Damit verlassen wir die Festungsstraße und stoßen nun auf den Festungshof.
Festungshof 1 Ehemaliges Hotel Festungshof
1762 Herzogliche Schäferei
1802 Das Domänengut Festungshof mit Pächterswohnung, Backhaus, einer Remise mit Brennerei, einen Kuhstall, ein Schafhaus und drei Städel (Pächter: Johann Nicol Angermüller)
1806 Die Gemeinden Unterlauter und Bertelsdorf sind Pächter des Domänengutes für 6 Jahre
1812 Johann Peter Fischer, Domänenpächter
1843 Johann Valentin Bauersachs aus Oberfüllbach, Domänenpächter
1846 Stephan Höhn, Domänenpächter auf 12 Jahre
1858 Johann Nicol Leuthäußer, Domänenpächter
1872 Adam Späth, Domänenpächter
1888 Friedrich Späth, Domänenpächter
1890 Gustav Dietrich, Domänenpächter
1909/10 Abbruch des Domänengutes und Errichtung des Hotels Festungshofs
1909 Besitzer: Herzog Carl Eduard von Sachsen-Coburg und Gotha
1919 Besitzer: Coburger Landesstiftung
1931 Coburger Hofbrauhaus AG
1955 Coburger Hofbrauhaus AG - Hotel Festungshof
Aktuell macht dieses Gebäude einen katastrophalen Eindruck.
Um 1900 hatte Domänenrat Gustav Dietrich gegenüber dem Hofe eine "Mooshütte" errichtet, in dem die Spaziergänger ein Glas frische Milch trinken konnten, freudig und dankbar von der Bevölkerung aufgenommen, wurde von der Einrichtung reger Gebrauch gemacht.
Die heutigen Bedürfnisse von Spaziergängern und Touristen befriedigt der Kiosk am Parkplatz Festungshof.
Zitat von Christian im Beitrag #52Um 1900 hatte Domänenrat Gustav Dietrich gegenüber dem Hofe eine "Mooshütte" errichtet, in dem die Spaziergänger ein Glas frische Milch trinken konnten, freudig und dankbar von der Bevölkerung aufgenommen, wurde von der Einrichtung reger Gebrauch gemacht.
Hierzu eine ausführliche Beschreibung aus "Digitales Stadtgedächtnis der Stadt Coburg":
Gustav Dietrich - Ein Leben für die Landwirtschaft
Täglich gehen viele Menschen am Haus Allee 12 am Gustav-Dietrich-Haus vorbei, und vielleicht hat sich mancher gefragt: Wer war dieser Gustav Dietrich nach dem dieses Haus benannt ist.?
Es ist nicht einfach über den Protektor der Landwirtschaft im Raum Coburg bzw. dem früheren Herzogtum Coburg etwas in Erfahrung zu bringen. In der Tat muß man sich dabei im Wesentlichen, abgesehen von amtlichen Unterlagen im Stadtarchiv Coburg oder Staatsarchiv Coburg und anderen Archiven, auf Veröffentlichungen in den Tageszeitungen verlassen.
Gustav Dietrich entstammt einer angesehenen Bürgerfamilie Coburgs. Sein Vater, Gustav Eduard Dietrich ist Stadtrichter in Coburg, 1808 geboren, wird 1858 an das Appellationsgericht in Gotha berufen und stirbt dort im August 1859.
Seine 2. Ehefrau und Mutter von Gustav Ludwig Dietrich ist Carolina, geb. Appel, aus der bekannten Coburger Tuchhändlerfamilie. Sie kehrt mit ihren Kindern wieder nach Coburg zurück.
Gustav Ludwig Dietrich, so der volle Name, geb. 20. Dezember 1847, hatte 6 Geschwister:Ludwig, geb. Mai 1839; Bernhard, geb. August 1841; Franz, geb. Dezember 1844; Eduard, geb. August 1846; Elise, geb. August 1850, sp. Hülbig; Mathilde, geb. Januar 1852, sp. Quarck.
Nach der Rückkehr von seinen Lehr- und Wanderjahren 1872 pachtet Dietrich in den folgenden Jahrzehnten die Domänengüter in Dörfles, Esbach, Gereuth sowie den Festungshof, heute Hotel und Betriebsgebäude an der Straße zur Brandensteinsebene. Er ist der letzte Pächter auf der Domäne Festungshof von 1890 bis 1910, bevor diese im Auftrag von Herzog Carl Eduard zerschlagen wird.
Ernst Eckerlein schreibt in „Coburger Heimat Band 3“: „,In der Erinnerung und mündlichen Überlieferung ist mit dem Namen Gustav Dietrich die Mooshütte verbunden, die am Beginn des Wegs zum Bausenberg gegenüber der Gutsgebäude stand. Es war eine mit Moos bewachsene Holzhütte. Dort konnte man sich nach dem Spaziergang zur Veste mit kuhwarmer Milch, Buttermilch und einem Butterbrot stärken. Besonders beliebt war die Mooshütte bei den Kindern, hatten diese einmal keinen ,,Fünfer“ bei sich, so bekamen sie die Milch auch umsonst. Die Idylle verschwand als die Domäne Festungshof abgerissen wurde.
Zum 15. Februar 1910 verläßt das Ehepaar Dietrich den Festungshof und nimmt sich in der Bahnhofstraße Haus Nr. 28 eine Wohnung. Helene Dietrich, geb. Fischer aus Wurzbach 1 Thüringen, verstirbt am 25. April 1925 in Coburg. Anfang August 1935 verzieht Gustav Dietrich dann nach Neuses und lebt bis zu seinem Tode am 4. Februar 1944 zurückgezogen im Rückert‘schen Gut.
Überblickt man den Lebensweg Gustav Ludwig Dietrichs, so zeigt sich immer wieder sein Weitblick und seine Fürsorge für ,,seine“ Bauern und die Landwirtschaft, gleichzeitig zeichnen ihn reiches Fachwissen, Zielstrebigkeit und eine unermüdliche Schaffenskraft aus.
Im Alter von 60 Jahren ist Dietrich nicht nur in vielen Organisationen der Landwirtschaft als Berater und Mitarbeiter tätig. Er ist Bauherr, als es daran geht, den Marstall des Herzogs Alfred von Edinburgh an der Allee in ein Haus für ,,seine“ Landwirtschaft zu umzubauen. Sein Bestreben ist es, den unterschiedlichen Organisationen der hiesigen Landwirtschaft, die teilweise heute noch bestehen und an deren Gründungen er oftmals beteiligt ist, bzw. die auf seine Ideen zurück gehen, eine Heimstatt zu bieten.
Sein Eintreten für den genossenschaftlichen Gedanken nach Wilhelm Raiffeisen führt dazu, daß er sich kurz nach der Jahrhundertwende in der Raiffeisenfamilie engagiert. Nicht nur die 25 Jahre als Vorsteher des Seidmannsdorfer Darlehenskassenvereins zeugen von seinem genossenschaftlichen Denken, sondern gleichfalls die über 30 Jahre dauernde Mitarbeit im Aufsichtsrat der Thüringer Hauptgenossenschaft in Erfurt.
In den Jahren während und nach dem 1. Weltkrieg setzt sich Gustav Dietrich sehr für die Bevölkerung ein. So ist er nicht nur tätig um Nahrungsmittel für die Bevölkerung und Saatgut für die Landwirtschaft zu besorgen sondern kümmert sich neben weiteren Aufgaben auch um die Wiedereingliederung der entlassenen Soldaten.
Sein Wirken für die Bevölkerung während der Not- und Hungerzeiten in den Kriegs- und Nachkriegsjahren des 1. Weltkriegs dankt ihm die Stadt Coburg und das Land Bayern mit der Ernennung zum Landesökonomierat.
Hier noch ein Artikel aus der "Coburger Zeitung" vom 05.04.1910 zur Verabschiedung des "letzten Festungshöfers" Domänenrat Gustav Dietrich:
1802 Das Domänengut Festungshof mit Pächterswohnung, Backhaus, einer Remise mit Brennerei, einen Kuhstall, ein Schafhaus und drei Städel (Pächter: Johann Nicol Angermüller) ...... 1890 Gustav Dietrich, Domänenpächter
1909/10 Abbruch des Domänengutes und Errichtung des Hotels Festungshofs
1909 Besitzer: Herzog Carl Eduard von Sachsen-Coburg und Gotha
1931 Coburger Hofbrauhaus AG ....
Habe heute in die Bildergalerie eine Bilderserie zum "Festungshof" eingestellt mit dem Titel: "Von der Domäne Festungshof bis zum heutigen desolaten Zustand des Festungshofes"!
Zitat von Rolf Metzner im Beitrag #54 Habe heute in die Bildergalerie eine Bilderserie zum "Festungshof" eingestellt mit dem Titel: "Von der Domäne Festungshof bis zum heutigen desolaten Zustand des Festungshofes"!
Danke, Rolf. Die Fotos lassen erkennen, dass es dem jetzigen Eigentümer nicht um ein neues Hotel geht (das an diesem Standort und bei der mir bekannten Gebäudestruktur auch kaum noch wirtschaftlich zu betreiben wäre). Die gezielten Abrissarbeiten des Wintergartens und - wenn ich es recht erkenne - des ehemaligen Saalanbaus lassen eher darauf schließen, dass eine Nutzungsänderung beabsichtigt ist. Fragt sich nur, was? Die allseits beliebten Seniorenimmobilien kommen hier wohl auch kaum in Frage. Für Eigentumswohnungen müssten wahrscheinlich massive Eingriffe in die Gebäudestruktur vorgenommen werden. Und ob die dort oben jemand haben will, wo es doch im Winter recht einsam, im Sommer dafür zeitweilig überlaufen ist, aber die nächsten Einkaufsmöglichkeiten - geschweige denn Schulen etc. - weit weg sind?
Der jetzige Umbau zielt ab auf ein grosszügiges Privathaus, so stand es auch in der Zeitung. Gerüchteweise kam es wegen Einfriedungsgestaltungsdebatten (gut deutsch wie der Zaun aussenrum werden soll) zwischen Eigentümer und Bauamt zu Verzögerungen.
Danke für die interessanten Beiträge. Etwas weiter Richtung Brandensteinsebene vom Forsthaus aus ist auf der rechten Seite noch ein letztes Wohnhaus. Gehört das nicht mehr zur Festungsstrasse oder warum erscheint das nicht?
Zitat von shabby im Beitrag #59........Etwas weiter Richtung Brandensteinsebene vom Forsthaus aus ist auf der rechten Seite ein Wohnhaus. Gehört das nicht mehr zur Festungsstrasse oder warum erscheint das nicht?