Zitat von gerd im Beitrag #30 .....Erst als 1952 die bei Kriegsende 1945 in die Zisterne geworfenen Munition mitsamt dem Schlamm fortgeräumt wurde, stieg Dr. Vogt hinunter und entdeckte das unterirdische, aus großen Quadern ohne Mörtel(!) gemauerte Gewölbe wieder, das die Jahreszahl 1531,das Steinmetzzeichen und die Buchstaben CK trägt. Seine viereckige Öffnung liegt 70cm über dem Steingrund der Zisterne. Kriecht man hindurch, so stößt man sogleich auf eine kleine Mauer mit Schleusenöffnungen; in einer Zwischenkammer sollte der schlammige Bodensatz hier nochmals zurück gehalten werden. Das Gewölbe ist 4,5m breit und verläuft 7,5m tief parallel zur südlichen Wehrmauer; es ist im Scheitel 3m hoch.......
Hier ein Foto dieses Zisternengewölbes:
unterirdisches Gewölbe der Zisterne.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Artikelsbriefe Unter dem Landeshauptmann M.von Wallenrod war 1565 der des Lesens und Schreibens "vom lieben Gott nicht begabte" Hans Werner Befehlshaber der Veste, dem 1567 Hauptmann Hans Rost folgte.Über ihn beschweren sich alsbald der Zeugwart,der Büchsenmeister und die Landsknechte der Veste,weil er zu hohe Anforderungen im Wachdienste an sie stellte und sie bei der Auszapfung des Weines-beim Maß um 3 Pfennige-überteuerte. Rost "beschränkte "ihres Vollsaufens halber" den Stadturlaub der Landsknechte,worauf sie ihm "die Rohre in die Seiten hielten".1568 trat Jobst von Witzleben an seine Stelle,der auf Grund eines 1569 aus Weimar datierten Artikelsbriefes die Landsknechte feierlich neu vereidigte und in eine strenge Zucht nahm. Es wurde vorgeschlagen,die bei geringer Besoldung aufgenommenen "leichtfertigen" Wächter durch fromme und "unverdächtige" mit besserer Löhnung zu ersetzen.Es befanden sich zu dieser Zeit 10 Landsknechte,12 Wächter,je ein Hausvogt,Küchenschreiber,Büchsenmeister,ferner Torwächter und Türmer (mit Trompeten) im Dienst. Dann traten 1569 die neuen Artikel in Kraft: Alle Knechte müssen auf vier Jahre verpflichtet werden.Wenn nicht zur rechten Zeit gleich ihre 40 Gulden ausbezahlt würden,sollten sie ihren Dienst gebührend weiter versehen und Geduld haben.Kein Knecht darf ohne Erlaubnis des Hauptmannes von der Festung in die Stadt oder sonsthin-bei Leibesstrafe. Ans Leben sollte es den Knechten gehen bei: Verräterei,Meuterei,Schlägerei oder Bruch des Burgfriedsens! Zur Übung im Kriegsbrauch verlegte von Witzleben 1570 über 40 Coburger Bürger auf die Veste,was den Rat der Stadt zu einer beschwerde beim Landesherrn veranlaßte.Johann Wilhelm befahl,die Bürger wieder abzuschaffen und zu beurlauben. Inzwischen wuchsen die unmündigen Söhne Johann Friedrichs des Mittleren heran.Sie wurden durch Reichstagsbeschluss in die väterlichen Besitzrechte eingesetzt.Wohl oder übel teilte Herzog Johann Wilhelm von Weimar 1572 mit den beiden so,das sie mit Gotha auch Coburg erhielten.Sie wurden bis 1586 der Vormundschaft der Kurfürsten von Sachsen,Brandenburg und der Pfalz unterstellt.Der Kurfürst August von Sachsen benutzte die Gelegenheit und bemächtigte sich "käuflich" eines erheblichen Teiles des Geschütz und Munitionsbestandes der Veste - eine herbe,nie mehr zu ersetzende Einbuße am Waffenpark,die der verschwenderischste der Vormünder gelassen einsteckte,ehe er wenige jahre später Schwiegervater des einen der jungen Prinzen wurde! 1581 wurden laut Inventar nach Leipzig geschafft: 1 große,1 mittlere Steinbüchse,4 halbe Kartaunen,3 große und 4 kleine Quartierschlangen,7 Innsbrucker und 3 halbe Schlangen,2Steinbüchsen "Schildkröten",4 Keilstücke,4 Straubüchsen,1 großer Feuermörser,ferner Kammerstücklein,11 Mörser,8 Schrotfässer,Kugeln und anderes Zubehör. Es waren insgesamt 60 Geschütze welche die Veste auf Nimmerwiedersehen verlor! 1586 kamen endlich dei beiden jungen Prinzen zur gemeinschaftlichen Regierung,von denen der ältere 1596 die Coburgischen Lande mit einigen Thüringischen Ämtern allein übernahm: Herzog Johann Casimir, einer der bedeutendsten Regenten,die das Herzogtum je besessen hat.(so Walther Föhl!) Leider machte J.C. die Veste zu einer peinlichen Familientragödie,weil er glaubte ,einen Beweis für die eheliche Untreue seiner von ihm stark vernachlässigten Gemahlin Anna in der Hand zu haben,die er sich als kursächsische Prinzessin vom Dresdener Hof geholt hatte.Er ließ sich von ihr scheiden und sperrte sie ins Kloster Sonnefeld ein, später dann an seinen sichersten Platz: ab 1603 auf der Veste.F.f.
Trotz aller strengen Haftanordnungen spann die Frau dort ihre Fäden mit einen ebenfalls inhaftierten Kammer-Rat und einen ungetreuen "Unflat" von Wachtmeister, der öffentlich hingerichtet wurde. Die Herzogin selbst blieb auf der Veste in Gefangenschaft, bis die noch immer schöne Frau mit 45 Jahren (der Herzog hatte längst zum zweiten Male geheiratet)1613 durch einen stillen Tod von einen nicht durch ihre Schuld kinderlosen, zwar selbst verspielten, aber unverdient grausamen Dasein befreit wurde. "Mit Jammer und Elend habe ich mein Leben verbracht und ich könnte mit Jacob sagen: wenig und bös´ war die Zeit meines Lebens!"(so nach W.Föhl-in alten Akten im Staatsarchiv mag manches anders dargestellt sein!) Ihr Liebhaber, Ulrich von Liechtenstein, blieb weiter in seinen Coburger Stadtturm auf Kosten seiner Sippe gefangen. Erst als der unerbittliche Herzog 1633 verschied, wurde er frei-starb aber wenige Tage darauf noch im Kerker. Casimir war ein gestrenger, humorloser und ordnungsliebender Herr, dessen einzige Passion Bauen, Jagen und mannhaftes "Bechern" waren.Er verschärfte in einen neuen Artikelsbrief vom 23.Juli 1605 das Betreten der Festung Jedermann -und sei es der eigene Bruder-ohne schriftlichen Befehl von ihm oder dem Hofmarschall bzw. Kanzler, durfte niemand die Veste betreten. Die Torwächter und Nachtwachen wurden scharfen Bestimmungen unterworfen, deren übertreten leicht zu einer Strafe "nach unserer Willkür am Leib und Leben" führte. Wachtmeister und Zeugmeister bekamen neue Bestallungen. Casimirs ernste Sorge galt auch dem Aufstellen vollständiger Inventare (1604),die alle Waffen und Räume nebst den Einrichtungen zu umfassen hatten. Vor allem aber veranlaßte ihn seine zwar hinhaltende, aber auch vorausschauende Politik, Veste und Stadt Coburg für kommende Kriegsfälle in einen möglichst wehrhaften Stand zu setzen, der ihm eine neutrale Haltung bis weit in den Dreißigjährigen Krieg hinein getreu seiner Devise "Fried ernährt,Unfried verzehrt" erlaubte. Casimir holte sich nicht nur mehrfach in Nürnberg neue Geschütze und Munition, sondern zog auch auswärtige Baumeister heran, um die Veste mit den neuesten fortifikatorischen Errungenschaften zu versehen.F.f.
Über Herzogin Anna habe ich bereits einen sehr gut besuchten Vortrag im Staatsarchiv gehalten, auch gerade wegen des Interesses an dieser Ehekrise. Kurz gesagt: Beide Partner besaßen unterschiedliche Vorstellungen über das Ausleben von Sexualität. Dazu kam der Druck einen Erben auf die Welt zu bringen. Deshalb gingen beide! Partner dann außereheliche Wege.
Die Landstände hatten 60 000 Gulden für den Ausbau der Veste bewilligt,40 000 davon wurden bei der Landkasse eingelegt,20 000 im Jahre 1615 für Bauarbeiten ausgegeben, zu denen der bayerisch-kulmbachische Stadtbaumeister Gideon Bacher als Leiter berufen wurde. Im Jahr 1614 entstanden neu die beiden Basteien an der Südseite zum Schutz des jetzigen Haupttores .Sie wurden benannt "Rautenkranz" und "Bunter Löwe". Auch an den anderen Basteien wurde gearbeitet. Auf der Westseite wurde die Bärenbastei ausgebaut, die ihren Namen von den in einen Zwinger auf der Bastei gehaltenen Bären erhielt. Zunächst beaufsichtigte die Arbeiten Oberst von Fuchs, an dessen Stelle 1615 Oberst von Luccan trat. Alle Basteien wurden "aufgetragen", das heißt dem Berg vorgebaut.(Dabei werden Teile der Ringmauer neu errichtet worden sein, die sich an vielen anderen Stellen sonst dem Kalkstein des Berges wie eine Außenschicht eng anlegt)Die beiden keilförmigen Südbasteien besitzen schräge geneigte Mauern, auf deren Schneiden als wirkungsvollen Schmuck Bacher je einen kleinen Auslug Turm mit einer Kugel auf dem flachen Dach aufsetzte. Unter ihnen wuchsen aus der Schnittlinie der Mauern mächtige, in Stein gemeißelte, einst farbige (!) Wappen eines trefflichen Barock-Künstlers hervor: an der westlichen Bastei auf zwei Consolen mit Eberköpfen der sächsische Rautenkranz, an der östlichen ein Löwe mit zwei stehenden langflügeligen Greifen als Wappentier. Nach Benno von Zehmen sollen die beiden Wappen erst 1633 bei der Reparatur beider Basteien nach Wallensteins Abzug, von Cornelius von Ass angebracht worden sein. (Demnach waren die Basteien von den aufgestellten Geschützen Wallensteins beschossen worden, was eine Reparatur erforderlich machte)In das aus Quadern gebaute Hauptgesims, dessen derbes Profil gut zum Charakter der Festungsanlagen passt, wurden oben offene Schießscharten für Kanonen eingeschnitten. Beide Bastionen haben in ihrem Inneren Kasematten.(Eingänge um 1850 vermauert) Die wesentlich gößere ,zur Stadt hin weit vorgeschobene und sie beherrschende Bären oder Kanonenbastei auf der Westseite ist aus älteren Vorbauten hervor gegangen. Auch sie wurde künstlich aufgeschüttet. Einige zierliche Formen am Auslug-Turm und dem Hauptgesims mit den einen riesenhaften Zahnschnitt bildenden Kragsteinen lassen auf einen etwas älteren Baumeister schließen; auch zeigen mehrere Spuren von zugemauerten Öffnungen und Schießscharten, daß an ihr mancherlei Veränderungen vorgenommen worden sind. In der Bastei wurden drei Räume eingebaut. Der dritte ist ein mehr zur Mitte hin gelegener unterirdischer Raum mit starkem Gewölbe, ohne Fenster oder Scharten, also wohl ein bombensicherer Munitionsraum. Die zweite Kasematte befindet sich an der Südmauer, die erste in der äußeren Westecke. Zu den Kasematten führen lange Treppen von der Oberfläche der Bärenbastei hinab. Eine der Kasematten liegt auf Höhe der Grabensohle und ist mit Schießscharten versehen, von wo aus der Graben mit Handfeuerwaffen verteidigt werden konnte.( Bei späteren Arbeiten an der Bärenbastei dürfte eine(?) der Kasematten beseitigt worden sein)F.f.
Wallenstein Auf der Leipziger Fürstenversammlung von 1631 kam Herzog Johann Casimir zu dem Entschluß,seine bisherige neutrale Haltung im großen Religionskrieg aufzugeben und sich Kursachsen und damit Schweden anzuschließen.Wenn er mit dieser Parteinahme den Truppendurchzügen und Schädigungen seines Landes entgehen zu können glaubte,wurde er gründlich enttäuscht.Im September 1632 schrieb ihm der Generalstatthalter des fränkischen Kreises,Herzog Bernhard von Weimar,der König von Schweden ließe ihm mitteilen,daß General Wallenstein auf Bamberg marschiere und damit das Coburger Land in Gefahr geriete.Er möge seine besten Sachen und Proviant auf die Festung Coburg bringen,einige hundert Malter Mehl mahlen und ebenfalls hinaufschaffen lassen. Die Festung möge er dem Oberstleutnant von Zehmen, besser aber den schwedischen Oberst Taupadel anvertrauen. Casimir sorgte vor, so gut er konnte, verließ schleunigst die Stadt und begab sich nach Schloß Tenneberg bei Gotha. Am 28.September 1632 stand früh um 7 Uhr bereits der feindliche Vortrab vor den Mauern der Stadt Coburg. Als die kaiserlichen Truppen unter Wallenstein und dem Kurfürsten Maximilian von Bayern folgten, fanden sie tapfere Gegenwehr von Seiten der Bürger und der Schweden. Aber schon am Nachmittag diesen Tages mußte sich die Residenzstadt "auf accord" übergeben ,da sie mit ihrer geringen Besatzung sich gegen Wallensteins 8000 Mann unmöglich länger verteidigen konnte. Taupadel war mit acht Kompanien Dragonern auf die Veste gezogen und erreichte durch Ausfälle, daß die in der Stadt kämpfenden Schweden mit ihrem Kapitän sich zur Veste durchschlagen konnten. Zu seinen 450 Dragonern kamen weitere 200 Mann, dazu zahlreiche Flüchtlinge aus der Stadt. So beherbergte die Veste über 800 Mann nebst etwa 500 Pferden. Da der Proviant knapp war, mußte Taupadel um jeden Preis Schlachtvieh bei seinen Ausfällen erbeuten, was ihm mit einer Coburger Herde von 100 Hammeln auch gelang. Dann wurde die hölzerne Brücke beim damaligen Haupteingang an der Westseite bei der Bärenbastei abgebrochen. Die "Alte Brücke" beim heutigen Südeingang zählte zu dieser Zeit nicht mehr, lag sie doch im Wirkungsbereich der Artillerie Wallensteins, der vom Fürwitz aus und vom Rögners Berg (Brandensteinsebene) die Festung unter Feuer nahm. Niemand konnte jetzt in die Festung hinein fahren oder reiten; es gab nur mehr den Weg über Leitern von 40 Sprossen den hohen Wall hinauf und durch kleine Ausfallpförtchen im Graben über Treppen ins Innere der Festung . Wallenstein zögerte zunächst, schließlich griff er sich einige angesehene Bürger und sandte sie mit einem Trompeter vor die Veste, um den Kommandanten bei Strafe des Gehenktwerdens zum wiederholten Male zur Übergabe aufzufordern. Taupadel ließ dem Herzog von Friedland frohgemut vermelden, er selbst habe für ihn nur Kraut und Lot und die Spitze seines Degens...wenn er die haben wolle so solle er nur kommen!... Beide Parteien waren aber schon in Hitze geraten, denn der erste heftige Angriff am 29.September war fehl geschlagen. Wallenstein hatte zwei Mörser auf dem Fürwitz, einer Erhebung gegenüber der Hohen Bastei, aufgepflanzt. ......"machte Laufgräben auf der Höhe querüber und warf mächtige Granaten in die Festung, tat aber keinen Schaden wegen fleißiger Hut und Wacht derer in der Festung, welche die Granaten mit nassen Kuhhäuten dämpften-außer einer, die niedergefallen und zersprungen" Die Schweden in der Festung "schliefen auch nicht, spielten wakker unter die Kaiserlichen mit Stücken, Doppelhaken, Musketen und Feuerröhren"-unterhielten also eine muntere Schießerei, die tagelang und bis in die Nächte hinein weiter ging.F.f.