Zitat von Christian im Beitrag #31Lange Gasse 22 1890 Adolf Clarner .........
"Lange Gasse 22" ist jetzt Garage und Gartenhaus zu "Lange Gasse 20" und steht auch auf diesem Grundstück. Nach dem 2. WK. sei hier nach Auskunft der jetzigen Besitzerin eine mehrköpfige Flüchtlingsfamilie einquartiert gewesen. Hier ein Hausfoto zu "Lange Gasse 22" und ein Lageplan:
Zitat von Christian im Beitrag #33Lange Gasse 23 1906/07 Julius Weiß, Apotheker, lässt für sich eine Villa errichten. ..........
Hier zunächst einige aktuelle Bilder dieser recht fotoscheuen Villa "Lange Gasse 23" (Manche nennen sie übrigens "Weiß-Villa" nach dem ursprünglichen Bauherrn Julius Weiß, manche "Leis-Villa" nach einem späteren Besitzer):
Der ursprüngliche repräsentative Eingang an der Südseite mit Treppenhaus über mehrere Stockwerke und Jugendstilfenster wird nicht mehr benutzt:
Lange Gasse 23 , früherer Eingang.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)Lange Gasse 23, Jugenstilfenster.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) Eine ältere Nachbarin (82) erzählte mir, dass das ursprüngliche Treppenhaus nicht mehr verwendbar sei, da zur Unterteilung des Hauses in mehrer Wohnungen eine Zwischendecke eingezogen worden sei. Diese Zwischendecke teilt von innen auch das herrliche Jugendstilfenster. Der Hauseingang ist jetzt auf der Ostseite hinter der "etwas unorganisch wirkenden" angebauten Garage.
Hier nochmal das Foto von ca. 1910, auf dem die Villa repräsentativ (auch weil noch nicht eingewachsen) vor der Veste steht:
Lange Gasse 23 (früher 15), Panoramaansicht mit Veste - markiert.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Noch ein paar persönliche Anmerkungen von mir zu dieser Villa: Mitte der 1950er-Jahre wohnte meine Tante Ilse (Schirmer), die Schwester meines Vaters, in diesem Haus. Ihren Umzug damals von der Metzgergasse in die Lange Gasse führte mein Vater mit dem Handwagen durch; mein Vater vorne an der Deichsel, Tante Ilse schob von hinten. Ich war als ca 7-Jähriger damals auch dabei und versuchte die Elsässer Straße hoch mitzuschieben. Ich weiß nicht mehr, wieviele Fuhren damals notwendig waren, aber ich vermute, der Hausrat von Tante Ilse war nicht allzu umfangreich. An das Innere der Villa kann ich mich kaum noch erinnern (ich glaube, Tante Ilse wohnte im Souterrain), im parkähnlichen großen Garten spielte ich gerne mit meinem Cousin. Im Adressbuch von 1955 habe ich meine Tante als Bewohnerin von "Lange Gasse 23" gefunden: Lange Gasse 23, Adressbuch 1955.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
An dieser Stelle auch noch Grüße an unser Forumsmitglied Ingrid Balfour nach England, die in den 1940er-Jahren in dieser Villa gewohnt hat!
Zitat von Rolf Metzner im Beitrag #34 Der Hauseingang ist jetzt auf der Ostseite hinter der "etwas unorganisch wirkenden" angebauten Garage.
Man hätte sie ja wenigstens gelb streichen können, passend zum Haus.
Gelber Klinker war zur Bauzeit des Hauses sehr selten; ich dachte, der kam erst nach dem 2. Weltkrieg so richtig in Mode. Auch mit Lupenbetrachtung der Fotos sieht die Fassade des Hauses nicht gelb angestrichen aus.
Vielleicht noch ein paar Details zum Baustil aus der Denkmalliste (hier ist auch der Umbau zum Mehrfamilienhaus 1941 erwähnt).
"Im Jahr 1906 beauftragte der Apotheker Julius Weiß den Baumeister Tobias Frommann mit der Errichtung der Jugendstilvilla nach Plänen des Bad Oeynhausener Architekten W. Söhlmann. 1934 erwarb der Kaufmann Wilhelm Liefke das Anwesen und veranlasste 1941 den Umbau zu einem Mehrfamilienhaus. Die zweigeschossige Villa zeichnet sich durch verschieden gestaltete Fassaden aus, die unten aus einem Sockelgeschosse mit Steinquadermauerwerk und im Erd- und Obergeschoss vor allem aus Ziegelmauerwerk, teilweise mit Haustein gegliedert, besteht. Im Dach- und Giebelbereich ist zusätzlich bereichsweise eine Fachwerkkonstruktion sichtbar. Die Südseite mit dem Eingang besteht aus einem Portal und dem darüber stehenden großen segmentbogigen Treppenhausfenster. Beide sind durch eine Rustikaquaderung eingefasst. Links davon ist im ersten Obergeschoss ein flacher dreiseitiger Holzerker angeordnet. Den Abschluss bildet oben im Dachbereich der Giebel mit Zierfachwerk und drei leicht hervortretenden Fenstern. Die Ostseite prägt ein fünfseitiger Eckerker nach Norden, die beiden Gartenseiten eine auf Pfeilern stehende, überdachte Eckveranda. Außerdem ist in der Mitte der Nordseite ein segmentbogig vortretender flacher Erker vorhanden. Das Gartenportal ist gekennzeichnet durch beidseitige Rustikapfeiler mit spitzbogigen stilisierten Palmettenaufsätze, die ein doppelflügeliges Gittertor mit geschwungenen Streben flankieren."
Zitat von Christian im Beitrag #39 Lange Gasse 29 1886 Conrad Reichel, Privatier .............
Ich hatte schon alle in Frage kommenden Häuser der Langen Gasse im Kasten, nur Fotos von der "29" fehlten mir noch. Das lag daran, dass das Anwesen "Lange Gasse 29" von der Straße her nicht einsehbar ist (ein ganzes Stück zurück Richtung Probstgrund liegend und total eingewachsen). Den Besitzer konnte ich (zunächst) nicht erreichen. Also musste erst mal Google Earth herhalten, um mir überhaupt einen Eindruck von diesem Anwesen zu verschaffen (dabei stellte ich erstmalig fest, dass es sich um zwei Gebäude handelt):
In westlicher Richtung steht das Wohnhaus, in östlicher Richtung die Remise. Vom davor liegenden Grundstück einer Nachbarin konnte ich dann erstmals einen Blick auf die beiden Gebäude erhaschen (durch den dichten Bewuchs):
Mit dieser 82jährigen Nachbarin hatte ich insofern Glück, dass sie mir erzählte, dass die "29" ihr Geburtshaus gewesen und von ihren Großeltern anfang des letzten Jahrhunderts gekauft worden sei. Als sie die "29" in den 1980er-Jahren verkauft habe (damals ca. 5.000 qm Grund), seien 3 Grundstücke Richtung Langer Gasse abgetrennt und bebaut worden (eines davon von ihr).
Da ich noch mehr von Wohnhaus und Remise der "29" sehen wollte, kam ich auf die Idee, mir mit dem Eckardtsberg einen erhöhten Standpunkt zu suchen und im Bereich Eckardtsturm bekam ich einen ordentlichen Blick, festgehalten mit Tele:
Lange Gasse 29, vom Eckardtsberg (1).JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Das Eingangstor zum Grundstück "29" blieb mir weiter verschlossen:
Lange Gasse 29, Zugangstor.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Ich wollte jedoch auch noch auf's Grundstück, um diese beiden interessanten Gebäude aus der Nähe fotografieren zu können. Schließlich gelang es mir, über einen Freund einen Kontakt zum Besitzer herzustellen und wir wurden zu einem "Fototermin" eingeladen. Das Ganze lief sehr entspannt ab, bei Kaffee, Gebäck und auch ein paar Gläschen Sekt im Hof zwischen Wohnhaus und Remise. Zum Wohnhaus bekam ich die Informationen, dass das Baujahr wohl 1883 gewesen sei, dass der Keller im 2. WK als Luftschutzraum ausgewiesen war und dass nach dem 2. WK über 30 Flüchlinge einquartiert waren. Hier zunächst Fotos vom Wohnhaus (selbst auf dem Grundstück ist das Fotografieren wegen des vom Besitzer gewollten starken Bewuchses noch schwierig):
Zur Remise habe ich vom Besitzer noch sehr interessante Informationen bekommen: Die Remise wurde als Schäferklause der Domäne Festungshof gebaut. Die Weiderechte dieser Domäne reichten damals bis an die Lange Gasse heran, was auch auf dem Katasterplan von 1860 noch deutlich wird:
Die Remise bestand damals aus Stallungen unten, Heuschober, einer Schäferwohnung im OG (siehe Treppenaufgang) und Taubenschlag im Dachboden. Es gab dann in der Remise auch einen Wein- und Mostausschank (Beerenweine aus dem Obstanbau der Domäne). So wie man später zum Beerenwein-Trinken nach Kleinamerika gegangen sei, seien die Coburger früher für diesen Genuss in die Lange Gasse gepilgert. Der alte Brunnen der Remise ist wieder reaktiviert; er habe früher "die ganze Lange Gasse" mit Wasser versorgt. Ursprünglich wurde dieser Grundwasserbrunnen zur Viehtränke eingesetzt.
Das dürfte die "Schäferklause" auf dem Katasterplan von 1860 sein, zugeordnet dem Stadtbezirk III, Nr. 60 :
Lange Gasse 29, Schäferklause auf Katasterplan 1860, III-60.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Zum Abschluss noch der Versuch, Wohnhaus und Remise vom Grundstück aus auf ein Foto zu bannen:
Lange Gasse 29, Wohnhaus und Remise.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)