Zitat von Vurna Hörsta im Beitrag #11Auf einem Foto der Veste von 1890 ?.
Auf was bezieht sich diese Frage
1. wenn es um das Alter von Fotos der Veste geht: Die ersten Fotografien der Veste Coburg wurden 1857 von Francis Bedford angefertigt. Siehe zwei Veste-Fotos aus seinem Album:
Fotos der Veste, Francis Bedford, 1857.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
2. Wenn es um den roten Turm geht: Der stürzte 1663 ein und wurde erst 1914 wieder errichtet (d.h. auf Veste-Bildern zwischen 1664 und 1913 fehlt der rote Turm )
Sieht aus wie ein Winkermännchen (Flaggensignal) oder ein vergleichbarer Semaphor - natürlich aberwitzig groß - ist das vielleicht ein durchgedrückter Drudel? Oder Sherlock Holmes Tanzende Männchen? Oder pc Sgraffitti - unsere Tochter hat so was in der Schule an der Wand (gegen Mobbing und Haß, glaube ich), sieht gut aus. Vielleicht ganz uraltmodisch mit Kohlepapier oder vergleichbar geschehen?
----------------------------------- Mir is a Fatzn Duft mei Nous naufkrocha!
Im Jahr 1924 verfasste Dr. Oskar Doering aus Gauting bei München einen Bericht über die Bauarbeiten an der Veste, welche unter der Obhut vom Baumeister/Architekten Bodo Ebhardt standen. Weil Rolf einmal der Geschichte der Drahtseilbahn zur Veste nach ging, einige Zeilen dazu aus dem Bericht von Dr. Doering:
Umfangreiche und nicht alltägliche Maßnahmen wurden für das heranschaffen der Baustoffe erforderlich. Die Lage der Burg hoch über dem Tale der Itz erschwerte und verteuerte außerordentlich das Anfahren der Lasten, richtete überdies an den Zufahrtsstraßen die durch die schöne Parkanlage des Hofgartens führen, durch starke Abnutzung Schaden an. Auf Vorschlag des Baumeisters wurde daher bereits zu Beginn des Baues eine große Drahtseilbahn mit elektrischen Antrieb errichtet. Sie führte an der Nordseite senkrecht bis auf die Talsohle hinab und ermöglichte die Anfuhr von der Eisenbahn oder aus den Wäldern und Steinbrüchen der Nachbarschaft und des Maintales, verringerte die Kosten auf das möglichste Maß, verhütete die Störung des Verkehrs im Park, sowie dessen Beschädigung. Die Drahtseilbahn hat weit über ein Jahrzehnt den gesamten Zubringerverkehr ohne Schwierigkeit bewältigt. Auch auf der Baustelle selbst wurde elektrische Kraft zum Antriebe von Kränen, Kreissägen, Winden, Maschinen in verstärkten Maße genutzt.
Mit welchen Schwierigkeiten Bodo Ebhardt kämpfen musste, sei hier erwähnt: Es stellte sich heraus, das an der Nordseite des Fürstenbaus ,der Steinernen Kemenate und des Kongreßbaus die noch aus romanischer Zeit stammenden Fundamente unterfangen werden mussten. Die tragenden Felsen waren teilweise verwittert, teils hatten sie, wie deutlich ersichtlich, Bewegungen erfahren, da sie ihrerseits in einer Tiefe von 20-30 Metern auf einer Lettenschicht ruhen .Dieser Umstand, der zu Vorbeugungsmaßregeln zwang, verursachte umfangreiche Freilegungen der Felsen und Aufführung von Strebepfeilern bis zu 20 m Höhe. Das erforderte nicht nur sehr bedeutende Geldmittel, sondern auch sorgfältige Überlegung, weil außer den Fundamenten auch die tragenden Felsen bis in großer Tiefe standfest gemacht werden mussten! Ganz große Schwierigkeiten entstanden für die Quermauern des Kongreßbau .Unter diesem ganzen mächtigen Gebäude ziehen sich in seiner ganzen Länge zwei alte übereinanderliegende Keller hin.(Zugang ist vom Tunnel zur Bärenbastei aus) Ihre Erhaltung war unbedingt erwünscht. Mit Rücksicht auf sie mussten sämtliche inneren Quermauern sowie die eine (östliche) Giebelmauer auf Bogen gesetzt werden, die dann ihrerseits Widerlager erforderten, welche der sehr erheblichen Belastung entsprachen. F.folgt
Ohne hier Reklame machen zu wollen verweise ich auf das Buch von Dr. K. Weschenfelder "Veste Coburg"-Geschichte und Gestalt, erschienen 2005 bei www.editionbraus.de (ISBN 9783899041965) antiquarisch preiswert noch zu bekommen... Das durchaus mit farbigen Bildern versehene Buch gibt Einblicke in die Bausubstanz und vor allen Blickwinkel, welche dem normalen Besucher verborgen bleiben...
Zitat von gerd im Beitrag #15 Ohne hier Reklame machen zu wollen verweise ich auf das Buch von Dr. K. Weschenfelder "Veste Coburg"-Geschichte und Gestalt, erschienen 2005 bei www.editionbraus.de (ISBN 9783899041965) antiquarisch preiswert noch zu bekommen... Das durchaus mit farbigen Bildern versehene Buch gibt Einblicke in die Bausubstanz und zeigt vor allen Blickwinkel, welche dem normalen Besucher der Veste verborgen bleiben...
Auf dieser Seite ist in einen vorhergehenden Bericht ein Grundriss der Veste zu sehen, der als "Wegweiser" dienen kann.
O. Doehring geht nun auf die verschiedenen Baulichkeiten der Veste ein. Allerdings muss man sehen, das der Stand der Beschreibungen fast 100 Jahre zurück liegt und sich manches, was Doehring beschreibt heute nicht mehr vorhanden ist.
Der viereckige Torturm, der hinter und über dem Barocktor (heutiger Haupteingang) von 1671 aus der "gedeckten Batterie" empor wächst, besitzt die Größe, die er durch Heideloff (früherer Baumeister an der Veste) erhalten hatte. Aber die unruhige Form des in unechter, theatralischer Gotik errichteten Baues erforderte eine gründliche Umänderung im Sinne monumentaler Einfachheit und stilistischer Echtheit. Sie wurde dadurch erreicht, das der Heideloffsche Turm ummantelt wurde. Das nüchterne Quadermauerwerk verschwand und mit ihm die vielen Fenster und Scharten. In dem jetzigen Turme befindet sich ein Wasserbehälter, der 13000 Liter fasst. Die Mittel zum Umbau des Turmes wurden von S.M. dem König Ferdinand von Bulgarien gestiftet. Ihm zu Ehren ist an der Innenseite des Turms sein Wappen angebracht.
Lange bevor der Turm gebaut wurde, stand an selber Stelle ein viel kleinerer Turm. Für viele dürfte unbekannt sein, das sich schon in diesen kleinen Turm Glocken befanden, welche nun im Bulgarenturm hängen. (Im Buch von Dr. Weschenfelder sind die beiden Glocken abgebildet) Sie tragen folgende Inschriften: "Als Tit. Herr Otto Rudolf von Milkau comend. wie auch Obrist Kriegsrath u. Landeshaubtman u. Herr Christ. Wolf. von Gera Part. waren bin ich zersprungen u. auf deroselben Anordnung wieder umgossen worden von Magno Schrecken A.O. 1704 in Coburg", und: "Herr Adam Ernst Gottlied von Heldritt Geh. Rath Obrister u. Commandant. Herr J.F.Seifart Pfarrer goss mich J.A.Mayer in Coburg 1781".
Unweit vom Torturm wurden im östlichen Burghof die Reste eines mächtigen Bergfrieds entdeckt. Er war im Grundriss kreisrund und besaß einen Durchmesser von 13, eine Mauerstärke von 5 Metern. Seine einstige Höhe mag also 25-30 Meter betragen haben. Von der Wiedererrichtung dieses Bergfrieds wurde aus gewichtigen Gründen abgesehen. Erstens war seine Erhaltung allzu ungenügend und bot für seine Erneuerung nur dürftige Anhaltspunkte, zweitens hätte ein solcher Bau sehr erhebliche Mehrkosten verursacht; drittens erfolgte die Entdeckung des Turmes so spät, das seine Aufnahme ín das Gesamtbild nur unter ernstlichen Schwierigkeiten noch möglich gewesen wäre, viertens war zu bedenken und dies war vor allem entscheidend, daß dieser Bergfried schon auf den Bildern aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts fehlt, das er also zu jener Zeit bereits niedergelegt war.
Dr. Weschenfelder vertritt aber folgende Meinung: " Eine maßgebliche Veränderung der Baugestalt bedeutete die wohl im Verlauf des 15. Jahrhunderts erfolgte Verlegung des Zugangs zur Veste von der Westseite beim "Blauen Turm" an die Südostseite. Als der neue Zugang in den Burgfelsen gebrochen wurde, dürfte die Standfestigkeit des unmittelbar daneben liegenden vermutlich nicht allzu lange zuvor begonnenen Bergfrieds in Gefahr geraten sein und das Bauwerk wurde vermutlich nicht zu Ende gebracht. ( Die Steine der erhaltenen untersten Lage des aufgehenden Mauerwerks sind nicht überall mit gleicher Sorgfalt bearbeitet. Dies legt die Vermutung nahe, die Arbeit am Turm sei schon im Anfangsstadium abgebrochen worden) F.f.
Die in die Mauern eingebauten Wehrgänge, die vom Torbau aus die Burganlage umziehen, sind sorgfältig wiederhergestellt und tragen mit ihrer derben Holzarchitektur, ihren kräftigen Linien und Schattenwirkungen sehr wesentlich dazu bei, das malerische Aussehen der beiden Burghöfe zu fördern. Die Fundamente der "Steinernen Kemenade"(die früher auch "Weiße Kemenade" genannt wurde) erwiesen sich noch als haltbar.Besserungsbedürftig waren die großen Gewölbe des Erdgeschoss.In den oberen Teilen waren umfangreiche Verankerungen nötig.Sämtliche Außenwände mit ihren teilweise zerstörten Fenstergewänden wurden in ihren alten Formen ergänzt.Ein neuer eichener Dachstuhl trat an die Stelle des flachen,im 18.Jahrhundert aus altem Bauholz hergestellten Dach.Die gesamte Last des Dachausbaus wurde an diesen Dachstuhl angehängt.Im Inneren der Kemenade wurde die große Rüstkammer von dem 1850-60 aufgeklebten Holzwerk befreit.Die mächtigen Unterzüge wurden wieder gehoben und die über den Holzsäulen zerbrochenen Sattelhölzer ausgewechselt.Besonders unter den "Lutherzimmern"fanden sich die größten alten Balken ,die spätestens aus dem 16.Jahrhundert stammen,stark angefault,so daß die tragenden Teile neu hergestellt werden mußten. Auch waren in dem zerissenen Gemäuer hinter der Täfelung des "Hornzimmers" starke Ausbesserungen nötig.Auf der Westseite der Steinernen Kemenade wurde aus Gründen der Feuersicherheit ein neuer steinerner Treppenturm angefügt, in dem auch die großen Schornsteine der neuen Sammelheizung untergebracht wurden. Auf einem Eisengerüst, hoch oben im Dachstuhl, liegt ein Wasserbehälter für 15000 Liter. Eine große Hochdruckzentrifugalpumpe für die Wasserzufuhr und für Feuerlöschzwecke ist angeschlossen. Das ganze Gebäude dient heute Sammlungszwecken.(Stand dieser Aussagen um 1924!)
In welch desolaten Zustand sich der Fürstenbau befand schildert Doehring folgend. Beim Fürstenbau fand Ebhardt die Aussenwände bis 1,25 m überhängend Vor!! Das alte Fachwerk war teilweise zerstört. Das neue, aus der Zeit Heideloffs stammende , bestand nur aus aufgenagelten Brettern. Die Fundamente waren zum Teil versackt und hatten sich stark verschoben. Die alten Holzsäulen im Erdgeschoss erwiesen sich als zu schwach; sie sind durch Steinsäulen ersetzt worden. In seinem jetzigen Zustand entspricht der Fürstenbau mit seiner inneren Teilung ganz dem Bau von 1500. Seit dem Dezember 1920 dient der Fürstenbau als Wohnung des Herzogpaares, nachdem er schon 1914 hatte bezogen werden sollen. Das Dachgeschoss hat drei Stockwerke, die als Wohn und Nutzzwecke eingerichtet sind.
An meinen letzten Bericht über unsere Veste,möchte ich mit einen weiteren Bericht anknüpfen. Zur 900 Jahrfeier im Jahr 1956, erschien bei Rossteutscher ein kleines Buch. Der Autor war Walther Föhl und das Buch trägt den Titel "Die Geschichte der Veste Coburg". Uns Heutigen wird vieles, was in dem Buch nachzulesen ist, bekannt sein. Doch berichtet W.Föhl auch von weniger bekannten Dingen, die Veste betreffend. Ich will hier in loser Folge aus dem Buch berichten. F.folgt