Wenn ich mich recht erinnere, hieß diese Gaststätte in den 50iger Jahren die „Alm“. Ob sie wirklich so hieß oder ob sie von den Gästen nur so genannt wurde, weiß ich nicht. Der Gastraum war nicht sehr groß und ich glaube, da war auch eine längere Theke mit Stühlen, ähnlich Barhockern. Die Wirtin war eine sehr attraktive, üppige Blondine mit hochgesteckten Zöpfen. Sie trug oft - wenn ich mich nicht täusche – Dirndl mit größeren Ausschnitten. Das Ganze erinnerte mich damals an Bilder aus Oberbayern. Vielleicht hatte die Wirtschaft daher ihren Namen. Wenn die Männer mal gut aufgelegt und leicht angesäuselt nach Hause kamen, haben die Frauen spitz gefragt: „Na, warst wohl wieder auf der Alm?“ Woraus zu entnehmen war, dass die Männer da anscheinend recht gerne mal hin gingen, die Frauen das aber wohl nicht so gerne sahen. An eine Kolonialwarenhandlung in dem Haus kann ich mich nicht erinnern, vielleicht gab's die in den 50iger Jahren schon nicht mehr?
1899 Otto Leheis, Architekt, erkauft ein unbebautes Grundstück
1902 Leheis errichtet ein Dampfsäge- und Hobelwerk
1908 Heinrich Steinhäußer, Handelsagent
1919 Heinrich Ryssel, Dampfsägewerk und Kistenfabrik
1937 Bernhard Hartleb in Potsdam
1955 Firma Waldrich
Helmut Wolter schreibt zu den Geschäftsgebaren Otto Leheis: "Im Mai 1899 erwirbt Leheis im Hahnweg das Grundstück 66a (Anmerk. später Nr. 112), heute ein Teil des Grundstücks Hahnweg Nr. 116, erschließt das Grundstück, plant dort den Bau einer Dampfziegelei, eines Wohngebäudes mit Fleischerei und Kantine und errichtet 1902 ein Dampfsägewerk und Hobelwerk. Dieses Zimmergeschäft meldet Leheis unter dem 1. März 1901 beim Magistrat an. Wie Hans-Joachim Kempf, Coburg, mitteilt, werden dort serienmäßig Türen und Fenster hergestellt. Noch heute finden sich in verschiedenen Häusern die "Einheitstüren" aus der Produktionsstätte im Hahnweg. Das Sägewerk geht später in verschiedene Hände über, heute ist das Areal im Eigentum der Firma Waldrich-Coburg. Den Plan zur Errichtung der Dampfziegelei verfolgt Leheis nicht weiter, da zur gleichen Zeit Carl Wetter, ebenfalls Baumeister, im Hahnweg Nr. 46, heute Nr. 86, eine Dampfziegelei betreibt."
Aus Helmut Wolter: "In welchem Style sollen wir bauen?" Coburger Baumeister und Architekten 1820-1920, Regensburg 2011, S. 65.
Unter diesem Aspekt muss wohl auch der Bau der Häuser Hahnweg 108 und 110 zu sehen sein. Offenkundig handelt es sich bei dem Wohngebäude mit Fleischerei und Kantine um eben die Häuser Nr. 108/110.