In einen früheren Beitrag hier habe ich wohl geschrieben, das daß Buch über die Werrabahn einen stolzen Preis hätte,.....ich habe es mir aber trotzdem gegönnt, auch deshalb, weil ich mit einem der drei Autoren(Steffen Dietsch, Stefan Goldschmidt und Hans Löhner ) Kontakt bekam. Es ist wirklich interessant, was man da über diese Eisenbahnstrecke erfahren kann! So lese ich, das die Strecke 2 Gleisig ausgebaut werden sollte und das auch schon teilweise geschehen war. Es gab ja hier in Coburg schon immer Pläne, unser Gebiet an die "große, weite Welt" anzubinden. So waren schon Planungen im Gange an Coburg vorbei einen "Werra-Main Kanal" mit gigantischen Hebewerken zu bauen. Während dem Betrieb der Werrabahn kam auch der Gedanke auf, eine direkte Bahnlinie von Coburg nach Schweinfurt zu bauen. Die Strecke sollte vom Coburger Bahnhof aus nach Westen durch das Rummental(!) und dann weiter führen...... Am spannendsten ließt sich die Geschichte, als man den Coburger Bahnhof und die Gleisanlagen neu gebaut hatte. Die Werrabahn hatte zu dem Zeitpunkt schon gut 50 Jahre auf dem Buckel und es stellte sich heraus, das die ganzen Bahnanlagen nicht mehr dem Stand der Zeit entsprachen! Da sich ja früher im Umfeld des Bahnhofes die Lokomotiv Behandlungsanlagen, der Lokschuppen (an der Adamistraße gelegen)sowie der ganze Güterverkehr sich hier abwickelte und der Platz dafür immer weniger wurde, kam ein Ingenieur auf die Idee, den Adamiberg(!!) terassenförmig abzugraben! Um die erforderlichen Höhenunterschiede zu überwinden, sollten dafür Zahnrad Lokomotiven beschafft werden. Im Bahnhofsbereich lagen ja die Gleise früher viel tiefer als heute, so befand sich bei der Judenbrücke ein Bahnübergang(heute Judenberg Unterführung),der ständig zu Ärger und Beschwerden der Leute Anlass gab. Kaum waren die Schranken geöffnet, wurden sie wieder geschlossen, weil Zugfahrten von und nach Lichtenfels anstanden, Güterzüge mit bis zu 120 Achsen durcheilten den Coburger Bahnhof, um in das Kali Revier bei Bad Salzungen zu gelangen. Dieser Bahnübergang wurde in einem Gedicht "gewürdigt"..... Welchen Aufschwung die Werrabahn genommen hatte, zeigen die verkauften Fahrkarten! Im Jahre 1897 wurden 245.000 Fahrkarten verkauft. Im Jahr 1907 waren es dann schon 476.000.Der Reiseverkehr nahm immer weiter zu. So wurden im Jahr 1908 im Coburger Bahnhof 489.000 Fahrkarten verkauft. Das steigerte sich dann bis zum Jahr 1910 auf rund 1 Million! Die Enge, welche damals am Coburger Bahnhof herrschte, war auf Dauer nicht mehr tragbar. So entschloss man sich einen neuen Güterbahnhof zu bauen, die alten Güterhallen, unmittelbar am Bahnhof gelegen, sowie der Lokschuppen an der Adamistraße wurden abgerissen und am heutigen,-noch Standort-wieder neu errichtet. Der neue Lokschuppen war für ca. 25 Stände ausgelegt, es gab Gespräche den Lokschuppen auf 45(!!) zu erhöhen! Interessant ist auch, das sich eine Initiative gründete, die einen Haltepunkt Ketschendorf (!) verlangte. Von Coburg bis zum Bahnhof Creidlitz wurde das zweite Gleis verlegt und es gab auch damals schon Gedanken, beim Creidlitzer Bahnhof eine Unterführung zu bauen, da hier die Strecke nach Rossach abzweigte und die Schranken auch länger zu waren.(Im Zuge der Neubaustrecke unserer Tage soll ja dort eine Unterführung gebaut und der alte Bahnhof Creidlitz, der ja noch aus der Werrabahnzeit stammt, abgerissen werden!)
Das Coburger Herzogshaus bekam 1910 einen 6 achsigen Salonwagen aus der Waggonfabrik in Gotha geliefert. Der größere Waggon ersetzte einen kleineren und bot den Reisenden mehr Bequemlichkeiten. Die Höchstleistung der Werrabahn lag am Tag bei 24/48 Zügen, davon sollen 29 vollausgelastete Güterzüge gewesen sein, welche hauptsächlich Kalizüge aus dem Revier in Merkers waren. Die Werrabahn hatte durch den Einspurigen Verkehr (von 138 km Strecke waren nur rund 27 km zweispurig gebaut) Probleme mit den immer länger werdenden Zügen und den zu kurzen Überholgleisen in den einzelnen Stationen. So wurden Kreuzungsstationen in Seehof, Esbach und Görsdorf eingerichtet. Görsdorf bekam noch ein neues Stationsgebäude, das heute noch als schönes Wochenendhaus steht. Auch hier war ein Stellwerk vorhanden, welches ebenfalls heute noch steht. Unweit der Verbindungsstraße von Unterlauter nach Esbach wurde auch hier eine Kreuzungsstation mit Stellwerk errichtet. Der Görsdorfer Bahnhof musste mit 10 Vor und Hauptsignalen bestückt werden , wie man auf einem Lageplan erkennen kann. Dazu kamen noch 2 Weichen, dafür wurde ein eigenes Stellwerk benötigt. Ähnliche Probleme wie die Coburger am Bahnübergang an der Judenbrücke hatten, bestanden auch in Lichtenfels in der Coburger Straße.Auch hier gab es einen Bahnübergang, der meistens geschlossen war, denn hier gingen die Werrabahn,die Frankenwaldbahn und die Strecke nach Hof ab, die stets ein sehr großes Zugaufkommen hatten. Man baute zumindest für Passanten eine Brücke über die Bahngleise, aber der Verkehr auf der Coburger Straße staute sich in beiden Richtungen zurück. So wurde dort in den 30er Jahren die noch heute existierende Unterführung gebaut.
Interessant u.A. die beiden Bilder, wo der Stacheldraht die Schienen kreuzt. Die Natur ist wieder zurück und dort ist alles mittlerweile mit hohen Bäumen bewachsen,so das Aufnahmen wie die gezeigten heute nicht mehr möglich sind.(Hinweis-bei Göpfert ist ein Bericht zu finden "Mit dem Hubschrauber zur Kaffeetafel"....sehenswert!!) Auch wenn die alte Strecke der Werrabahn von Coburg durch das Lautertal wohl nicht mehr realisiert werden könnte, zeigen sich doch unter den Hinweisen "Pro-Bahn", Alternativen auf, die eine schnelle Verbindung ( ohne den langen Umweg über Bamberg-Schweinfurt-Würzburg) zur heutigen intakten Werrabahn darstellen.
Bedingt durch den 1.W.K. dauerte der Abriss/Umbau/Neubau des Coburger Bahnhofs bald 13 Jahre !Als man den neuen Güterbahnhof an der heutigen Stelle eröffnete, waren die Bewohner und Hausbesitzer der repräsentativen Häuser am Weichengereuth nicht mehr froh, denn von nun an herrschte dort emsiges Treiben und der Krach und die Lautsprecherdurchsagen waren wohl auch in der Nacht zu hören!
Habe bei irgendeiner Führung (Schloss Ehrenburg oder Callenberg) mal gehört, Queen Victoria hätte sich für ihre Aufenthalte in Coburg einen eigenen Bahnhof mit Bahnsteig ausbedungen,um sich nicht unter das übliche Bahnvolk mischen zu müssen.
Der Bahnhof von Queen Victoria in Coburg soll dieses - heute herunter gekommene - Bahngebäude gewesen sein:
Königin Victoria Bahnhof Straßenseite .jpg - Bild entfernt (keine Rechte)Königin Victoria Bahnhof Gleisseite.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Meines Wissens war unten die Eisenbahner Kantine drinnen .Evtl. kann da Stefan Goldschmidt Auskunft geben?(Autor vom Werrabahn Buch). Gerade habe ich einmal die Werrabahn von Coburg bis Eisenach bei google earth "abgefahren". Doll, was dort in der Region um Meiningen, Bad Salzungen bis Eisenach heute noch für Dampflokomotiven im "Plandampf" unterwegs sind....sehenswert!
Also ich kann dies auch nicht bestätigen. Zudem ist das unten dargestellte Gebäude erst nach dem Tode von Queen Victoria erbaut worden. Zum anderen existiert ein Foto in welchem die Queen mit einer Kutsche direkt am Coburger Hauptbahnhof abgeholt wird. Alles spricht gegen diese Aussage.
Das es scheinbar in früherer Zeit, beim Bau der Werrabahn, nicht ohne Probleme abging, zeigt ein Bericht, der bei Google unter: "Beschwerde des Gastwirts Johann Georg Büchner" aus Creidlitz zu finden ist. Leider wird hierbei nur auf die Akten, welche sich im Staatsarchiv befinden, hingewiesen. Schaut man sich aber die sehr lange Liste an, scheint der Bahnbau damals nicht ohne Enteignungen realisiert worden zu sein.
Gerd, solche Widerstände gab es tatsächlich. Ein gutes Beispiel hierfür ist der Roman "Bergheim" von Heinrich Schaumberger. Am Dorfstammtisch unterhalten sich die Dorfältesten über das neue Fortbewegungsmittel. Da ist von Teufelszeug die Rede und auch dass durch den Qualm der Lokomotive alle Menschen und Tiere tot umfallen würden. Zwar ist das alles übertrieben. Aber interessant ist doch, dass die Landbevölkerung schon damals die Bahn als Mittel der Umweltverschmutzung erkannt hat.
....na ja....wenn man auf den einschlägigen Bildern die Qualmwolken der Dampfloks sieht!!... Anders gefragt: ob es heute auch noch Enteignungen gibt, wenn die Bahn neu baut??Man muss ja bedenken, als damals die ersten Bahnstrecken gebaut wurden, es noch Herzogtümer und die Monarchie gab, welche das sagen hatte.