....in der Chronik von Sandner ist eine Luftaufnahme von der Innenstadt,die wahrscheinlich ein Amerikanischer Aufklärer gemacht hat(1945). Da sind auf dem Marktplatz 2 aufgebrochene Behältnisse zu sehen, eben diese "Erdwälle".Es sollen lt Zeitzeugen Löschwasser Becken gewesen sein,um hier für die gefährteten Gebäude unmittelbar am Markt Rathaus und Stadthaus genügend Wasser zu haben falls es zu Bränden kommen sollte. Es hatte sich ja gezeigt,das beim Beschuss zahlreiche Brände sich in der Stadt entwickelten,zu denen aber die Feuerpolizei (so hiess die Feuerwehr damals) wegen gesprengter Brücken nicht gelangen konnte.
Ich hab hier übrigends noch ein kleines Geheft, dass das Kriegsende im Coburger Umland, speziell im Rodacher Raum schildert. Hat mein Großvater (ehem. Bürgermeister meines Ortes) damals als Geschenk erhalten. Leider steht nichts direkt über Coburg dabei - aber Rodach hat es wohl den Bildern nach zu urteilen stellenweiße auch ganz hart erwischt.
Im Verhältnis wohl härter als Coburg, insbesondere die damals noch selbständigen Dörfer Roßfeld, Gauerstadt und Lempertshausen.
Das ist in den "Coburger Geschichtsblättern", April bis Juni 1995, eindrucksvoll beschrieben.
Gerade in dem von Stammbus angesprochenen Heft der Coburger Geschichtsblätter wird auch viel über Coburg berichtet. Teilweise findet sich dort auch seltenes Bildmaterial über zerstörte Häuser in Coburg wieder. Eine Liste der schwer- und total zerstörten Häuser in Coburg verfüge ich. Wem sie interessiert, ich kann sie gerne mal reinstellen.
Immer nur her damit! Ich kann leider nur mit Erzählungen, Truppenbewegungen und Zuständen der Ortschaften im Rodacher Raum dienen. Gehört aber wohl nicht ganz in diesen Thread.
So ich kommt mal die Liste rein. Im Original ist sie dem Alphabet nach geordnet. Ich halte es aber für sinnvoller, wenn die Ordnung geographisch erfolgt.
Kommen wir zum ersten Zerstörungsschwerpunkt (Bereich Steinweg-Oberer Bürglaß-Allee)
Das Jahr 1947 Es war gut, dass wir uns im, vergangene Jahr über mit Holz zum heizen eingedeckt hatten, denn im Dezember 1946 begann der kälteste Winter in Mitteleuropa seit Jahren und er dauerte bis in den März hinein. An den Fensterscheiben der Schlafzimmer, (die natürlich nie beheizt wurden), waren früh dicke Eisschichten. Der Atem von der Nacht war an der Zudecke gefroren. Ohne Wärmflaschen konnte man unmöglich einschlafen, meist wurde auch im Bett noch ein Pullover oder sonstiges übergezogen. Versorgung mit Kohlen war rationiert und die Mengen viel zu klein. In unserer Nachbarschaft wohne ein Lokführer, der die Strecke Coburg - Neustadt gefahren ist, im vorbei fahren hat er meist ein paar Schaufeln Kohlen auf den Bahndamm geworfen und wir Kinder haben sie aufgesammelt Zu dem Hunger, der unser Leben immer noch beherrschte kam auch noch die Kälte. Es war eine schwere Zeit die wohl keiner der sie erlebt hat je vergessen konnte. Sie wird immer ein Teil der Vergangenheit und der Geschichte bleiben. Langsam wurde es etwas aber besser, Der Verwaltungsapparat funktionierte wieder einigermaßen. Die Militärregierung erlaubte es Parteien zu gründen. Im September 1947 wurde Hans Ehhardt von der CSU und der SPD zum Ministerpräsidenten von Bayern gewählt. Es war ja nicht so einfach, wer in der Nationalsozialistischen Verwaltung war, war meist auch Mitglied einer Nationalsozialistischen Partei und musste erst einmal entnazifiziert werden. Es ist ja nicht möglich einen Richter oder höheren Beamten so einfach gegen einen Arbeiter zu ersetzen. Auch Polizei war wieder vermehrt auf den Straßen, was sehr beruhigend war. Seit Hebst 1946 besuchte ich den Konfirmandenunterricht und Ostern 1947 wurde ich konfirmiert, aber das war kein Fest wie man es sich heute vorstellt. Nur mit Mühe und unter vorhergegangenen Entbehrungen war es uns möglich diesen Tag einigermaßen zu feiern. Für den Kuchen verwendete unsere Mutter Bucheckern, die wir im Herbst gesammelt hatten. Dazu gab es Muckefuck, so nannten die Bürger dieses Getränk. (ein ganz leckerer Kaffe, schüttel!!) aber es gab ja nichts anderes. Auch die Geschenke waren sehr bescheiden, drei Taschentücher oder ein Taschenmesser, die Mädchen meist eine Sammeltasse und auch viele Taschentücher. Wenn ich daran denke was die Kinder heute bekommen und oft dabei auch noch unzufrieden sind, was waren wir bescheiden. Wir bekamen zwar Lebensmittelmarken für Fleisch, Fett, Brot, und sonstige Nahrungsmittel. Aber ohne Lebensmittelmarken deren Rationen auch weiterhin viel zu gering waren, um sich satt essen zu können bekam man in den Geschäften nichts zu Kaufen. Es blühte deshalb auch weiterhin der Schwarzmarkt dafür brauchte man aber Tauschwaren wie Zigaretten oder Schmuckstücke , Teppiche, usw. eine Amerikanische Zigarette war 5.- RM wert, Für einen Herrenanzug bekam man zirka 10 Pfund Speck. Wer nichts zum Tauschen hatte, musste auch weiterhin über die Dörfer ziehen und bei den Bauern betteln gehen. Im Laufe des Jahreskreises kam die Getreideernte und für uns das sehr mühsame Ährenlesen. Da das Getreide noch mit der Hand, oder bei etwas größeren Bauern mit der Mähmaschine gemäht wurde, um es zum trocknen in Garben zu binden und dann zu Puppen auszustellen, blieben doch so einige Ähren auf dem Acker liegen. Zu Hause wurden die Ähren in einen Sack gesteckt und mit einem Knüppel gedroschen. Im Wind wurde dann die Spreu von den Körnern getrennt, um die Körner dann anschließend in der Kaffemühle zu mahlen. Meist wurde aus den grob gemahlenen Getreide eine Suppe gekocht, welche wenn wir Glück hatten und beim Metzger etwas Wurstsuppe bekommen haben gar nicht so schlecht geschmeckt hat. Ein Stück Fleisch in der Suppe kannten wir nicht. Um so eine Kanne Wurstsuppe zu bekommen musste man sich schon sehr lange, bevor sie ausgegeben wurde anstellen. Unsere Eltern verbrachten generell sehr viel Zeit damit, wegen Lebensmittel anzustehen. Es gab immer lange Schlagen, und wenn man dran war konnte es basieren, das keine Ware mehr da war. Dann kam das Blaubeersuchen und anschließend das Kartoffelstoppeln. Das heißt, wir gingen wenn das Feld abgeerntet war mit unseren Hacken auf das Feld, um die liegengebliebenen oder noch in der Erde steckenden Kartoffel zu finden und einzusammeln. Auch eine ebenfalls sehr mühsame Arbeit. Aber dafür konnten wir uns endlich einmal wieder satt essen, auch wenn es nur Kartoffel mit Salz oder wenn wir Glück hatten mit Quark war. Wenn wir einmal Zuckerrüben gefunden oder manchmal auf einem Feld auch ein Paar mitgehen haben lassen, wurde daraus ein Rübensirup gekocht. ( lecker!!) Genau wie im vergangenen Jahr, war im Sommer und bis in den Herbst hinein, bei schönem Wetter am Wochenende Holztag. Der nächste Winter würde bestimmt kommen und wir wollten ja nicht frieren Wie so ein Holztag aussah, habe ich ja schon beschrieben! Es war für uns immer ein schwerer Tag , denn wir hätten gerne etwas anders unternommen. Die Bauern waren in den Hungerjahren die Gewinner und konnten sich vieles leisten, für Nahrungsmittel wurde fast jeder Preis bezahlt. Aber sie lebten auch oft gefährlich, denn nicht selten wurden einsame Bauernhöfe überfallen um Speck, Fleisch und Wurst als Beute mitzunehmen. Der Sommer 1947 war sehr trocken, sodass die Ernte auch geringer war. Es kam auch die Zeit, das unser Vater einen Hasenstall baute, um uns ein paar Stallhasen anzuschaffen, denn auch wir hätten gerne einmal an einem Sonntag einen Hasenbraten gegessen. Aber wie das so ist im Leben, vor den Genuss, kommt erst einmal die Arbeit. Da wir keine Wiese hatten, mussten wir jeden Tag Hasenfutter suchen gehen. Mit einem Sack und einer Sichel zogen wir los und kein Flecken Klee oder ein Milchstock war vor uns sicher. Leider gab es damals nicht so viele Milchstöcke, die kamen damals gar nicht erst zum blühen. Groß war unsere Freude, als zum ersten Mal ein Hasenbraten mit Klößen auf dem Tisch stand, es war wie Weihnachten und Ostern zusammen. Der Ernst des Lebens begann im Herbst 1947 war es dann soweit und ich musste eine Lehre antreten.Lehrstellen zu finden, war damals nicht einfach. Auch ich konnte nicht das lernen, was meine Wunschvorstellung war, die Arbeitszeit betrug 45 Stunden in der Woche, auch Samstags mussten wir bis 14.00 Uhr arbeiten und als Lohn bekamen wir im ersten Lehrjahr 10.- Reichsmark in der Woche. Da wir natürlich kein Fahrrad hatten, mussten wir sehr weit zur Arbeit laufen, was auch wieder von unserer Freizeit abging. Aber da es ja fast alle betroffen hat war das für uns selbstverständlich. Weihnachten war wie die Jahre vorher sehr bescheiden, nur hatten wir Dank der Hasen in diesem Jahr wenigstens einen Festtagsbraten.
@alter Coburger: Deine interessanten, ausfuehrlichen Berichte ueber das Leben in der Nachkriegszeit haben bei mir weitere Erinnerungen geweckt. Auch wir haben Fallobst aufgelesen. Die Fallaepfel, die zum groessten Teil alle wurmig waren, wurden geschaelt, in Scheiben geschnitten, auf einen Faden gezogen und auf dem Boden unterm Dach getrocknet. Aus den Apfelschalen wurde Tee gekocht. Wir haben auch Blaubeeren und Hoelberle gesucht und aus Heckenrosenhiften Marmelade gemacht.
Im Winter 1947 wurden wir eine Zeitlang in der Rueckertschule unterrichtet, weil es in der Heiligkreuzschule an Heizmaterial gefehlt hat. Die Grossmutter meiner Freundin hat damals wegen Mangel an Heizmaterial Moebel, u.a. einen antiken Serviertisch, zerhackt und dann verbrannt.
Im Steinweg am Eck, wo es zur Badergasse runtergeht, befand sich die Tauschzentrale, wo man Dinge, die man entbehren konnte, gegen etwas tauschen konnte, was man brauchte. Ich erinnere mich, dass damals ein schwarzer Ledermantel im Schaufenster ausgestellt war, den jemand zum Tausch gebracht hatte.
Fleisch war knapp und ab und zu hat meine Mutter Pferdefleisch beim Pferdeschlachter Wittig in der Brueckenstrasse gekauft. Das Fleisch war sehr zaeh, die Pferdeplockwurst allerdings war nicht schlecht.
In dem heissen Sommer (1946 oder 1947?) wurde sogar das Wasser rationiert. Es lief nur stundenweise aus der Leitung, und man hat dann alle vorhandenen Toepfe, Kannen und Eimer mit Wasser gefuellt und fuer spaeter aufgehoben. Die beiden riesigen Metallkannen, die mein Grossvater vom Proviantlager hat mitgehen lassen, haben da gute Dienste geleistet. Manchmal kam auch ein Tankwagen mit Wasser vorbei, wo man sich Wasser holen konnte. Meine Freundin hat erzaehlt, dass sie, wenn es mal wieder kein Wasser gab, mit Eimern und Kannen von der Seidmannsdorfer Strasse oben bis runter zum Rueckertbrunnen gelaufen sind, um sich dort Wasser zu holen.
Sag mal, alter Coburger, habt ihr keine Angst gehabt, erwischt zu werden, wenn ihr duerre Baeume umgemacht habt? Man durfte doch damals nur Holz auflesen, das auf dem Boden lag.... Wir haben rucksackweise Tannenzapfen vom Lauterberg heimgeschafft. Einen Handwagen besassen wir leider nicht.
Sag mal, alter Coburger, habt ihr keine Angst gehabt, erwischt zu werden, wenn ihr duerre Baeume umgemacht habt? Man durfte doch damals nur Holz auflesen, das auf dem Boden lag.... Wir haben rucksackweise Tannenzapfen vom Lauterberg heimgeschafft. Einen Handwagen besassen wir leider nicht.
------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Hallo Phoenician Man brauchte, um in den Staatsforst zum Holz holen, einen Holzleseschein, den man im Fostamt gegen ein Entgelt bekommen hat. Den hatten wir und nach meinen Erinnerungen durfte man dann auch Dürre Bäume die zu einer gewissen Stärke um machen. Ich glaube es waren so zirka 10cm. Der galt aber nur für den Staatsforst, nicht für Privatwald. Staatswald gab es aber nur in Richtung Callenberg und Mährenhausen. Deswegen hatten wir ja auch so eine lange Anfahrt. Ich weiß nun nicht wie gut du dich in Coburg und Umgebung auskennst aber bis Beiersdorf waren es von und aus schon einmal 2-3 KM.Dann ein ganzes Stück die Wildbahn Richtung Mährenhausen. Da kamen leicht 5 Km zusammen. Nun einen Handwagen hatten wir zu dieser Zeit dann schon, aber der hatte keine Gummiräder,nein die gab es zu dieser Zeit noch nicht. Es waren Holzräder mit Eisenreifen und es gab ab Beiersdorf auch keine geteerte Straße das was ein Schotterweg. Der Holztag war für uns alle sehr sehr anstrengend. Nun wir haben natürlich auch dicke Äste gesammelt,unser Vater war da sehr erfinderisch, er hat zwei Stangen je zirka 1,50m so gemacht, das man sie mit einer Hülse zu einer langen Stange verbinden konnte. An der einen wurde im Wald vorne eine kleine Säge befestigt, mit der man dann auch schon einmal einen dicken Ast der etwas höher hing absägen konnte. Man musste in dieser Zeit sehr erfinderisch sein in allen Dingen. Ich gebe ja zu die Grenzen zwischen Staatsfort und privat Wald konnten wir oft nicht unterscheiden,wenn da zufällig ein dürrer Baum war.Auch wenn da einmal ein Baum etwas dicker war, der wurde im Wagen gut versteckt. Aber ich kann mich nicht erinnern, das wir einmal kontrolliert wurden. Es war eine sehr harte Zeit,manchmal frage ich mich, wie wir das alles neben der Arbeit überhaupt geschafft haben. Grüße alter Coburger