Durch die Zeit-Zeugen welche Rolf befragen konnte sind viele Dinge von damals ans Licht gekommen.In den letzten Kriegstagen, wo alles drunter und drüber ging,ist nach und nach die Radarstation geplündert worden.Alles Brauchbare wurde mitgenommen.....vieles wurde auch von der US Army demontiert und abgefahren! Jahre später,als eine Bodenreform statt fand wurden El. Versorgungsleitungen die dort noch im Boden eingegraben waren,mittels Traktoren aus der Erde heraus gerissen und als Altmetall verkauft. Der Brunnen,welcher lt.Geologen ein gutes Trinkwasser lieferte,wurde,nachdem eine Reaktivierung geplant war,nicht mehr in Betrieb genommen.Die Amerikaner sprengten die Betonsockel der Radar Schirme.Die ehemaligen Eigentümer der Äcker und Wiesen mussten dafür sorgen,das die letzten Relickte der Station beseitigt wurden.Heute ist praktisch nichts mehr von der ehemaligen Radarstation zu sehen.Nur versteckt im Wald findet man noch mit Moos überzogene Betonsockel.Doch nicht alles,was zur Station gehörte ist verschwunden! Auch hier konnte Rolf einiges finden und davon Fotos machen....doch ich möchte dem nicht vorgreifen...warten wirs ab!... Ergänzend möchte ich zu den Radar Antennen "Würzburg Riese" sagen,das sie auch später noch nach dem 2.W.K. im Einsatz waren.
Zu der deutschen JU 88,die bei einem Überführungsflug zwischen Meschenbach und Weissenbrunn a.F. notgelandet ist,gibt es in der Untersiemauer Chronk,sowie in dem Buch: "Der Luftkrieg in Nordostbayern"-Dill/Hetz,erschienen im Verlag H.Späthling-Weissenstadt i.F. Fotos.Die Maschine gehörte der Fernaufklärergruppe Fliegerhorst Weimar-Nora an und ist am 25.6.1943 hier notgelandet und wurde dabei schwer beschädigt! Mit Sicherheit werden sich heute noch lebende Personen auf dem Foto wieder erkennen,als sie damals noch Kinder und Jugendliche waren.
Also, was ist heute noch von der Radarstellung "Stachelschwein" vor Ort zu finden
- das markanteste Überbleibsel ist der Betonklotz des Wasserhochbehälters:
Angeblich werden jetzt darin Utensilien von Jägern aufbewahrt; oben auf dem Wasserhochbehälter ist ein Hochstand aufgestellt.
- es gibt Fundamentreste (4 Betonklötze) im Flurbereich Thiereller am Steinlegendenweg hinter der Madonnenskulptur ca. 30 m im Wald:
Obwohl ich von Zeitzeugen eine recht genaue Lagebeschreibung hatte, musste ich lange danach suchen. Für diese 4 Betonfundamente habe ich von Zeitzeugen unterschiedliche Erklärungsansätze bekommen; vermutlich handelt es sich aber um die Fundamente eines Beobachtungsturmes, der wegen des Kriegsendes nicht mehr erstellt wurde.
- es muss noch Überreste des Brunnens geben. Ich habe lange danach im Waldbereich "Rotholz" gesucht, dieser ist aber nach Windbruch schlecht zugänglich und derzeit z.T. auch sumpfig. Inzwischen haben sich zwei Zeitzeugen bereit erklärt (siehe obiger Beitrag), mich bei günstigeren Bodenverhältnissen zum Brunnen hinzuführen (mit einem geländetauglichen Auto kann man dann auf der ehemaligen Stellungszufahrt auch ein Stück hinfahren).
Ansonsten wird man dort auf dem früheren Areal der Stellung wohl nichts mehr finden; spätestens mit der Flurbereinigung wurden, wenn überhaupt noch vorhanden, Fundamente der Gebäude entfernt bzw. untergepflügt.
Und jetzt zum Abschluss noch zur spannenden Frage, was es an Relikten von der Radarstation "Stachelschwein" an anderen Orten gibt (hierzu muss ich sagen, dass ich von Gerd entscheidende Tipps bekommen habe):
- Ich hatte in einem der obigen Beiträge erwähnt, dass 4 Baracken-Gebäude der Radarstellung gleich nach Kriegsende an andere Orte verbracht und dort wieder aufgebaut wurden. Zum einen eine Baracke nach Neuses an den Eichen als Schuppen für ein landwirtschaftliches Anwesen (diesen Schuppen gibt es nicht mehr) und 3 Baracken nach Ziegelsdorf zur Unterbringung schlesischer Flüchtlinge, die in der Landwirtschaft des Rittergutes Ziegelsdorf eingesetzt wurden.
Von diesen Baracken stehen zumindest noch zwei Stück in Ziegelsdorf, inzwischen in mehreren Schritten umgebaut zu Wohnhäusern:
- Und die größte Überraschung zum Schluss: Die Bedieneinheit des nördlichen "Würzburgriesen" der Stellung "Stachelschwein" steht im Garten hinter einem Haus in Großheirath
Zunächst noch einmal aus einem Archiv ein Radargerät "Würzburgriese" mit der von mir rot eingerahmten Bedieneinheit:
Und hier die Bedieneinheit im Großheirather Garten:
So sah es früher in einer Bedieneinheit eines "Würzburgriesen" aus:
Und so sieht es heute in der ehemaligen Bedieneinheit im Großheirather Garten aus:
Und hier die Story dazu vom 92jährigen Zeitzeugen:
Sein Vater habe sich gleich nach dem Krieg eine kleine Korbmacherwerkstatt einrichten wollen, um für Nachbarn Körbe zu flechten und sich damit etwas Geld nebenher verdienen zu können. Die Würzburgriesen standen damals noch auf der Wiese von Verwandten aus Neuses a.d.Eichen. Sein Vater habe ein Pferdefuhrwerk organisiert, man habe die Bedieneinheit abmontiert und nach Großheirath gefahren. Das Trumm sei sauschwer gewesen und man sei in Großheirath mit dem Pferdefuhrwerk nicht den Hausberg hoch gekommen. Da habe man vor die Pferde noch Ochsen gespannt; dann sei es gegangen. Später hat sich der Zeitzeuge in die Bedieneinheit eine kleine Schreinerwerkstatt eingebaut, wie man oben auf dem aktuellen Foto sieht.
Ach ja, zum Schluss noch, weil wir jetzt immer von "Stachelschwein" geredet haben, hier mal ein Foto von richtigen Stachelschweinen, fotografiert in meinem diesjährigen Kenia-Urlaub:
Ergänzend zu den Worten von Rolf möchte ich folgendes noch sagen... Man kann über die Opportunität der Behandlung technischer Themen,die nach heutigen Maßstäben veraltet sind,verschiedener Meinung sein. Es ist indes das Los aller technischen Entwicklungen,sicher auch heutzutage,daß sie binnen kurzer Zeit überholt sind. Die Leistungen der Vergangenheit dürfen dabei nicht unterschätzt werden.Wir sollen nicht vergessen,das die Allierten Luftstreitkräfte während des Luftkrieges über Westeuropa mehr als 40.000 Flugzeuge verloren haben.Diese enormen Verluste verdeutlichen die Dimension des Geschehens.Von den Verlusten der Achsenmächte ganz zu schweigen! Das "Würzburg" Radar Gerät war vermutlich bei dem Gros dieser Kampfhandlungen irgendwie beteiligt. Das ist auch der Grund,warum sehr große Anstrengungen unternommen wurden,diese Radareinrichtungen unbrauchbar zu machen und somit für die Kämpfe auszuschalten. Die Radarstation "Stachelschwein" bei Neuses/E., wurde nicht durch Kriegseinwirkung zerstört,sondern sie wurde von der US Army teilweise gesprengt und abgebaut.Wahrscheinlich einen allgemeinen Befehl folgend,wurden Baracken noch von Deutschen Soldaten angezündet,um sie nicht in die Hände des "Feindes" fallen zu lassen!...Das scheint aber nicht ganz geklappt zu haben...denn restliche Baracken konnten abgebaut werden um Flüchtlingen ein Dach über den Kopfe zu bieten. Was irgendwie noch brauchbar war,sei es ein Kochtopf von der Küche oder Notstrom Aggregate, wurden von der Bevölkerung ausgebaut oder mitgenommen! gerd
Wenn solche Anlagen ,wie die Radarstation in Neuses gebaut werden sollten,wurde zwischen den Grundeigentümern und dem Deutschen Reich Mietverträge abgeschlossen. Mir liegt hier ein Mietvetrag vor,der dem ehemaligen Militärflugplatz Weiden-Maierhof in der Oberpfalz galt und sicher in ähnlicher Form auch mit den Eignern in Neuses so ausgehandelt wurde. etwa so zu lesen. Mietvertrag , zwischen dem Deutschen Reich-Reichsfiskus,vertreten durch das Luftgaukommando (Nummer etc.) und dem...Namen des Grundbesitzers kurz als Vermieter genannt. Das Reich mietet auf unbestimmte Zeit folgende Grundstücke des Vermieters. (Es folgen nun die Aufstellung von Wiesen und Äckern jeweils in ihrer ha-Grösse... Das Mietverhältnis hat am ....begonnen. Das Reich ist berechtigt,die gemieteten Flächen nach den Erfordernissen der Luftfahrt zu benützen,Bauten darauf zu errichten und Veränderungen am Boden vorzunehmen. Der Mieter erhält eine jährliche Mietentschädigung von.... Und in diesem Fall wurde pro ha 30,-RM gezahlt Die Nutzniesung verbleibt dem Vermieter,die Zahlung pro ha von 30,-RM gilt zunächst bis zum 30.9.1946.... Der Mietvertrag ist vom Vermieter unkündbar.Das Reich ist jederzeit berechtigt unter Einhaltung der gesetzlichen Kündigungsfrist zu kündigen. Werden die gemieteten Flächen vom Reich nicht erworben,so verpflichtet sich das Reich,die Wertminderung des Bodens zu ersetzen. Da aber 1945 eine völlig andere Situation eingetreten war,mussten die ehemaligen Grundbesitzer dafür sorgen,das die Relikte der Station in Neuses von ihnen "entsorgt" werden . Es scheint eine rechtlose Zeit gewesen zu sein,zumindest unmittelbar nach Kriegsende 1945,bis dann die Militärregierung der Amerikaner wieder eine Ordnung hergestellt hatten. So hat sich halt jeder,der von der Station was gebrauchen konnte,geholt. Die Bedieneinheit,welche heute in einem Garten in Großheirath steht,dürfte recht neu damals gewesen sein und die Baracken,welche nach Ziegelsdorf verbracht und dort wieder errichtet wurden,haben einen guten Zweck gedient!
Zitat von gerd im Beitrag #19 Da aber 1945 eine völlig andere Situation eingetreten war,mussten die ehemaligen Grundbesitzer dafür sorgen,das die Relikte der Station in Neuses von ihnen "entsorgt" werden .
Die haben nur keine guten Anwälte gehabt. Die Bundesrepublik Deutschland hat gerade in den 50er und 60er Jahren immer den Anspruch erhoben, Rechtsnachfolgerin des Deutschen Reiches zu sein, danach hätte sie auch in die Pflichten aus den Verträgen eintreten müssen.
Dass daran in den Jahren bis zumindest 1949 niemand gedacht hat, mag eine andere Sache sein.
Streng genommen gab es auch keine rechtlose Zeit, es galt zunächst Besatzungsrecht der Amerikaner, sehr bald in Verbindung mit deutschen Gesetzen, die bereits vor 1933 galten http://www.verfassungen.de/de/de45-49/kr-gesetz1.htm. Ab August 1945 haben ja auch die deutschen Gerichte wieder gearbeitet (im heutigen Stadthaus, das Gerichtsgebäude des ehemaligen Staatsministerium war ja zerstört worden). Nur hat sich wahrscheinlich niemand darum gekümmert, was mit den Baracken passiert.