Das wäre nichts ungewöhnliches. In den kleineren Ländern verlief diese Entwicklung sehr schleppend. Im Herzogtum Coburg wurde erst 1849 die Todesstrafe abgeschafft. Daher ist meiner Meinung nach die mentale Einstellung der Bevölkerung zu diesem Thema besonders ausschlaggebend. Wie stand man zu öffentlichen Hinrichtungen oder dem Einsatz des Prangers? Ich kann mir gut vorstellen, das die Oberschicht schon eher einen modernen Kurs einschlug, während das normale Volk noch lange an den überlieferten Strafenkatalog festhielt.
Zitat von gerd im Beitrag #10da gibt es doch hier irgendwo diese Story,wo der Scharfrichter vom Marktplatz aus um sein Leben laufen musste? irgendwo ist das nachzulesen..aber wo??
Reißenweber: 1610, der Scharfrichter brauchte SIEBEN Hiebe, wurde mit Steinen beworfen "und in einem Haus in der Spitalgasse vollends todtgschlagen."
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Zitat von Christian im Beitrag #3Im gleichen Buch steht auch:
1769 wurde der Galgen auf dem Goldberg (= Hohe Straße) eingerissen.
Hier mal 2 Vergrößerungen aus dem Isselburg-Stich von 1626 (einmal coloriert), auf dem der Galgen vom Goldberg (Hohe Straße) erkennbar ist:
Rolf Metzner
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Isselburg-Stich 1626 colo
Isselburgstich von 1626 (
Da haette man doch wirklich meinen sollen, dass so etwas abschreckend fuer etwaige Kriminelle gewesen waere, aber anscheinend zieht nicht mal so was bei uns Menschen!
Jedenfalls bin ich heilfroh, dass ich nicht damals gelebt hab.
Der Galgen auf dem Goldberg wirk riesig- Steinsockel, Gerüst - klar. Aber vermutlich ist die Höhe übertrieben, damit man es gut erkennen kann. Oder waren die Galgen wirklich so riesig?
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Zitat von Nebelglocke im Beitrag #15Der Galgen auf dem Goldberg wirk riesig- Steinsockel, Gerüst - klar. Aber vermutlich ist die Höhe übertrieben, damit man es gut erkennen kann. Oder waren die Galgen wirklich so riesig?
Solche Zeichnungen sollte man eher skeptisch gegenüber treten. Sie geben nicht 100%ig die reale Größe wieder.
Reste des Galgensockels auf dem Glockenberg haben sich auf dem Grundstück Hohe Straße 25 erhalten und stehen heute unter Denkmalschutz. Sie sind aber für den Publikumsverkehr nicht zugänglich.
Zitat von Christian im Beitrag #17Reste des Galgensockels auf dem Glockenberg haben sich auf dem Grundstück Hohe Straße 25 erhalten und stehen heute unter Denkmalschutz. Sie sind aber für den Publikumsverkehr nicht zugänglich.
Hier der Auszug aus der Denkmalliste:
Hohe Straße 25 (Galgenberg) Der Isselburg-Stich von 1626 wie auch die Stadtansichten von 1752 und 1763 zeigen auf einer Anhöhe östlich der Hohen Straße einen dreischläfigen Galgen auf einer runden Bühne. Diese Hinrichtungsstätte gehörte zum Coburger Hofgericht und gab der Anhöhe die Bezeichnung „Galgenberg“. Fundamentreste der Bühne befinden sich noch heute im rückwärtigen Garten des Hauses Nr. 25.
Hier noch eine weitere alte Stadtansicht aus dem 18. Jahrhundert mit Galgen:
Rolf Metzner
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Galgen Hohe Str..jpg
Danke für die Verschiebung meiner Frage - ein wirklich spannendes Thema wie ich finde. Da kann man wirklich froh sein, dass man damals nicht gelebt hat. Auch das man als Scharfrichter so gefährlich lebte wusste ich bisher nicht.
Ich muss mir dringends mal Lesestoff über das alte Coburg besorgen. Da ich ja hier relativ neu bin, ist auch so bei mir kaum "Grundwissen" vorhanden.
Scharfrichter waren eigentlich arme Schweine. Es war festgelegt, daß sie nicht ehrenwert waren und nicht ehrenwert werden konnten, saßen in der Wirtschaft am eigenen Tisch mit eigenem, schlechten Geschirr, man gab ihnen grundsätzlich nicht die Hand. Ich glaube, wenn sie überhaupt in die Kirche durften, mußten sie an festgelegter Stelle stehen. Zum Tode Verurteilte konnten bei Bedarf zum Scharfrichter begnadigt werden. Scharfrichters Töchterlein war auch nicht leicht verheiratbar.
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