Auszüge aus dem Aufsatz von Ernst Eckerlein über die Herrngasse:
Zunächst zum Haus Herrngasse Nr. 5 In dem Haus Nr. 5 (wie Nr. 3 Modegeschäft Reuther, vorher WEKA und Kaufhaus "Zum Mohren") befand sich Mitte des 19. Jahrhunderts die Wagnersbrauerei, die erstmalig in Coburg ihren Kessel mit Kohlen heizte und mit dem Kohlenrauch die Nachbarn belästigte. Aus Gründen des Umweltschutzes verlegte sie daraufhin ihren Betrieb in den Neuen Weg. Ältere Coburger erinnern sich noch, daß dort beim Judenberganfang die Gastwirtschaft "Wagnersbrauerei" zu finden war.
Anmerkung von mir: Das Gebäude war ein Gasthaus mit Braurecht. Dieses Lokal hörte aber bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auf zu existieren. Das Gebäude selbst gehörte seit 1976 zum Komplex des Kaufhauses "Zum Mohren", später WEKA.
Man möge sich das heute mal vorstellen: Eine Brauerei in der Herrngasse!
Auszüge aus dem Aufsatz von Ernst Eckerlein über die Herrngasse
Zur Herrngasse Nr. 7 In dem Haus Nr. 7 wohnten zur Zeit Casimirs zwei seiner Räte. Die Aufgaben, die Casimir während seiner Regierung in Angriff nahm und durchführte, konnte er nicht allein vollbringen. Er brauchte die Mitarbeit von Helfern und Ratgebern. Dazu gehörte Dr. Volkmar Scherer, geboren 1550, der die Erbschaftsangelegenheiten zwischen Casimir und seinem Bruder Johann Ernst regelte, die Finanzlage des Herzogtums verbesserte und bei der Gründung des Gymnasiums mitwirkte. Der zweite herzogliche Rat, der im Hause Herrngasse Nr. 7 wohnte, war Ernst Fohmann, geboren 1570. Er war Kanzler und Leiter der Justizverwaltung (vergleichbar einem Ministerpräsidenten der in Personalunion das Justizministerium leitet). An den etwa 40 Hexenprozessen, die während der Regierungszeit Casimirs in Coburg noch stattfanden, war Fohmann maßgeblich und unrühmlich beteiligt.
Das alte Haus Herrngasse Nr. 7 wurde 1989 abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. In diesem befindet sich das "fugenlos", eine Ausstellungsfläche der Hochschule Coburg.
Ernst Eckerlein beschäftigt sich bei seinem Spaziergang durch die Herrngasse auch mit dem Zeughaus (Nr. 11)
"Dieses Bauwerk ist in den Jahren 1616 bis 1621 nach den Plänen des Architekten und Malers Peter Sengelaub errichtet worden. Es ist ein massiver Bau. Gestaltung und Schmuck sind schlichter als bei der casimirianischen Kanzlei auf dem Markt, dem ehemaligen Regierungsgebäude und jetzigen Stadthaus. Das Äußere des Zeughauses entspricht einem Magazingebäude, in dem damals reiche Bestände an Waffen und Kriegsmaterial aufbewahrt wurden. Die riesigen Rüstkammern sind 1632 von Wallensteins Truppen geplündert worden. Was übrig blieb, wurde hinauf auf die Veste geschafft. Aber nach dem Krieg füllten sich im Zeughaus die Säle und Gewölbe wieder mit Rüstungsgegenständen aller Art. Im Erdgeschoss stand der Fuhrpark des Hofes. Die Hofbüttnerei war ebenfalls dort untergebracht und fertigte die Weinfässer für den fürstlichen Weinkeller. Ehe die Firma Wein-Oertel um 1885 in die Keller einzog, wurden diese von einer Champagnerfabrik genutzt. Im Jahre 1683 entstand in oberen Teilen des Zeughauses ein Theater, das Platz für einige hundert Personen bot. Bis zum Jahre 1783 waltete dort die Muse. Schon vor dem Jahre 1900 ist das Zeughaus in den oberen Räumen zu einem Amtshaus umgestaltet worden, in dem das Landratsamt, die Staats- und Domänenkasse, die herzogliche Generalkasse sowie die Staatsbibliothek zeitweilig zusammen untergebracht waren. Um zu den Behörden zu kommen, mußte man eine steinerne Wendeltreppe hinaufsteigen. (...) Vor 1900 konnte man im Zeughaus auch hochwertige Möbel kaufen. Damals hatte die über Coburgs Grenzen hinaus hochangesehene Möbelfabrik Hoffmeister & Grasser, die in der Hinteren Kreuzgasse 7 ihre Fabrikräume besaß, im Erdgeschoss ihre Verkaufsräume. Später wurde dort das Eichamt untergebracht. Dieses ist jetzt nur noch eine Nebenstelle von Bamberg."
Im Zeughaus ist seit 1989 das Staatsarchiv Coburg untergebracht.
Ernst Eckerlein fährt bei seinen Betrachtungen zur Herrngasse mit dem Haus Nr. 13 fort.
"Das nächste Haus an der gegenüberliegenden Ecke Theatergasse/Herrngasse hat die Nummer 13. Hier wohnte der Obrist Philipp von Zehmen, der 1632 zusammen mit dem schwedischen Oberst Taupadel die Veste erfolgreich verteidigte. Als diese drei Jahre später nochmals von den Kaiserlichen belagert wurde, übergab Zehmen die Veste infolge eines gefälschten Briefes des Herzogs. Man machte ihm daraufhin den Prozess, wobei er jedoch freigesprochen wurde. Das Volk verachtete ihn trotzdem. Nach seinem Tode schaffte man seine Leiche auf einen Mistwagen nach Schottenstein, wo er begraben wurde. Ein weiterer Bewohner des Hauses Herrngasse 13 war der im Jahre 1572 geborene Johann Bachstädt, der unter Casimir als Hofadvokat wirkte und 1632 zu den angesehenen Coburger Bürgern gehörte, die Wallenstein bei seinem Abzug als Geisel mitnahm."
Seit den 1870er Jahren befindet sich in diesem Haus eine Büchsenmacherei.
"Das Haus Herrngasse 17, seit 1967 Stadtbücherei, wurde 1590 erbaut und ist eines der schönsten Häuser Coburgs im Renaissancestil. Es war Mitte des 20. Jahrhunderts vom Verfall bedroht und wurde innen als ein völlig neues Haus nach modernen Gesichtspunkten wieder aufgebaut, wobei die herrliche Fassade mit ihrem schönen Erker, der Eingangstür und dem runden Gitterfenster erhalten blieb. Das Gebäude Herrngasse 17 war früher stets im Besitz hoher Verwaltungsbeamter gewesen, zu denen u.a. der im Jahre 1595 geborene Vizekanzler Johann Jakob Drach gehörte. In den schweren Zeiten des 30jährigen Krieges lenkte er mit eisernem Willen die Geschicke des Herzogtums."