Christian hat in einem anderen Beitrag beschrieben, wie die Judengasse zu ihrem Namen gekommen ist, nämlich durch die Besiedlung durch Juden in ihrem unteren Teil.
Spuren jüdischen Lebens in der Judengasse (Beitrag vom 06.11.2010)
Mir liegt das Buch "Die Flurnamen von Coburg" von Gewerbeoberlehrer Marr aus dem Jahr 1928 und aus der Serie „Coburger Heimatkunde und Heimatgeschichte“ der Coburger Landesstiftung und dem Coburger Heimatvereins vor. Hier ist die Judengasse nicht beschrieben, aber der Judenberg, als eine von 63 Fluren des damaligen Coburg vor den Eingemeindungen 1934.
Es wird dabei deutlich, wie sehr 1928 bereits der Antisemitismus (nicht nur, aber besonders in Coburg) alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens durchdrungen hatte. Ich zitiere:
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Aus dem Werke „Germanische Vorzeit“ von Dr. K. H. Wels erfahren wir, dass im Jahr 150 v. Chr. über Thüringen ein Teil der germanischen Semnonen – das führende folge einer den Namen Sueben tragenden Kultgenossenschaft, die dem Gott Tju verehrte –, in die hiesige Gegend eindrang und sich hier ansiedelte. Dies Sueben werden von manchen Geschichtsforschern Tjuvari (= Tjuverehrer) genannt. Sie verehrten ihren Himmels-und Kriegsgott Tju in einem heiligen, von Hecken umgebenen Hain. Es liegt daher die Vermutung nahe, dass der Judenberg mit seinem abgrenzenden Heckenweg, seinem Himmelsacker und seiner Kanzel einst dieses Heiligtum war und dass er früher den Namen Tju-ten-berg geführt hat. In Anbetracht dessen, dass alle um den „Judenberg“ herumliegenden Flurabteilungen uralte germanische Namen tragen, kann kaum angenommen werden, dass diese Gegend erst nach den vielen 100 Jahre später sich vor der Stadtmauer alt-Coburg ansiedelten sog. „Pack-Juden“ ihre Namen erhalten hat. Wohl aber mögen letztere bei ihrer Niederlassung solche durch einen bedauerlichen Zufall ähnlich klingende urdeutsche Gassen und Plätze gerne als ständigen Wohnsitz ausgewählt haben, bzw. man wird ihnen später, als man den Sinn der ursprünglichen Flurbezeichnung nicht mehr verstand, diese Gegend zu Besiedelung angewiesen und den Berg nunmehr statt Tjudenberg „Judenberg“ genannt haben.
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Der Rest der Darstellung befasst sich mit dem Adamiberg und dem Rummental und ist frei von solchen ideologischen Darstellungen.