nicht mehr vorstellen.
Ich bin zusammen mit Rolf Schmidt 1958 eingeschult worden, wir waren auch außerhalb der Schule oft auf der Straße oder in den Wohnungen. Vorher waren wir nach meiner Erinnerung auch zusammen im Kindergarten, Neue Heimat 39. In der "Volksschule" Coburg-Ketschendorf wurden in vier Räumen acht Klassen unterrichtet, vorne saßen die Schüler der jeweils unteren Klasse, hinten die der oberen. Die erste und 2. Klasse hatte immer Frau Stahlmann (die vor einigen Jahren noch in der Ketschendorfer Straße gelebt haben soll), die 3. und 4. Klasse Herr Ehrsam, der einen Arm im Krieg verloren hatte, und Neue Heimat 63, also im Doppelhaus neben uns, wohnte. Auch das war eine sehr gute Nachbarschaft.
Gelegentlich kann ich von Schule und Straße auch noch mal Fotos einstellen, auch mit Rolf Schmidt.
Im Winter sind wir am Ende der Neuen Heimat links am "Dötschelsberg" gerodelt und Ski gefahren. Der hieß so, weil er dem Bauer Dötschel aus Seidmannsdorf gehörte. Der Berg wurde aber Anfang der 60er Jahre bebaut, und dann auch die Dr. Hans-Berger-Straße angelegt. Von da an hat sich der Charakter der Neuen Heimat stark verändert, irgendwann fuhr der Stadtbus durch (Linie 6) und es gab immer mehr Autos.
Im Sommer ging es in den 50er Jahren meistens Richtung Buchberg, der Ketschenbach im Tal nach Seidmannsdorf war beliebtes Ziel von Entdeckungen. Die heutige Dr.-Walter-Langer-Straße war ein staubiger Feldweg nach Seidmannsdorf. Die Robert-Kennedy-Anlage und den Teich dahinter gab es noch nicht, auch der Hang Richtung Seidmannsdorfer Straße war völlig unbebaut.
Bis 1960 habe ich dort gewohnt, dann zogen wir um in die Sauerbruchstraße weiter oben Richtung Eckardtsberg.